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Gedenkminute anlässlich des Attentats in Villach

Präsident Dr. Walter Rosenkranz: Sehr geehrte Damen und Herren! (Die Anwesenden erheben sich von ihren Sitzplätzen.) Vor Eingang in die Tagesordnung ein paar Worte zu Ihnen im Plenarsaal, aber auch zu den Menschen vor den Fernsehgeräten: Wir leben in einer wahrlich krisengeschüttelten Zeit. Vor zwei Tagen war der dritte Jahrestag des Krieges Russlands gegen die Ukraine auf europäischem Boden. Wir erleben, wie die Begriffspaare Glück und Freude gegenübergestellt mit den Begriffspaaren Trauer und Wut auch in Österreich nahe beisammen liegen. 

Erst am letzten Samstag durften wir Zeugen sein, wie ein österreichisch-israelischer Staatsbürger, Tal Shoham, nach 500 Tagen brutalster Geiselhaft durch die Hamas endlich in die Arme seiner Familie übergeben werden konnte. Eine persönliche Anmerkung: Aus Anlass des Gesprächs von Schülerinnen und Schülern hier im Haus mit der Holocaustüberlebenden Erika Freeman wandte sich eine nahe Verwandte Tal Shohams unter Tränen der Sorge und der Verzweiflung an Frau Freeman, die ihr Mut zusprach. Diese Tränen der Sorge und der Verzweiflung sind Tränen der Freude und des Glücks gewichen. 

Nur eine Woche davor das furchtbare Gegenteil: Österreich musste erfahren, dass es in Villach zu einem islamistischen Terroranschlag kam. Mit einem Messer stach der Meuchelmörder wahllos auf Menschen in seiner Nähe ein. Fünf Menschen wurden verletzt, drei davon sogar so schwer, dass es an ein Wunder grenzt, dass sie überlebten. Danke an dieser Stelle an die ärztliche Kunst und die aufopfernde Pflege. Wir senden die besten Genesungswünsche an diese Opfer. 

Es war ein Vorfall in einer Reihe von Gräueltaten. Ich denke an den Terroranschlag vom 2.11.2020 in Wien mit vier Todesopfern und 23 Verletzten. Ich denke an die meuchlerische Ermordung von jungen Mädchen, ja noch Kindern, deren Namen wir kennen: Michelle in Steyr, Manuela in Wiener Neustadt, Leonie in Wien; jetzt, am 15.2.2025, neben den fünf Verletzten (der Redner ringt um Fassung) – verzeihen Sie mir – ein junger Mann, 14 Jahre jung. Von seinem veröffentlichten Foto schaut uns Alex an, aufgeweckt, neugierig auf seine Zukunft, auf ein schönes Leben. (Beifall des Abg. Fürlinger [ÖVP].) Aus diesem Leben wurde er bestialisch herausgerissen. Es sind jetzt die Tränen der Trauer, der Verzweiflung, der Wut bei den Angehörigen, Freunden, Bekannten, allen Österreicherinnen und Österreichern. Für mich als Vater eines 14-jährigen Buben, mit dem ich schon oft zuvor am Ort des Verbrechens vorbeigegangen bin: grauenhaft und unvorstellbar. 

Wir gedenken in tiefer Trauer des Buben Alex, aus unserer Mitte gerissen von der Hand eines kalt lächelnden Mörders. Es bleibt uns, seiner Familie und allen, denen Alex nahe war, unser Mitgefühl auszudrücken und die Kraft zu wünschen, diese Trauer irgendwann, irgendwie ein wenig zu überwinden. 

Ich darf Sie einladen, Alex still zu gedenken, mit dem Vorsatz und der inneren Verpflichtung als Verantwortungsträger in diesem Land, alles Erdenkliche zu tun, dass sich ein solch grausames Schicksal nicht wiederholt. Das sind wir Alex schuldig. (Die Anwesenden verharren einige Zeit in stiller Trauer.) – Ich danke Ihnen. (Die Anwesenden nehmen ihre Sitzplätze wieder ein.)

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 52 Abs. 2 GOG-NR autorisiert.