RN/18
10.08
Abgeordnete Silvia Kumpan-Takacs, MSc BA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Lieber Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier und auch zu Hause! Wir sprechen heute über Reformen in der Bildung, und lassen Sie mich eines klar sagen: Bildung beginnt, wir haben es heute schon oft gehört, nicht erst in der Schule, sondern – und das ist für die Sozialdemokratie immer klar gewesen – schon im Kindergarten, in der elementaren Bildung, denn elementar – es steckt schon im Begriff – ist grundlegend.
Aus der Gehirnforschung wissen wir, dass gerade die ersten Lebensjahre eines Kindes genau jene Phase ist, in der eine rasante Gehirnentwicklung passiert und in der die höchste Lernbereitschaft vorhanden ist. Kinderkrippen, Kindergruppen und Kindergärten sind daher Lernorte, die Verantwortung für dieses Fundament kindlicher Entwicklung tragen, und wir in der Politik tragen die Verantwortung, für die besten Rahmenbedingungen und Voraussetzungen zu sorgen. Darum ist es so wichtig, dass wir als Bundesregierung die Reformpartnerschaft mit Ländern, Städten und Gemeinden gestartet haben. Wir haben uns ein klares Ziel gesetzt, nämlich ein Bildungssystem, das alle Kinder fördert, niemanden zurücklässt und Chancengerechtigkeit garantiert. (Beifall bei der SPÖ.)
Jeden Euro, den wir in diese erste Bildungsinstanz investieren, sparen wir in späteren Instanzen: in den Schulen und – wir haben es heute schon gehört – bei den teuren Nachhilfen, die besonders die Eltern zu tragen haben. In der Reformpartnerschaft geht es um klare Kompetenzen und Strukturen, um Verbesserungen und um einen Fortschritt, der wirklich alle Kinder mitnimmt, alle Chancen ermöglicht, unabhängig von der Postleitzahl und dem Geldbörsel der Eltern. Stichworte: Fachkraft-Kind-Schlüssel, Gruppengröße, Bildungspläne auf Basis fundierter elementarpädagogischer Prinzipien, multiprofessionelle Teams. Es zählt in dieser Frage eine Haltung, die auf Wissenschaft und auf Expert:innen hört und ihre Empfehlungen ernst nimmt.
Liebe FPÖ, das wäre auch meine Empfehlung an Sie: Nehmen Sie Expert:innen und Wissenschaft ernst! Kinder lernen nämlich nicht isoliert die deutsche Sprache (Zwischenruf der Abg. Schartel [FPÖ]), sondern indem wir sie in Schule und Kindergarten integrieren, nicht indem wir sie ausschließen. (Beifall bei der SPÖ.)
Kinder haben es schon gar nicht verdient, dass in sie hineingespalten wird. (Zwischenruf der Abg. Schartel [FPÖ]. – Abg. Erasim [SPÖ] – in Richtung Abg. Schartel [FPÖ] –: Doch, sagt sie!) Ich finde, ideologische Schlagworte haben da nichts zu suchen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Steiner [FPÖ]: Remigration!)
Wir haben es jetzt gehört, das sind Ihre Lösungsansätze. (Zwischenruf des Abg. Steiner [FPÖ].) Wir haben andere Lösungsansätze. (Abg. Schartel [FPÖ]: Ja, das merkt man ...! – Abg. Steiner [FPÖ]: Gratulation, hat gut funktioniert bis jetzt! – Ruf bei der ÖVP: Herr Steiner!) Wir sind auf einem guten Weg. (Abg. Steiner [FPÖ] – erheitert –: Ja, genau!– Abg. Linder [FPÖ]: ... Vollgas drauf zu! – Abg. Erasim [SPÖ]: Der Habakuk hat auch ...!)
Liebe Grüne, ein Wort auch zu Ihnen: Sie kritisieren und kritisieren und kritisieren, aber Sie waren lange Zeit in der Regierung und ich frage mich, wieso Sie das nicht alles längst umgesetzt (Ruf bei den Grünen: Fragen Sie die ÖVP!) – auch gegenfinanziert umgesetzt – haben, was Sie jetzt fordern. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)
Wir wissen aber: Die Strukturqualität ist eine Seite; sie ist eine wichtige Säule, aber eine weitere wichtige Säule ist die Stärkung von Beruf und Ausbildung der Elementarpädagog:innen, Leitungen, Assistenz- und Stützkräfte. Wir sehen da die Bafögs und die Kollegs als eine wichtige, langjährig wichtige Ausbildungsform an Schulen. Auch für sie hat jetzt gerade ein neues Schuljahr begonnen, und ich freue mich, dass viele junge Menschen sich wieder für diesen schönen Beruf entschieden haben. Denn uns, den Kindergärten und Schulen, hilft es nichts, wenn es von einer Seite immer nur schlechtgeredet wird. Aus meiner Sicht ist es ein Beruf, in dem auch ganz viel Freude, Kreativität und Spaß möglich ist.
Doch wir gehen zusätzlich noch neue Wege: Mit dem neuen Bachelorstudiengang – erstmalig grundständig –, der nächste Woche startet, setzen wir ein weiteres klares Zeichen. Pädagog:innen haben nämlich ein Recht auf Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung, vor allem aufgrund der Herausforderungen der Zeit – wir haben es gehört –: Digitalisierung, Sprachentwicklung, Kinderschutz, psychische Gesundheit, Elternberatung und Managementaufgaben. Das Motto muss sein: die Besten bei den Jüngsten; denn bei den jungen Kindern kann man so viel richtig, aber auch so viel falsch machen.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei all jenen bedanken, die jeden Tag für unsere Kinder alles richtig machen (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS), die gerade jetzt vor drei Wochen mit neuer Konzeption und Planung und viel Kompetenz in ein neues Kindergartenjahr gestartet sind, bei allen Pädagog:innen, allen Assistenzkräften, Stützkräften, Reinigungskräften und Leitungen, die Tag für Tag einen unbezahlbaren Beitrag für unsere Kinder, für die Gruppen, für die Eltern, besonders für berufstätige Frauen, für Großeltern und Familien, für die gesamte Gesellschaft leisten. Denn: Was wir heute in die Kinder investieren, werden wir später als Gesellschaft ernten. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)
10.13
Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Fiedler. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.