Transkript der Veranstaltung:

Auftaktveranstaltung
zur Zero Project Conference 2025

*****

(Es folgt eine Videoeinspielung in englischer Sprache mit deutscher Untertitelung.)

*****

(Beifall.)

Andreas Onea (Journalist, ORF): Everyone matters, jeder und jede zählt.

Liebe Gäste, herzlich willkommen zur Auftaktveranstaltung der Zero Project Conference 2025, hier vor Ort im österreichischen Parlament, aber auch online zugeschaltet im Livestream! Das ist der Grund, warum wir hier sind: um Menschen mit Behinderung die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Das geht über Technologie, und das ist das Thema der heutigen Auftaktveranstaltung: inklusive Beschäftigung und IT in Österreich.

Inklusion basiert auf Kommunikation, um Teilhabe möglich zu machen. In wenigen Momenten werden Sie Erin Taylor kennenlernen, eine US-amerikanische Kämpferin für Inklusion. An ihrem Beispiel werden wir sehen, wie Technologie – übrigens eine österreich- und fast weltweite Premiere für diese Technologie – für Menschen mit Behinderung Teilhabe ermöglicht und ihnen eine Stimme gibt.

Als frischgebackener zweifacher Vater weiß ich ganz besonders, wie wichtig es ist, gerade hier eine Stimme zu haben.

*****

(Es folgt eine Videoeinspielung in englischer Sprache mit deutscher Untertitelung.)

*****

(Beifall.)

Erin Taylor (in deutscher Simultandolmetschung): Sehr geehrter Herr Präsident des österreichischen Nationalrates! Sehr verehrte Würdenträger:innen, Botschafter:innen, Zero-Project-Initiatoren, Teilnehmer:innen, Mitinnovator:innen! Ich trage eine langärmlige, burgunderfarbene Satinbluse mit hochgekrempelten Ärmeln, eine schwarze Hose und schwarze Schuhe. Ich habe kurzes dunkelbraunes Haar und wäre im Stehen 188 Zentimeter groß. Ich benutze einen schwarzen elektrischen Rollstuhl. Ich möchte Ihnen nun meinen digitalen Humanavatar vorstellen, der heute für mich spricht. (Ende der Simultandolmetschung.)

Humanavatar von Erin Taylor: Grüß Gott, habe die Ehre! Mein Name ist Erin und ich sage Ihnen: KI, also künstliche Intelligenz, kennt keine sprachlichen Barrieren. Ich war noch nie in Wien, aber hier jetzt mit Ihnen im Parlament zu sein, ja, das sage ich Ihnen, das ist eine Hetz. So, jetzt gehen wir aber wieder ins Englische über. Wie man ja so schön sagt: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

(In deutscher Simultandolmetschung:) Für meine englischsprachigen Freunde: Ich habe gerade gesagt, dass KI keine Sprachbarrieren kennt und dass es aufregend ist, hier im Parlament zu sein – aber jetzt wie gesagt weiter auf Englisch.

Mit 23 Jahren wurde bei mir ALS diagnostiziert. Wie Sie im Video gesehen haben, lässt einen diese Diagnose im wahrsten Sinne erstarren. Wenn man mit 23 Jahren aufgefordert wird, seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, möchte man sich am liebsten verkriechen und weinen, aber ich habe mich dafür entschieden, den schweren Weg zu gehen, das Leben weiterhin zu genießen. Die Technologie ist mein Rettungsanker. Dieser digitale Humanavatar ist nicht nur eine coole digitale Kopie von mir, er hat mir meine Unabhängigkeit zurückgegeben. Durch die KI-gestützte Digital-Twin-Technologie von D-ID kann ich mich auf natürliche Weise ausdrücken und selbstständig kommunizieren. Während ich mit ALS kämpfe, sind Millionen Menschen weltweit mit anderen Behinderungen konfrontiert, die die Kommunikation erschweren. Die Lösungen, die wir entwickeln, sind nicht nur für mich oder ALS gedacht, sondern für alle, deren Stimme, Bewegungs- oder Ausdrucksfähigkeit durch die Behinderung eingeschränkt sind.

