RN/63

14.15

Bundesminister für Bildung Christoph Wiederkehr, MA: Vielen Dank, Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren! Es geht heute um Bildung, von der Elementarpädagogik bis zur Schule. Die Elementarpädagogik ist das Fundament einer guten Bildung, darum freue ich mich als Bildungsminister sehr, dass wir heute einen Paradigmenwechsel in der Elementarpädagogik in Österreich einläuten, dass nämlich erstmalig ein grundständiges Studium für Elementarpädagogik rechtlich ermöglicht wird. Das ist in den meisten Ländern Usus, in Österreich war es bisher rechtlich nicht erlaubt. Das ist jetzt der Paradigmenwechsel, dass in Zukunft Fachhochschulen, aber auch pädagogische Hochschulen oder Universitäten ein eigenes Studium Elementarpädagogik anbieten können.

Ich halte das aus zumindest zwei Gründen für besonders wichtig: Erstens ist eine gesellschaftliche Aufwertung der Elementarpädagogik, wenn sie auch akademisch studiert werden kann. Gleichzeitig gibt es auch andere Ausbildungsformate, die besonders wichtig sind. Zweitens benötigen wir in den nächsten Jahren besonders viele zusätzlich ausgebildete Fachkräfte in der Elementarpädagogik – einerseits, weil der quantitative Ausbau in ganz Österreich vorangeht, das ist wichtig für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf; andererseits aber auch, weil wir in Zukunft zusätzliche Qualitätsverbesserungen setzen wollen, die auch von den Grünen heute angesprochen wurden, nämlich beispielsweise kleinere Gruppen. 

Dafür benötigt man aber ausreichend Fachkräfte – und wir haben einen massiven Fachkräftemangel in der Elementarpädagogik geerbt –, deshalb haben wir eine große Ausbildungsoffensive gestartet, um in den nächsten vier Jahren 4 000 zusätzliche Plätze zu schaffen. Ein wichtiges Fundament ist eine zusätzliche akademische Ausbildung – als grundständiges Studium, aber gleichzeitig beispielsweise auch über Elementar plus, dass sich Assistent:innen zu Elementarpädagog:innen akademisch aufqualifizieren können. Das ist arbeitsmarktpolitisch sinnvoll, das ist frauenpolitisch sinnvoll und es ist auch bildungspolitisch sinnvoll, weil wir damit zusätzliche Fachkräfte in die Gruppen bekommen und damit mittelfristig die Qualität weiter verbessern können. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Silvan [SPÖ].)

Man muss es aber auch ehrlich ansprechen: Der Fachkräftemangel in der Elementarpädagogik wird uns in den nächsten Jahren massiv beschäftigen. Das wird sicher nicht der letzte notwendige Beschluss hier im Nationalrat sein, sondern viele weitere Initiativen werden notwendig sein. Wir werden auch dieses Projekt natürlich evaluieren – schauen, wie es funktioniert hat, dass auf Fachhochschulen oder pädagogischen Hochschulen auch tertiär ausgebildet wird.

Neben dieser wichtigen Stärkung der Elementarpädagogik geht es heute um eine Stärkung der Schulen und um eine Stärkung der Bildung in Österreich über Orientierungsklassen. (Abg. Steiner [FPÖ]: Wo nehmen wir denn das Personal her?) Die Orientierungsklassen sind eine Stärkung der Bildung für diejenigen Kinder, die in einer Regelklasse überfordert sind, weil sie davor noch keinen Kindergarten oder keine Schule besucht haben. Sie sind gleichzeitig auch eine Stärkung der Schulen – und das wurde heute eingemahnt und das ist auch das Ziel dieses Projektes: eine Entlastung der Schulen –, da es eigene Angebote für diejenigen Kinder gibt, die noch keine Vorläuferfertigkeiten im Schulbereich haben.

Ich weiß das aus Wiener Erfahrung, wo ich ja verantwortlich war, wo wir mit der Bildungsdirektion Orientierungsklassen eingerichtet haben, die sehr gut funktioniert haben (Abg. Steiner [FPÖ]: Ja!), die ich mir auch selbst angeschaut habe, wo in den Orientierungsklassen mit den Eltern gearbeitet wird, mit den Kindern individuell gearbeitet wird, um dann einen Übergang ins Regelschulsystem zu ermöglichen. (Abg. Steiner [FPÖ]: Funktioniert gut!) Aber nicht nur in Wien hat es gut funktioniert, sondern beispielsweise auch in Vorarlberg. Wir haben zwei Bundesländer, die schon Modelle entwickelt haben, weil wir sehen, dass es notwendig ist, beispielsweise auch eine Wertehaltung frühzeitig zu vermitteln, mitzugeben, wie denn ein österreichisches Schulsystem ausschaut. All diese grundsätzlichen Fertigkeiten werden in Orientierungsklassen vermittelt.

Wie viele Plätze werden wir brauchen? – Wir wissen es noch nicht. Ich hoffe, so wenige wie möglich. Wir sind aber vorbereitet, auch für die Zukunft. Ich halte es für die Aufgabe und für die Verantwortung von Politik, auch für die Zukunft vorbereitet zu sein. Darum verstehe ich das Argument auch nicht, zu sagen: Jetzt haben wir die Familienzusammenführung ausgesetzt, man wird nie wieder so etwas brauchen! – Doch! Es kann wieder Situationen geben (Abg. Steiner [FPÖ]: Nein! Zu! Grenzen dicht!), in den es notwendig sein wird, für Kinder, die zu uns kommen, eine gute schulische Bildung zu ermöglichen. (Abg. Steiner [FPÖ]: Grenzen dicht!) Und Orientierungsklassen sind eine schulische Bildung. (Abg. Brückl [FPÖ]: Das ist Integration!) – Natürlich hat es auch mit Integration zu tun, aber Integration ist immer eine Querschnittsmaterie. Orientierungsklassen sind gut für alle Schulen (Abg. Steiner [FPÖ]: Ihr vermischts jetzt andauernd Asyl und Migration! – Abg. Shetty [NEOS]: Das Gute ist, dass ihr es immer auseinanderhaltets! – Abg. Steiner [FPÖ]: Na sicher! Aber da bin ich rigoros!) und gut für die Kinder, die dadurch Qualifikationen mitbekommen. 

Ich danke für die breite Debatte und bitte um Zustimmung zu diesen sinnvollen Initiativen, um so das österreichische Bildungssystem weiterzuentwickeln. – Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ. – Abg. Steiner [FPÖ]: Yannick, da bin ich echt rigoros! – Abg. Shetty [NEOS]: Ja, red einmal mit deinen Parteikollegen! – Abg. Steiner [FPÖ]: Da bin ich rigoros, das geht mir nämlich auf die Nerven, dass die andauernd vermischt werden! – Abg. Shetty [NEOS]: Dann schauen wir einmal, ob es hält! – Abg. Steiner [FPÖ]: Das kann ich nicht versprechen! – Heiterkeit des Abg. Shetty [NEOS].)

14.20

Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Katayun Pracher-Hilander zu Wort. 

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.