RN/52
12.10
Abgeordneter Mag. Antonio Della Rossa (SPÖ): Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrter Vizekanzler, Kulturminister und auch Sportminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zusehende und Zuhörende! Als Erstes ist mir die Aufgabe erteilt worden, die Gruppe von der Arbeiterkammer Steiermark recht herzlich im Hohen Haus zu begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)
Meine Damen und Herren! Vieles wurde mir jetzt gerade von dir, Andi, vorweggenommen, aber ich bin froh, auch Teil der Debatte über den Kunst- und Kulturbericht 2024 sein zu dürfen. Der Bericht zeigt tatsächlich, wie vielfältig, wie bunt und auch wie kraftvoll die Musik- und Kulturszene in Österreich ist. Er zeigt auch – und das haben wir gerade gehört –, dass wir in den letzten Jahren bereit waren, dafür sehr viel Geld, das wir damals auch noch hatten, in die Hand zu nehmen. Das ist auch grundsätzlich gut so, aber es sagt eigentlich nicht sehr viel darüber aus, wie es um die Zukunft unserer Kultur bestellt ist.
Im Musikbereich – das haben wir auch gerade gehört – wurden viele junge Künstlerinnen und Künstler gefördert – das ist auch gut so –, und zwar zu Recht, denn wir haben wirklich eine beeindruckende Musikszene, Talente, die beeindruckende Projekte, beeindruckende Musikstücke und Alben hervorbringen. Österreich hat wirklich kein Nachwuchsproblem. (Beifall bei der SPÖ.)
Was wir aber auch tun: Wir fördern großartiges Saatgut, wenn man so will. Jetzt müssen wir uns aber auch um fruchtbare Böden kümmern – und das ist tatsächlich ein Problem. Ich war letzte Woche beim zwanzigjährigen Jubiläum des Musikfonds und hatte dort die Gelegenheit, mich mit Musikerinnen und Musikern auszutauschen. Und da hat mir eine junge Musikerin dieses Problem geschildert: Ein junger Act bekommt sozusagen einen Startzuschuss. Vielleicht gelingt dann das erste Album, eine erste kleine Tour. Alles wunderbar, aber was kommt danach? – Danach stehen viele vor der sehr einfachen, aber doch brutalen Wahl: Entweder ins Ausland gehen, weil dort der Markt größer ist, oder hoffen, dass irgendwo in einer Musikschule, an einer Musikuni ein paar Stunden frei sind, damit man die nächste Monatsmiete bezahlen kann. (Abg. Spalt [FPÖ]: Aber der Kulturminister ist von deiner Partei, oder?) – Ja, das werden Sie noch hören, Herr Spalt. – Produktionskosten, Kosten für Studiomieten, Proberäume, das kommt alles noch dazu.
Gleichzeitig verändert sich dieser Markt auch. Ein großer Teil der Musik, die Sie alle in Ihren Plattformen hören, wird von künstlicher Intelligenz produziert. Unsere Künstlerinnen und Künstler stehen plötzlich unter Druck, in Konkurrenz zu Maschinen, die nicht müde werden, die keine Honorarnoten stellen, die keine Pausen machen, die leider auch keine Urheberrechte kennen. Und wer das ignoriert, macht sich etwas vor.
Wenn wir also wollen, dass Kunst aus Österreich eine Zukunft hat, müssten wir mehr tun als fördern, wir müssten Strukturen aufbauen. Zum Glück haben wir mit der Musikstandortstrategie endlich ein Instrument, das wir alle gemeinsam hier beschlossen haben, das genau das tut (Abg. Mölzer [FPÖ]: Die haben wir noch nicht beschlossen, die wird erst beschlossen!), nicht bloß Förderungen verteilt, sondern Rahmenbedingungen schafft. Dazu gehören Dinge, die in anderen Ländern selbstverständlich sind. Ja, mir schweben tatsächlich Musikquoten in Radios vor, ich würde mir das wünschen. Dazu gehören auch Abgaben großer Plattformen – darüber müssen wir auch sprechen –, die Milliardengewinne machen, die aber nicht unserer kulturellen Arbeit in diesem Land zugutekommen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich glaube, mit dir, lieber Andi, schaffen wir es, eine Kulturpolitik zu machen, die nicht nur Projekte finanziert, sondern Perspektiven schafft. Ein Talent zu fördern, das ist leicht. Ein Talent im Land zu halten, das sich hier ein Leben aufbauen kann, das ist die große Kunst, die es zu erreichen gilt. Also nicht nur Geld, sondern Respekt und faire Regeln müssen die Zukunft sein.
Ein französischer Ökonom – Jacques Attali – soll einmal gesagt haben: Die Musik kündigt die Gesellschaft an, die wir morgen haben werden. – Wenn das stimmt, sollten wir ganz genau zuhören. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Strasser [ÖVP] und Oberhofer [NEOS].)
12.14
Präsident Peter Haubner: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Martina Diesner-Wais für 3 Minuten.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.