RN/161
19.38
Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Vielen Dank, Frau Präsidentin! Frauen Bundesministerinnen! Mit der heutigen Gesetzesänderung schreiben wir ein Stück digitale Geschichte. Ziemlich genau zehn Jahre nach dem Pograpschparagrafen kommt jetzt der Dickpic-Paragraf, und er zeigt eines ganz deutlich: Die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, und das Strafrecht zieht auch endlich nach.
Bei beiden Paragrafen geht es im Kern um eine ganz einfache Frage: Was muss man sich als Frau denn eigentlich gefallen lassen? Was muss man über sich ergehen lassen, wenn ein Mann einfach so auf die Idee kommt, ein Penisfoto zu machen und ungefragt hineinzusliden in irgendwelche Social-Media-Kanäle, in unsere Mailboxen, via Bluetooth in U-Bahnen auf unsere Handys? Das geht einfach nicht mehr! Ich frage mich schon oft: Wie kommt man eigentlich auf diese Idee, zu sagen: Ja, da mache ich jetzt ein Foto, weil: Das ist so fesch, das muss die Welt jetzt einfach gesehen haben! (Heiterkeit bei Abgeordneten von NEOS und Grünen.) Also das ist so völlig fern von meiner Vorstellungskraft; es gibt aber Untersuchungen dazu.
Es gibt zwei Gruppen: Die kleinere Gruppe, das sind Männer, die tatsächlich ziemlich patschert sind im Leben und glauben, dass das eine gute Anbahnungsstrategie ist, weil: Was man selber so toll findet, muss ja wer anderer auch toll finden, und das könnte doch ein guter Gesprächseinstieg sein, wenn man jemandem ein Dickpic schickt. Die viel größere Gruppe hingegen sind Männer, die einfach einen Machtmissbrauch betreiben, die Frauen dominieren wollen, die sie zwingen wollen, ihre Penisbilder anzusehen. Und diesen Männern sei gesagt: Eure Penisbilder interessieren wirklichen keinen Schwanz! (Heiterkeit und Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen.)
Es ist übergriffig, es ist respektlos, und es ist Gott sei Dank mit 1. September endlich Geschichte. Niemand muss mehr gezwungen werden, sich Genitalbilder, Penisbilder anzusehen, ohne dass das irgendwelche Konsequenzen hat. Es ist wichtig, dass wir Konsens schaffen über Interaktion, und wir sind hier auf vielen Ebenen unterwegs. Auch an dieser Stelle ist zu sagen: Nur Ja heißt Ja.
Wir reden bei all diesen Fällen übrigens auch nie über die Machtgefälle, die oft damit einhergehen. Viele Fälle haben genau dieses Machtgefälle: Lehrer, Studentin; Chef, Praktikantin; fremder Mann, junge Frau. Da geht es um Dominanz, da geht es um Einschüchterung, und das ist endlich Geschichte. Weil: Gleichstellung, meine Damen und Herren, zeigt sich nicht nur bei Gehältern, zeigt sich nicht nur bei Karenzmodellen, sondern auch darin, wem wir glauben, wem wir zuhören und für wen wir eigentlich Konsequenzen schaffen. Und für viele Frauen draußen ist das ein wichtiges Signal: Ihr seid nicht alleine, und ihr müsst euch das nicht mehr gefallen lassen! (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen.)
19.41
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Alma Zadić.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.