RN/204

22.46

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Vielen Dank, Herr Präsident! Frau Bundesminister! Ja, da bleibt einem schon die Spucke weg. Puh. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ sowie Beifall bei den NEOS und des Abg. Elian [ÖVP].) Bei der FPÖ scheint das Motto zu sein: künstliche Aufregung statt künstlicher Intelligenz. Ich weiß nicht, ob Sie sich vor künstlich oder vor Intelligenz fürchten. (Beifall bei NEOS, SPÖ und Grünen.

Aber es macht mich auch betroffen, als Frauenpolitikerin und als Feministin, dass sich Frauen hierher stellen, die Erbinnen sind, Profiteurinnen sind (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen) von einer Emanzipation, die viele Frauen vor ihnen erkämpft haben, die auch dafür bestraft worden sind. (Abg. Stefan [FPÖ]: Das waren unsere Mütter!) Sie sitzen hier, Sie haben ein Mandat, Sie haben die Möglichkeit, sich zu äußern und zu sprechen, weil sich das Frauen vor Ihnen erkämpft haben. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS, bei der SPÖ, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Deckenbacher [ÖVP]. – Abg. Stefan [FPÖ]: Das waren keine Feministinnen!)

Diese Backlash-Haltung, dieses Hinhauen auf Gleichstellungspolitik, das Verunglimpfen dann auch noch als Gender-Bla-bla (Abg. Schartel [FPÖ]: Bla, bla, bla!), das ist wirklich atemberaubend. Es gibt sicher einen Ausdruck dafür, einen Fachbegriff, wenn man ein feministisches Stockholm-Syndrom hat, also wenn man als Frau, um Männern zu gefallen – die über diese Listen offenbar bestimmen, denn die FPÖ ist eine Männerpartei – dann hier den Herren nach dem Mund redet. (Abg. Linder [FPÖ]: Ich lade Sie einmal ein...! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Was? – Abg. Martin Graf [FPÖ]: Das ist diskriminierend gewesen! – Abg. Stefan [FPÖ]: Das ist Diskriminierung! – Abg. Belakowitsch [FPÖ]: Das ist echt frauenfeindlich! Und ihr bezeichnet euch als Feministinnen! – Abg. Schartel [FPÖ]: Gender-Bla-bla-bla!)

Wir kommen zur künstlichen Intelligenz. Einmal mehr zeigt sich: Es braucht sie, aber wir müssen sie auch gemeinsam entwickeln, denn KI ist, genauso wie die FPÖ, ein Männerklub – und das mit ebenso verheerenden Folgen. 73 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher geben an, sie hätten wenig bis gar kein Wissen über KI und nur ein Viertel schätzt ihr Verständnis als gut ein. Das basiert auf einer Umfrage von Statistik Austria. 40 Prozent der Männer geben an, ihre Fähigkeiten im Einsatz von KI seien ausreichend ausgeprägt. Ja, wir wissen, dass Männer sich sehr schnell als gut und positiv einschätzen, während Frauen sich da oft ein bisschen schwerer tun: Nur 25 Prozent der Frauen sagen, ihre Fähigkeiten sind ausreichend. 

Fakt ist auch, dass in Österreich nur 16 Prozent der in der IT-Branche Beschäftigten Frauen sind. Das heißt: In den Schlüsselberufen der Digitalisierung fehlen Frauen fast vollständig und das ist nicht nur ein Bildungsproblem, das ist ein Kulturproblem. Viele Frauen, die in Mint-Berufen arbeiten, berichten von männlich geprägten Strukturen, von fehlenden Role-Models, von schlechter Vereinbarkeit mit Familienaufgaben. Wer eine Branche so organisiert, dass Frauen kaum bleiben können, braucht sich nicht zu wundern, wenn sie dann auch als Fachkräfte fehlen. (Abg. Martin Graf [FPÖ]: Vielleicht schaut ihr sie böse an!) Das wiederum ist ein technologisches Risiko und darum geht es ja gerade in diesem Antrag. 

Studien zeigen, dass Gesichtserkennungssoftware, die auf KI basiert, People of Colour signifikant schlechter erkennt als weiße Männer – und das passiert dann, wenn weiße Männer die Trainingsdaten erstellen. Eine KI ohne Frauen führt zu Bias und Ungerechtigkeit. (Abg. Stefan [FPÖ]: Die SPÖ wird jetzt die Gerechtigkeit da hineinsetzen! Wollen Sie die SPÖ-Gerechtigkeit da drinnen haben?) Diese Zahlen, die ich vorher genannt habe, sind nicht nur deprimierend, sie sind auch gefährlich, denn wenn Frauen fehlen, fehlen Perspektiven; wenn Frauen nicht mitdenken, wird KI verzerrt; wenn Frauen keinen Zugang haben, bleibt KI ein Machtinstrument männlicher Kreise. Ja, das verstehe ich schon, dass das die Herren von der FPÖ total aufregt, wenn man darüber spricht. (Abg. Stefan [FPÖ]: Das regt mich überhaupt nicht total auf!)

Mit She goes AI wollen wir genau diesen Zustand ändern. Wir wollen eine Bewegung. Wir wollen kein Alibi, keine Feigenblätter. Wir wollen Frauen von der Basis bis an die Spitze, Nutzerinnen, Entwicklerinnen und Entscheiderinnen. 

Denn wenn wir heute nicht entschieden handeln, dann kaufen wir morgen Systeme, die ferngesteuert sind. (Beifall bei NEOS, ÖVP und SPÖ. – Abg. Deimek [FPÖ]: Ihr müsstet euch selber einmal zuhören!)

22.50

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Tina Angela Berger. Eingemeldete Redezeit: 2 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete. 

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.