RN/110

16.01

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Danke, Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren hier auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Und natürlich: Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Vorneweg: Machen wir uns eines klar: Gewalt gegen Frauen ist kein Frauenproblem. Gewalt gegen Frauen ist durch Männer verursacht, also ist es ein Männerproblem – Punkt, aus, Ende. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Deshalb sage ich es auch hier heute ganz direkt: Typen, benehmt euch! Educate your sons! Erzieht eure Söhne! (Abg. Giuliani-Sterrer [FPÖ]: Aber wir erziehen unsere Söhne ...!) Und das sage ich als Vater eines elfjährigen Sohnes. Wir können über Hilfsangebote diskutieren, wir können über Polizei, über Gesetze, über all das reden, aber wenn Männer und Burschen nicht akzeptieren, wo die Grenzen sind, wenn sie das nicht lernen, dann bleibt am Ende des Tages alles Symptombekämpfung, und es liegt an uns Männern – an uns Männern! –, es liegt an uns, welche Rolle wir unseren Söhnen vorleben und wie wir uns in unserem Umfeld bewegen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Ich finde zum Beispiel den aktuellen Movember deswegen recht spannend. Movember: Manche glauben, na ja, das ist halt der Monat jetzt, im November, in dem sich die Männer alle miteinander Schnauzer wachsen lassen. Ich tue es heuer einmal nicht, aber es ist eben auch der Monat, in dem wir über Männergesundheit reden, psychisch wie physisch, und wir reden in diesem Monat auch darüber: Welche Rolle nehmen wir Männer ein? Was ist das Männlichkeitsbild, das wir nach außen hin vertreten wollen? Was heißt es eigentlich, ein Mann zu sein? Und diese Frage ist zentral, denn viele Männer wachsen in unserem Land immer noch mit Vorbildern auf, die ihnen beibringen: Sei hart! Zeig keine Gefühle! Reiß dich zusammen! Setz dich durch! – Burschen werden ganz oft zu Männern erzogen, die Stärke mit Dominanz verwechseln und Schwäche mit Schande. Und es ist nicht zufällig, dass diese Rollenbilder aus dem religiös-fundamentalistischen Bereich kommen, und genauso aus rechtsextremen Strukturen und Parteien – zwei Seiten derselben Medaille am Ende des Tages. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Wer nämlich nie gelernt hat, über Angst, über Frust, über Kränkung offen zu sprechen, der drückt diese Gefühle irgendwann einmal durch Aggressionen aus, durch Abwertung, durch Gewalt, insbesondere dann gegen Frauen. Wenn wir das ändern wollen, dann müssen wir uns als Gesellschaft fragen: Welches Männerbild geben wir weiter? Was sind unsere Vorbilder? Wie wollen wir das zeigen? Wie wollen wir unseren Söhnen etwas anderes vorleben? Und das ist, wie schon gesagt, unsere Verantwortung als Männer.

Es braucht aber zusätzlich zu dieser eigenen Verantwortung auch politische Rahmenbedingungen, und da müssen wir dann schon auch darüber reden, was die aktuelle Regierung in diesem Bereich macht. Konkret beispielsweise geht es um das Projekt Stop – Stadtteile ohne Partnergewalt. Das ist ein Projekt, das ist präventiv, das aktiviert die Nachbarschaften, das verhindert Gewalt, bevor sie eskaliert. Vor allem aber ist es ein Projekt, das uns Männer in die Verantwortung nimmt, das mithilft, Rollenbilder zu hinterfragen. In grüner Verantwortung wurde es durch das Sozialministerium gefördert und mitfinanziert. Jetzt lässt man es dem Vernehmen nach im Sozialministerium auslaufen; und bei uns in Oberösterreich zumindest hat jetzt schon die Landeshauptmannstellvertreterin Haberlander gesagt: Wir können oder wollen uns das nicht weiter leisten. – Also wird dieses Projekt, wenn es blöd hergeht, bei uns in Oberösterreich eingestellt. 

Oder die Posse rund um den Männernotruf Graz, der heuer monatelang hinterherlaufen musste, um die bereits zugesagte Förderung überhaupt einmal zu bekommen. Die waren kurz davor, dass sie den Betrieb hätten einstellen müssen.

Leute, so geht das nicht! Wenn wir das wirklich ernst nehmen, wenn wir uns hier heraußen nicht nur gegenseitig Sonntagsreden ins Gesicht picken wollen, dann müssen wir das ernst nehmen, dann müssen wir die Mittel und die Strukturen dafür zur Verfügung stellen, und wir müssen eben auch als Männer, wie schon gesagt, Verantwortung übernehmen. 

Es ist unsere Verantwortung, liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Haus, aber ganz besonders liebe Kollegen hier im Haus: Seien wir gemeinsam Vorbilder! Durchbrechen wir gemeinsam toxische Männlichkeit und falsche Männlichkeitsbilder für ein Österreich, in dem Frauen sicher leben können, für eine Gesellschaft, in der Männer eine andere Rolle einnehmen, nämlich eine mit Respekt, mit Empathie und mit Verantwortung und nicht von oben herab! (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS sowie des Abg. Gerstl [ÖVP].)

16.05

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Als Nächster zu Wort gemeldet: Herr Abgeordneter Stefan. Eingemeldete Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.