RN/99
14.43
Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, es ist schon ganz vieles gesagt worden. Eigentlich sind wir uns einig, dass es ein ganz wesentliches Thema ist, dass wir ausbilden.
Der einzige Punkt, warum die Grünen heute hier nicht mitgehen, ist, weil sie meinen, dass eine Universität privilegiert ist. Ich glaube das nicht, denn Ausbildung in diesem Bereich ist kein Geschäft. Ich weiß auch vom Psychotherapieverband: Das ist eine so intensive Ausbildung, Geschäft macht man damit keines. Also ich glaube, man muss froh sein, wenn wir ausbilden. Und wir machen heute eines: dass wir aus einem ursprünglich sehr privilegierten Beruf einen Beruf machen, zu dem viel mehr Menschen einen Zugang haben können, die sicher sehr geeignet sind.
Frau Kollegin Pracher-Hilander, ich habe mir schon gedacht: Ich bin gespannt, wann das Wort Covid kommt. – Das war im ersten Satz, Wort Nummer zehn in Ihrer Rede. Wenn man sich aber wissenschaftlich damit beschäftigt, stellt man fest, dass die psychischen Erkrankungen, die Anzahl der Menschen, die in Betreuung sind, in den letzten Jahrzehnten sukzessive zugenommen haben. Dazu gibt es auch viele wissenschaftliche Arbeiten. Vielleicht hat es Covid noch einmal verstärkt, aber es war vorher schon da, und das hat mehrere Gründe. (Abg. Pracher-Hilander [FPÖ] hält ein Schriftstück in die Höhe und deutet darauf.)
Einerseits ist ein Bewusstsein da, dass man auch darüber reden darf. Es ist einfach so, dass wir uns mittlerweile auch damit beschäftigen können und sagen: Ja, es geht mir so, wie es mir geht. – Das ist einmal etwas ganz Wesentliches. Es sind aber auch kosmopolitische Bewegungen, also die Geopolitik von heute, die gerade junge Menschen beschäftigen.
Warum gibt es solche Trends wie auf Tiktok wie das Puddingessen mit der Gabel? Warum setzen sich junge Menschen wieder analog zusammen? Warum geben sie ihr Handy weg? – Weil sie sich nach sozialem Kitt sehnen. Weil sie das Gefühl haben, in dieser totalen Polarisierung der Welt, in der wir stecken, wieder einmal diese Form der Gemeinschaft empfinden zu wollen. Ich glaube, dahin gehend ist das eine Unterstützung.
Weil wir jetzt wissen, dass 40 Prozent der Therapeuten in den nächsten Jahren in Pension gehen, ist das auch eine unglaubliche Chance, junge Leute, die vielleicht auch mehr Verständnis für diese Generation haben, heranzuziehen und gut auszubilden, damit sie helfen können.
Psychische Erkrankungen haben im Laufe der Zeit zugenommen. Es gibt multiple Gründe dafür, und es liegt auch an uns, dass wir wieder zusammenrücken, dass wir anders miteinander reden, dass ein soziales Umfeld geschaffen ist und wir gewisse Dinge abfangen.
Aus dem Blickwinkel der Wirtschaft gesehen, hat das natürlich auch massiv etwas mit der Volkswirtschaft zu tun. Vor 2019, da gab es noch gar kein Covid, wurde der Schaden auf circa 4,5 Prozent des BIP, auf 16 Milliarden Euro geschätzt. Schätzungen der OECD zufolge können wir davon ausgehen, dass das jetzt um ein Vielfaches mehr ist. Das sind über 20 Milliarden Euro Schaden für unsere Volkswirtschaft, die einfach dadurch entstehen, dass wir Menschen nicht rechtzeitig helfen.
Ich freue mich, dass es jetzt gelungen ist, dass zumindest vier von fünf Fraktionen das unterstützen. Ich lade die Grünen auch noch einmal ein, darüber nachzudenken. Ich glaube, es ist in unser aller Sinne, dass wir diese psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft reduzieren. Aber auch jeder kann es im eigenen Umfeld tun, wenn wir vielleicht ein bisschen mehr aufeinander zugehen, ein bisschen herzlicher sind, uns manchmal ein bisschen mehr in den anderen hineinversetzen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
14.47
Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Peter Manfred Harrer zu Wort.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.