RN/187
22.05
Abgeordnete Mag. Johanna Jachs (ÖVP): Zwischen Aktion „und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Diese Worte stammen von Viktor Frankl. Er hat wahrscheinlich die individuelle Entwicklung der Menschen gemeint, aber man könnte diese Worte auch auf unsere Gesellschaft übertragen – und liebe FPÖ, vielleicht nehmt ihr euch diese Worte ganz besonders zu Herzen.
Die tragischen Ereignisse in Graz im letzten Monat haben uns auf ganz brutale Art und Weise gezeigt, wie rasch das Unfassbare Realität werden kann. Ein junger Mensch, mitten unter uns, in unserem Schulsystem, begeht einen Amoklauf. Deswegen werden wir diesen Moment auch nicht loslassen, sondern werden Aktionen und Handlungen setzen und heute unter anderem darüber reden.
Liebe Kollegin Berger! Ich mache dir jetzt gar keinen Vorwurf, du warst in der letzten Legislaturperiode nicht im Hohen Haus, deshalb weißt du vielleicht nicht, dass wir das in der Vergangenheit auch schon getan haben, wenn es um die psychische Gesundheit junger Menschen geht. Wir haben da ein ganz großartiges Projekt geschaffen – Gesund aus der Krise – und auch das wird jetzt in dieser Legislaturperiode weiter finanziert. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Diese Bundesregierung setzt natürlich auch weitere Schritte Bezug nehmend auf das, was ich gerade angesprochen habe. Wir verschärfen das Waffenrecht, es wird mehr Schutz für Kinder und Jugendliche geben, und wir müssen auch die Verantwortung der sozialen Medien besprechen und genauer hinschauen. Auch da braucht es mehr Jugendschutz, auch da braucht es transparente Algorithmen, transparente, nachvollziehbare Standards, wo die Verantwortlichkeit festgemacht werden kann.
Sehr geehrte Damen und Herren, fast die Hälfte der österreichischen Schülerinnen und Schüler sagt, dass sie aufgrund der schulischen Anforderungen stark unter Druck stehen. 21 Prozent der Schülerinnen und Schüler sagen auch, dass sie unter wiederkehrenden depressiven Symptomen leiden.
Bei mir zu Hause in Freistadt haben sich im letzten Monat zwei Schüler suizidiert, das Leben genommen. Das Leben hatten sie noch vor sich. Deshalb müssen wir da wirklich ganz, ganz genau hinschauen. Wir dürfen diese Situation nicht so hinnehmen, denn junge Menschen sollen eben nicht glauben, dass sie mit ihren Problemen, mit dem Druck, mit den Emotionen alleine dastehen. Wir müssen ihnen sagen, dass es da auch Ansprechpersonen gibt – neben Eltern, neben Familien, neben Freundinnen und Freunden, selbstverständlich. Es gibt zum Beispiel die Hotline Rat auf Draht, die Kummernummer, andere niederschwellige Angebote, die zur Seite stehen, wenn sie gebraucht werden und man sie in Anspruch nimmt.
Das wollen wir eben langfristig finanziell absichern, und wir wollen natürlich auch die Prävention an den Schulen ausbauen. Es braucht mehr Schulpsychologen, mehr Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an den Schulen. Das werden wir machen, aber es ist klar, dass die Schule das nicht alleine tragen kann. Darum wollen wir auch die außerschulische Jugendarbeit stärken, mehr Workshops, mehr Informationen, mehr Prävention – auch in den Klassenzimmern: mehr erste Hilfe für die Seele in den Klassenzimmern. Das sind ganz wichtige Ansätze, die wir mit diesem Antrag verfolgen werden.
Darüber hinaus – und das wurde jetzt noch gar nicht thematisiert – wollen wir auch einen runden Tisch mit den Ländern, bei dem es um einheitliche Standards in der Kinder- und Jugendwohlfahrt geht und um eine ressortübergreifende Gewaltprävention.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich danke Ihnen trotzdem – vor allem bei diesem Thema – für die Einstimmigkeit, dass Sie alle diesen Antrag unterstützen werden. Das ist einfach ganz wichtig, wenn die Kinder und vor allem auch die mentale Gesundheit unserer Kinder im Mittelpunkt stehen. Wir können die Momente der letzten Wochen, des Junis nicht ungeschehen machen. Wir können sie nutzen, um unsere Strukturen zu verbessern für mehr Prävention – und das ist auch unsere Verantwortung. In dieser Verantwortung liegt auch eine Chance, nämlich die Chance auf eine Gesellschaft, in der Kinder und Jugendliche gesehen werden, gestärkt werden und ernst genommen werden. Das ist unsere Aufgabe, dass wir alle miteinander hinsehen. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
22.09
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Stich. Eingemeldete Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.