RN/10

Anfrage 57/M

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Schönen guten Morgen, Herr Bundesminister! Ich möchte zu Beginn aus eigener Erfahrung sagen, dass der Lehrberuf wirklich einer der schönsten Berufe ist. Nichtsdestotrotz haben unsere Pädagoginnen und Pädagogen nahezu täglich große Herausforderungen zu stemmen. Immer weniger Kinder können dem Unterricht folgen, weil sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Sie sind mit Eltern konfrontiert, die der Mitwirkungspflicht nicht nachkommen, und ja, auch mit Aggression. Kritisiert wird auch der hohe Bürokratieaufwand: Dokumentationspflichten, Testungen und, und, und. Ich glaube, Herr Minister, Sie müssen mir recht geben, dass hier viel Zeit verloren geht, nämlich viel Zeit für das Wesentliche, für die Kernaufgaben der Pädagoginnen und Pädagogen, nämlich für das Unterrichten. 

Jetzt meine Frage: Welche Maßnahmen setzen Sie zur Entlastung der Pädagoginnen und Pädagogen, damit diese einfach mehr Zeit für unsere Kinder und Jugendlichen haben und weniger für Bürokratie aufwenden müssen?

Die schriftlich eingebrachte Anfrage hat folgenden Wortlaut:

„Welche Maßnahmen setzen Sie zur Entlastung der Pädagoginnen und Pädagogen, damit diese mehr Zeit für unsere Kinder und weniger für Bürokratie aufwenden?“

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Herr Bundesminister. 

Bundesminister für Bildung Christoph Wiederkehr, MA: Jede Minute, die wir in der Bildungsarbeit mit Kindern gewinnen, ist eine gewonnene Minute. Deshalb ist es mir wichtig, Bürokratie in den Schulen zu reduzieren und Freiräume und auch Autonomie zu stärken. Deshalb war auch eine meiner ersten Initiativen Freiraum Schule, wo 19 000 Pädagoginnen und Pädagogen, Direktorinnen und Direktoren und Bildungsinteressierte in Österreich teilgenommen und ihre Ideen eingereicht haben, wie Schule unbürokratischer stattfinden kann.

Es gibt noch laufend Veranstaltungen, heute beispielsweise noch eine am Abend, bei denen wir mit den Betroffenen gemeinsam diskutieren, was verbessert und vereinfacht werden kann. Einige Themen sind schon in die Arbeit miteingeflossen, beispielsweise beim Mika-D-Test, dass er nur noch einmal statt zweimal im Jahr verpflichtend gemacht werden muss. 

Ich glaube, wir müssen die Entbürokratisierung bei allen politischen Projekten laufend mitdenken, wie wir diese einfach gestalten können oder auch Verwaltungsaufwand reduzieren können. Ich bin sehr zuversichtlich, dass durch Freiraum Schule sehr vieles herauskommen wird, was die Arbeitsrealität in den Klassenzimmern vereinfachen wird. Dieses Projekt ist nicht einmalig gedacht, sondern soll die ganze Legislaturperiode über Ergebnisse liefern und somit zu Entlastung in den Klassenzimmern führen. 

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Zusatzfrage gewünscht? – Bitte. 

RN/10.1

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Damit der Schulalltag auch wirklich funktioniert, braucht es natürlich auch unsere Schulleiterinnen und Schulleiter, die wirklich tagtäglich enorme Verantwortung tragen. Sie sind nicht nur pädagogische Führungspersonen, sie sind Krisenmanager, Personalverantwortliche und sehr oft natürlich auch die erste Ansprechperson und Ansprechstelle für Eltern, und das alles trotz täglich wachsender Verwaltung. Viele stoßen dadurch auch vermehrt an ihre Grenzen der Belastbarkeit. 

Meine Frage: Welche Maßnahmen setzen Sie, um die Schulleitungen in Bezug auf organisatorische, administrative und koordinative Aufgaben zu entlasten? 

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Herr Bundesminister. 

