RN/207

22.57

Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung Eva-Maria Holzleitner, BSc: Danke schön, Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Zunächst lassen Sie mich für die Beschlüsse, die Sie heute zuvor schon gefasst haben, einen Dank aussprechen. Sie haben nämlich einen wesentlichen Schritt für mehr Sicherheit in unserem Land gesetzt, insbesondere für die Frauen – durch die klare Verschärfung und die deutlich nachhaltigeren Regeln, was den Zugriff und die Verfügbarkeit von Waffen in unserem Land betrifft. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)

Ich denke, da wurde durch Ihr Abstimmungsverhalten heute im Parlament wirklich ein maßgeblicher Schritt zur Sicherheit von Frauen in unserem Land gesetzt. Dafür möchte ich mich als Frauenministerin ausdrücklich bei Ihnen bedanken. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)

Der vorliegende Tagesordnungspunkt zum Thema She goes AI ist ehrlicherweise keine kleinere Frage als jene, wie wir gemeinschaftlich unsere Zukunft gestalten wollen. Künstliche Intelligenz ist doch schon seit langer Zeit kein bloßes Thema von Forschungslaboren mehr, wo in der Zukunft daran gearbeitet werden soll. Sie ist auch in unserem Land mitten in der Lebensrealität von vielen Personen angekommen. Künstliche Intelligenz wird in Unternehmen von Personen tagtäglich verwendet. Die Beispiele wurden schon vielfach diskutiert und von Ihnen, sehr geehrte Abgeordnete, angesprochen. 

Ich bekenne mich sehr zu dem Beschluss, der später vermutlich durch Sie gefasst wird. Denn es geht um nichts weniger, als tatsächlich um diskriminierungsfreies Leben. Wollen wir verantworten, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts bewusst in einem Prozess, in einem Bewerbungsverfahren schlechter bewertet werden? Ich möchte das nicht. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie der Abg. Brandstötter [NEOS].

Ich möchte, dass Frauen gleichberechtigt Chancen haben, wenn sie ihre Bewerbung an ein Unternehmen schicken, weil ihre Leistungen, ihre Vorqualifikationen als solche anerkannt werden, und dass sie nicht aufgrund ihres Geschlechtes einfach zurückgestellt werden. Das kann aber durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz passieren, vor allem dann, wenn Frauen nicht mitentscheiden, wenn Frauen nicht mitprogrammieren, wenn Frauen hier nicht auch tatsächlich mitentscheiden.

Die künstliche Intelligenz ist nämlich aktuell kein neutrales Werkzeug. Sie reproduziert vielfach Dinge und Effekte, die wir schon kennen, weil sie mit vorhandenen Daten trainiert. Wenn wir zum Beispiel über den Matilda-Effekt sprechen, dass Frauen und ihre Erkenntnisse auch in Wissenschaft und Forschung vielfach nicht gesehen wurden, bei Publikationen nicht berücksichtigt worden sind, dann sind das Effekte, die, wenn sie auch unbearbeitet in KI-Entwicklungen weitergegeben werden, sich vielfach reproduzieren, sich potenzieren. 

Deshalb ist genau diese Initiative extrem wichtig, auch im Hinblick auf die politischen Perspektiven. Ich denke da beispielsweise an Plenarreden aus diesem Haus, die man verarbeiten kann, wobei man berücksichtigen muss, dass in den Abgeordnetenreihen früher keine Frauen waren. Plenarreden kann man verwenden, aber wenn frauenpolitische Perspektiven hier nicht miteinbezogen werden, dann fehlt einfach mehr als die Hälfte der Bevölkerung. (Beifall bei der SPÖ.)

Dasselbe gilt für wissenschaftliche und literarische Leistungen, die in historischen Daten nicht berücksichtigt worden sind. Ja, es braucht hier ganz klar auch die menschliche Perspektive 2025, und die muss Frauen miteinschließen. Deshalb ist diese Initiative so notwendig. 

