RN/184

19.34

Abgeordnete Silvia Kumpan-Takacs, MSc BA (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ja, die Kinderrechte sind in der österreichischen Verfassung verankert und Kinderschutzkonzepte keine Unbekannte mehr, und trotzdem zeigt uns dieser Fall, dass wir noch immer Arbeit vor uns haben. 

Folgen von Gewalterfahrungen begleiten Betroffene, insbesondere Kinder, oft ein Leben lang. Es braucht umgehend – wir haben es heute schon gehört – fachliche Aufarbeitung, lückenlose Aufklärung und die volle Unterstützung der Betroffenen mit all ihren Erinnerungen und Traumatisierungen. Es muss endgültig Schluss sein mit in sich geschlossenen Systemen; wenn es um Kindeswohlgefährdung geht, gibt es keine Geheimnisse, keine Schubladen, egal ob innerfamiliär oder institutionell – das Kind kommt immer vor dem System. Gewaltschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. 

Was aber macht der Fall auch deutlich? – Unsere Kinder brauchen die bestqualifizierten Pädagoginnen und Pädagogen, erst recht jene Kinder, die aufgrund ihrer Geschichte bereits verwundet und traumatisiert sind. Das Personal wiederum braucht beste Rahmenbedingungen, vor allem auch Supervision, Fort- und Weiterbildung. 

Ich möchte mich an dieser Stelle aber auch an alle Mitarbeiter:innen wenden, die genauso fassungslos sind, von all dem nichts wussten und tagtäglich für das Wohl von so vielen Kindern sorgten. Für viele ist es gerade nicht einfach, und ich hörte auch von Mitarbeiter:innen, die sich Kündigungen überlegten, um die Organisation zu verlassen. Ich möchte eigentlich jene auch ermutigen: Bleiben Sie, schauen Sie hin und helfen Sie jetzt mit, den Kinderschutz und auch den Reformplan mit Leben zu erfüllen, gerade jetzt! (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

Ein wichtiges Zeichen war auch das Entschuldigungsschreiben und das Informationsschreiben von SOS-Kinderdorf an alle Unterstützter:innen und auch an jene, die dieser Organisation etwas spenden, doch ich will sagen: Ein Brief allein reicht nicht, ein Kinderschutzkonzept ist kein Papier, das einmal geschrieben in einem Ordner abgelegt werden kann; es muss gelebt werden, immer wieder weiterentwickelt und lückenlos und konsequent in der Praxis umgesetzt werden. Als SPÖ fordern wir auch verpflichtende Kinderschutzkonzepte überall dort ein, wo Kinder leben oder begleitet werden, und es braucht Kontrolle der Qualität, und Qualität braucht Standards in der Kinder- und Jugendhilfe – bundesweit einheitlich. 

Was aber zeigt uns ein Fall wie dieser noch sehr deutlich? – Kinder, die aufgrund ihrer Biografie auf professionelle Hilfe angewiesen sind, gehören nicht an den Rand der Gesellschaft, sondern in deren Mitte. Inklusion ist auch da das Zauberwort. 

Mit dem vorliegenden Antrag stellen wir das Kindeswohl in den Vordergrund, der darin geforderte runde Tisch unter Einbeziehung der Länder, der Kinder- und Jugendhilfe sowie von Stakeholdern der Zivilgesellschaft soll zu mehr Harmonisierung, Transparenz und Weiterentwicklung führen. Wir brauchen einen Ausbau der psychischen Gesundheit, des Gewaltschutzes und Präventionsangebote, niederschwellig über Telefonchats, Schulen und durch Elternbildung und -unterstützung, vor allem in belastenden Lebenssituationen. Denn nur eine gewaltfreie Kindheit schafft eine friedliche Zukunft. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

19.38

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Janos Juvan

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.