Bundesminister für Bildung Christoph Wiederkehr, MA: Die Schulleitungen sind der Schlüssel für gute Bildung und auch für eine Weiterentwicklung im Bildungssystem, ohne Leadership und Führungsverantwortung der Schulleitungen wird das nicht gehen. Darum sehe ich sie als die wichtigsten Verbündeten für gute Bildung, und deshalb ist es auch mein Anliegen, sie weiter zu stärken – zu stärken beispielsweise, indem weniger Bürokratie stattfindet, durch die Initiative Freiraum Schule, aber sie auch zu stärken, indem zusätzliche Ressourcen für die Führung der Schule zur Verfügung gestellt werden, insbesondere im Bereich der Pflichtschulen beispielsweise über die Etablierung der pädagogisch-administrativen Fachkraft über die nächsten Jahre hinweg oder auch über die Einführung eines mittleren Managements, das im Regierungsprogramm verankert ist und auch über Aktivmaßnahmen finanziert ist. 

Neben dieser Stärkung durch Entlastung oder auch administrative Unterstützung geht es darum, Leadership der Schulleitungen zu verstärken und zusätzliche Programme zur Weiterqualifizierung von Schulleitungen ins Leben zu rufen, wo sich Schulleitungen auch austauschen können, voneinander lernen können und so ihre Leadershipfähigkeiten weiter verbessern können. In allen diesen drei genannten Bereichen gibt es aktuell Maßnahmen, die erarbeitet werden, die schon diskutiert werden und zum Teil auch schon in der Umsetzung sind. 

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Nächste Zusatzfrage: Frau Abgeordnete Petra Tanzler. – Bitte schön. 

RN/10.2

Abgeordnete Petra Tanzler (SPÖ): Danke, Herr Präsident. Guten Morgen, Herr Minister! Die Unterstützung der pädagogischen Arbeit ist ja auf vielen Wegen möglich, meine Frage dazu: Wie weit ist der aktuelle Stand der Umsetzung bei der Einführung der pädagogischen Assistenzen und der multiprofessionellen Teams? 

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Herr Bundesminister. 

Bundesminister für Bildung Christoph Wiederkehr, MA: Um die Schulleitungen und die Schulen insgesamt zu stärken, müssen wir ein stärkeres Unterstützungssystem in den österreichischen Schulen aufbauen und zur Verfügung stellen. Wir sind zwar in Österreich im europäischen und internationalen Vergleich mit relativ vielen Lehrkräften pro Schülerin und Schüler ausgestattet, aber mit zu wenig Angehörigen anderer Berufsgruppen. Darum ist es mein Anliegen, verstärkt andere Berufsgruppen in die Schulen zu holen, die Lehrkräfte unterstützen können, durch multiprofessionelle Teams, beispielsweise durch eine Verdoppelung der Zahl der Schulpsycholog:innen in den kommenden drei Jahren. Es sind auch aktuell Planstellen für die Schulpsychologie ausgeschrieben, um die Teams zu unterstützen. 

Darüber hinaus gibt es erstmals Sozialarbeit an Bundesschulen, um auch Bundesschulen durch Sozialarbeiter:innen zu unterstützen. All das sind wichtige Maßnahmen, um die Schulen weiter zu unterstützen. 

Für die von Ihnen angesprochene pädagogisch-administrative Assistenz für Pflichtschulen wurden in einem ersten Schritt im heurigen Jahr 193,5 Planstellen zur Verfügung gestellt. Im Vollausbau sollen das bis zu 600 Planstellen sein, damit auch Pflichtschulen, ähnlich wie aktuell Bundesschulen, zusätzliche Ressourcen haben, um sich um Themen wie Schulentwicklung, Unterrichtsqualität und auch Weiterentwicklung der Schulkultur kümmern zu können. Das sind notwendige Maßnahmen zur Verbesserung unseres Schulsystems. 

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Wir gelangen nun zur 8. Anfrage, 52/M, jene der Frau Abgeordneten Silvia Kumpan-Takacs. – Bitte, Frau Abgeordnete.