Es wurde ja schon gesagt: Wenn es derartige Initiativen nicht gibt, dann begeben wir uns willfährig weiterhin in die Abhängigkeit von gewissen Tech-Bros, die sich den großen Männern jenseits des Atlantiks gegenüber sehr kuschelig, ja fast hörig verhalten. 

Diese Abhängigkeit sollten wir, denke ich, nicht nur als Österreich, sondern auch als Europäische Union durchaus in Angriff nehmen. Da geht es nicht nur um Initiativen, Frauen in Branchen wie künstliche Intelligenz oder auch in Mint-Berufe zu bringen. Es geht natürlich auch darum, sie in diesen Bereichen zu halten. Deshalb wird auch ganz intensiv im Rahmen des Nationalen Aktionplans gegen Gewalt an Frauen das Thema Arbeitswelt mitgenommen. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abg. Brandstötter [NEOS].)

Um Frauen in diesen Berufen zu halten, muss ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, in dem Vertrauen aufgebaut worden ist, in dem Frauen und ihre Erkenntnisse, ihre Leistungen wertgeschätzt werden – und nicht ständig hinterfragt werden, sodass sich Frauen fünf-, sechs-, zehnmal mehr beweisen müssen. Es geht auch darum, einen diskriminierungs- und sexismusfreien Arbeitsplatz vorzufinden – genau das sind auch die Themen, die in der vorhin angesprochenen Studie mitgegeben wurden –, einen wirklich diskrimierungs- und sexismusfreien Arbeitsplatz insbesondere für Frauen in Männerberufen zu schaffen, damit sie in diesen Berufsfeldern auch bleiben. Das ist sehr, sehr notwendig. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wird eine Initiative uns retten? Ich denke, es braucht mehr. Wir können aber insbesondere mit unseren sehr gut etablierten Grundlagen in der Grundlagenforschung, in der künstlichen Intelligenz aufbauen. Es gibt hier bereits Expertise in Österreich. Man denke nur an das Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, gemeinsam finanziert durch die Boehringer-Ingelheim-Stiftung Aithyra, wo der klare Schwerpunkt auf künstlicher Intelligenz liegt, oder man denke auch an den klassischen Schwerpunkt im Bereich künstlicher Intelligenz an der Johannes-Kepler-Universität in Kombination mit der medizinischen Fakultät. 

Tun wir nicht so, als hätten wir nicht bereits auch gute Bausteine, gute Grundsteine im Bereich der Grundlagenforschung in der künstlichen Intelligenz auch in Österreich, die wir dann weiter mitnehmen können und, wo wir, ja, besser werden müssen, damit diese Erkenntnisse der Grundlagenforschung sich dann letzten Endes auch in Österreich weiterentwickeln und nicht in andere Länder abwandern. 

Diese Initiative ist also wesentlich, um Gleichberechtigung auch in einem nicht Zukunftsfeld, sondern in einem aktuell relevanten Themenfeld herzustellen. Darüber hinaus gibt es da noch viel Weiteres, wo wir wirklich ansetzen müssen. Deswegen handeln wir hier auch, und deswegen ist es auch sehr zentral, dass wir die Grundlagenforschung auch in den kommenden Jahren mit einem entsprechenden Budget ausstatten. Auch das sei an dieser Stelle gesagt. 

Es ist also eine Frage der Demokratie. Es ist eine Frage der Chancengerechtigkeit und der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs, ob wir in aktuellen Entwicklungen auf mehr als die Hälfte unserer Bevölkerung verzichten oder ob wir sie einbinden und dadurch – wie vielfach durch wissenschaftlich sehr fundierte Studien belegt – erreichen, dass wir produktiver werden, dass wir effizienter werden, dass wir erfolgreicher werden in der Zukunft. Gerade das braucht es jetzt nämlich dringender denn je. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abg. Brandstötter [NEOS].)

23.05 

 Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Markus Leinfellner. – Ich stelle die Zeit auf 2 Minuten ein, Herr Abgeordneter. 

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.