RN/43
11.54
Abgeordneter Mag. (FH) Janos Juvan (NEOS): Danke, Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Heute nehmen wir Abschied – Abschied, wie manche meinen, von einem Stück österreichischen Kulturgutes. Die gute alte Klebevignette ist Geschichte. (Der Redner stellt eine große grüne Autobahnvignette aus Karton auf das Rednerinnen- und Rednerpult.) Sie ist einer Verschwörung zum Opfer gefallen – einer Verschwörung, die, wie eigentlich immer, nur der FPÖ aufgefallen ist. (Abg. Petschnig [FPÖ]: Das ist dieselbe Platte wie beim letzten Mal!) So sehr Sie sich auch bemüht haben, so sehr Sie versucht haben, mit Ihren Anträgen das Parlament aufzuhalten, es ist Ihnen nicht gelungen. (Abg. Petschnig [FPÖ]: ... dir eine neue Rede zu schreiben!) Die Verschwörung war unaufhaltsam.
Die Strippenzieher hinter dieser Verschwörung: eine Bundesregierung aus uns NEOS, der ÖVP und der SPÖ, die es sich doch tatsächlich zum Auftrag gemacht hat, dieses Land zu reformieren und vom Bürokratiemonster zu befreien. (Abg. Ranzmaier [FPÖ]: Das Gegenteil, was ihr machts! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Und so verabschieden wir uns heute nicht nur emotional (Abg. Steiner [FPÖ]: Wo ist der Sepp?!), sondern auch budgetär: Wir verabschieden uns von 8 Millionen Euro an Druckkosten, die alleine die Produktion der Klebevignette Jahr für Jahr verschlungen hat. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Aber wir verabschieden uns auch von liebgewonnenen Ritualen: dem jährlichen Abziehen der Folie, das für manche schon so eine Art meditativer Jahresauftakt geworden ist, oder wer erinnert sich nicht an den fast epischen Kampf Fingernagel gegen Klebevignette, den, unbestätigten Statistiken zufolge, der Fingernagel nie gewonnen hat? (Heiterkeit bei Abgeordneten von NEOS und SPÖ.) Dem nicht genug zieht das Ganze noch weitere Kreise: Es können nämlich nun Werkstättenmechaniker bei einem Tausch der Windschutzscheibe ihren Kunden kein zersplittertes Bruchstück inklusive Klebevignette mehr aushändigen. Dieses zersplitterte Bruchstück brauchte man bislang nämlich, um im Falle eines Windschutzscheibentausches eine Ersatzvignette zu bekommen. Und so verabschieden wir uns heute nicht nur von der Klebevignette – vorbei ist es auch für das Scheibenbruchersatzvignettenantragsformular. (Der Redner zeigt einen Ausdruck des genannten Formulares. – Heiterkeit und Beifall bei den NEOS sowie Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ,)
Das mag für manche klingen wie ein Lied von Reinhard Mey, aber wehmütig werden sich einige daran erinnern, wie herrlich kompliziert es war, dieses Scheibenbruchersatzvignettenantragsformular auszufüllen und bei der Asfinag einzureichen. Man brauchte nämlich nur dieses ausgefüllte Formular, das eben schon besprochene Bruchstück der zerstörten Windschutzscheibe samt Vignette, den Zulassungsschein des Fahrzeugs – in Kopie –, die Reparaturrechnung der Werkstatt für die ersetzte Windschutzscheibe – in Kopie – und die Quittungsallonge, also den unteren Abschnitt der Klebevignette – im Original (Heiterkeit bei den NEOS) – bei der Asfinag einzureichen, und schon hat man wenige Tage später seine Ersatzvignette bekommen. Vielmehr bleibt nun allen, die den digitalen Kauf der Vignette ablehnen, nur noch der Gang zur Tankstelle oder Trafik, um dort die einfachen Worte zu sprechen: Grüß Gott! Eine digitale Vignette, bitte! – Fertig. (Beifall bei NEOS, ÖVP und SPÖ. – Abg. Hafenecker [FPÖ]: Ist „Grüß Gott“ liberal?)
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf Sie noch um einen ganz kurzen Moment der Stille bitten – im Andenken an unsere gute, alte Klebevignette. (Der Redner hält einen Augenblick inne.) – Herzlichen Dank. (Heiterkeit und Beifall bei NEOS, ÖVP, SPÖ und Grünen.)
11.58
Präsident Peter Haubner: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Roland Baumann. – Ich stelle die Redezeit auf 3 Minuten ein, Herr Kollege.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.