RN/134

17.56

Abgeordnete Dr. Alma Zadić, LL.M. (Grüne): Vielen Dank, Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben in Österreich ein Problem, und das Problem ist, dass unser Wirtschaftssystem nur deswegen funktioniert, weil Frauen unbezahlt arbeiten. Es sind Frauen, die den Großteil der unbezahlten Betreuungsarbeit leisten. Kindergärten, Schulen haben nur bis Mittag offen. Warum? – Weil man davon ausgeht: Die Mama wird’s schon richten. Die Mamas werden nachher unbezahlt die Betreuung übernehmen. Wenn Familienmitglieder krank werden, ja, wieder: Die Mamas werden es richten. Sie werden wieder unbezahlt die Betreuung übernehmen. Frauen betreuen Kinder, ältere Familienmitglieder, sie gehen arbeiten, sie kümmern sich oft um den Haushalt, das Familienleben, organisieren Kindergeburtstage, Kindergeburtstagsgeschenke, haben den Mental Load, und ja, es sind Frauen, die dieses Land am Laufen halten. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Kumpan-Takacs [SPÖ].)

Aber auch das ist nicht genug, denn dann richten ihnen der Wirtschaftsminister und die Politik aus: Ja, das Ganze bitte machen, leisten, aber dann auch Vollzeit arbeiten! – Nie genug, wir Frauen sind nie genug. Egal was wir tun, wie viel wir leisten, es ist nie genug. Geht eine Frau wieder Vollzeit arbeiten, heißt es: Rabenmutter!; geht sie Teilzeit arbeiten: Warum nicht Vollzeit?; geht sie nicht arbeiten: Warum nicht? – Egal was Frauen machen, es wird über sie geurteilt, sie werden bewertet, und man maßt sich eine Meinung darüber an, wie Frauen entscheiden. 

Dabei wünsche ich mir für Frauen in diesem Land, dass sie alles vorfinden, um selber selbstbestimmt ihre Entscheidung zu treffen. Wie nennt man das? – Das ist echte Wahlfreiheit, echtes, selbstbestimmtes Leben. So nennt man das, und genau das wünsche ich mir für Frauen in Österreich. (Beifall bei den Grünen.)

Dafür, für dieses selbstbestimmte Leben, für echte Wahlfreiheit braucht es viel mehr: Es braucht verlässliche Öffnungszeiten bei Kindergärten. Es braucht ausreichend Kindergartenplätze in den Bundesländern. Warum dürfen in manchen Bundesländern Kinder erst ab drei in den Kindergarten? Es braucht flächendeckende, verlässliche Kinderbetreuung. Es braucht natürlich auch ausreichend Ressourcen. Das muss es uns doch wert sein, denn die Zeit im Kindergarten ist die wichtigste Zeit für Kinder. Sie brauchen das beste Umfeld, das wir ihnen als Gesellschaft bieten können. Sie brauchen Pädagoginnen und Pädagogen, die nicht ausgebrannt sind, weil sie für drei Personen arbeiten müssen. Elementarpädagoginnen, Elementarpädagogen in unserem Land leisten schier Unglaubliches, und daher gebührt ihnen an dieser Stelle ein großes Danke. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.) 

Und ja, sie brauchen mehr als nur ein Danke, sie brauchen faire Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen. Unter grüner Regierungsbeteiligung haben wir Milliarden dafür bereitgestellt, das wurde ja heute mehrfach erwähnt – und die Bundesländer holen sie sich nicht ab. Die Landeshauptleute sagen immer wieder: Es fehlt am Geld! – Nein, es fehlt nicht am Geld, es fehlt am politischen Willen, und diesen fordern wir jetzt ein: Nicht irgendwann das Geld in der zweiten Halbzeit abholen, es ist da, bitte macht jetzt etwas! Wir brauchen jetzt dringend einen Ausbau der Kindergartenpädagogik – jetzt! (Beifall bei den Grünen.)

Es gibt ein Sprichwort: It takes a village to raise a child, und viele Mütter in diesem Land fragen sich: Wo ist mein Village? Wo ist diese Gemeinschaft, auf die ich zählen kann? Wo ist die Gesellschaft, die für Frauen da ist? – Sie ist nicht da, weil man sich darauf verlässt, dass es die Mama schon richten wird – aber wer richtet es für die Mama? (Beifall bei den Grünen.)

18.01

Präsident Peter Haubner: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. 

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.