RN/27

11.53

Abgeordnete Dr. Alma Zadić, LL.M. (Grüne): Vielen Dank. Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Lieber Zuseherinnen und Zuseher! 8 372. Genau heute vor 30 Jahren, am 11. Juli 1995, wurden mehr als 8 372 Männer und Buben aus dem Leben gerissen – einzig und allein wegen ihrer Religion, ihres Namens, ihrer Zugehörigkeit brutal und systematisch hingerichtet.

Es war ein Akt der Grausamkeit vor unseren Augen – viele von Ihnen können sich noch erinnern – und kurz vor dem Friedensabkommen, ein Akt, der einzig und allein dem Ziel diente, eine Gruppe von Menschen, die bosnischen Muslime, in der Region auszulöschen. 

Der Völkermord von Srebrenica, das größte Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ist ein erschreckendes Mahnmal dafür, was passieren kann, wenn Hass, Hetze und Diskriminierung in unserer Gesellschaft überhandnehmen, was passieren kann, wenn Nationalismus und nationalistische Rhetorik unsere Gesellschaft spalten, was passieren kann, wenn Menschen entmenschlicht werden, sodass Humanität keine Rolle mehr spielt.

Es ist ein Mahnmal dafür, dass es immer und überall passieren kann. Wenn man Geschichten von Überlebenden hört, dann hört man oft eine Geschichte der Hoffnung, dass es doch bald vorbei sein wird, dass die Schüsse bald aufhören werden, dass es nicht passieren wird. Aber es passierte trotzdem. Es passierte vor den Augen der internationalen Gemeinschaft, es passierte sogar in einer UN-Schutzzone, die für Menschen, die Schutz suchten, errichtet wurde. 

Es passierte, dass tagelang Männer und Buben von ihren Müttern, Schwestern, ihren Töchtern getrennt wurden. Es passierte in nur wenigen Tagen, dass Männer und Buben durchgehend hingerichtet wurden, so lang, bis niemand mehr da war. 

Nicht nur heute, jeden Tag müssen wir uns gemeinsam für ein würdevolles Gedenken einsetzen für eine Gedenkkultur, die sich erfolgreich widersetzen kann, wenn versucht wird, Geschichte und Fakten umzuschreiben, wenn Genozidleugnung betrieben wird.

Warum ist das wichtig? – Weil wir den jüngeren Generationen erlauben müssen, die richtigen Lehren aus der Geschichte zu ziehen, damit so etwas nie wieder passieren kann. Jeder und jede von uns kann dabei einen Beitrag leisten, sei es im UN-Sicherheitsrat, sei es in Österreich, überall, indem wir uns jeden Tag für den Schutz von Menschenrechten, die Gleichberechtigung und den Respekt für alle Menschen unabhängig von ihrer Religion oder ihrer Herkunft einsetzen (Beifall bei Grünen, ÖVP, SPÖ und NEOS), indem wir uns dafür einsetzen, dass der Völkermord von Srebrenica und die Kriegsverbrechen in Bosnien und Herzegowina niemals in Vergessenheit geraten und dafür, dass sich so etwas niemals wiederholt. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen, ÖVP, SPÖ und NEOS.)

11.58

Präsident Peter Haubner: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Rudolf Taschner zu Wort gemeldet. – Ich stelle Ihre Redezeit auf 3 Minuten ein.

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.