All dies wäre ohne die großartigen Partner der Scott-Morgan Foundation – Irisbond, D-ID, Eleven Labs, Lenovo, Smartbox, Earswitch und viele andere – nicht möglich gewesen. Gemeinsam haben sie entscheidend dazu beigetragen, dass diese Technologie für mich funktioniert. Mit der Entwicklung großartiger Technologien geht auch eine große Verantwortung einher. Aus diesem Grund arbeite ich mit der Scott-Morgan Foundation und D-ID zusammen, um eine Bill of Rights für KI-Avatare zu entwickeln. Im Kern geht es dabei darum, festzuhalten, dass letztlich jeder und jede selbst den Schlüssel zur eigenen digitalen Identität hält. Es geht darum, sicherzustellen, dass jede Person mit einer die Kommunikation beeinträchtigenden Behinderung – von Geburt an, durch Krankheit, Verletzung oder Alter – Eigentümerin ihrer eigenen digitalen Identität bleibt.

Ich möchte Ihnen heute drei Dinge mitgeben:

Erstens: Technologie birgt ein enormes Potenzial für Menschen mit Behinderungen.

Zweitens: Dieses Potenzial wird realisiert, wenn wir diese Technologien von Anfang an mitgestalten und kontrollieren.

Drittens: Nur als Kollektiv können wir erfolgreich sein.

Globale Zusammenarbeit, angetrieben von Menschen, die daran interessiert sind, voranzukommen und nach Lösungen zu suchen, das ist es, was ich mir als Mensch mit ALS wünsche. Deshalb bin ich so begeistert, heute hier bei Zero Project dabei zu sein, das diese Grundhaltung teilt: eine barrierefreie Welt für alle.

Mir ist bewusst, dass es Befürchtungen gibt, dass solche digitalen Menschen missbraucht werden könnten. Deshalb ist eine Bill of Rights für persönliche KI-Avatare wichtig und muss sich im Gleichschritt mit dem technologischen Fortschritt weiterentwickeln, aber das Kernprinzip bleibt bestehen: Ich sollte das letzte Wort über mein digitales Selbst haben.

Die Kraft, die wir entfalten, wenn wir trotz aller Herausforderungen lächeln, ist enorm. Heute an diesem Ort bitte ich Sie, dafür zu sorgen, dass digitale Rechte Menschenrechte werden. Wenn Sie mein digitales Ich schützen, bekräftigen Sie die Würde aller, deren Stimme durch Technologie verstärkt wird. Ich danke Ihnen, dass Sie nicht nur meine Worte, sondern auch meine Menschlichkeit anerkennen. Schließlich erinnert uns die Charta der Grundrechte der Europäischen Union in Titel I daran, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Sie muss respektiert und geschützt werden. – Danke schön. (Beifall.)

Andreas Onea: Vielen Dank, Erin Taylor. Ihr Wienerisch ist besser als meines, aber das mit der Wurst habe ich auch gewusst.

Was hoffentlich bald ein Ende hat, ist, dass Menschen mit Behinderungen nicht an unserer Gesellschaft teilhaben können. Das ist das, was wir bewirken wollen: eine Welt ohne Barrieren. Das geht am besten auch durch Technologie. Wir haben die rasante Entwicklung gesehen. Wir haben auch gesehen, welche Möglichkeiten zur Teilhabe, auch zur beruflichen Teilhabe, durch diese Technologien ermöglicht werden.

Das ist auch das Thema, mit dem wir uns heute hier beschäftigen wollen: Innovationen, die wir kennenlernen wollen, die es weltweit gibt, die wir auch in Österreich einführen wollen und von denen wir zeigen wollen, dass es sie gibt.

Gleich zu Beginn möchte ich mich aber herzlichst bedanken, zuallererst beim Gastgeber der heutigen Veranstaltung, dem Präsidenten des Nationalrates Walter Rosenkranz, der aufgrund einer Ladung als Zeuge vor Gericht voraussichtlich erst im Laufe der Veranstaltung kurz zu uns stoßen wird. – Herzlichen Dank, dass wir hier sein können! (Beifall.)

Ich freue mich, weitere Gastgeberinnen und Gastgeber der heutigen Veranstaltung persönlich begrüßen zu dürfen: die Präsidentin des Bundesrates Andrea Eder-Gitschthaler. – Guten Morgen, herzlich willkommen! (Beifall.)

Auch Martin Essl, den Gründer der Essl Foundation und der Initiative Zero Project. – Guten Morgen! (Beifall.)

Persönlich begrüßen darf ich außerdem Wolfgang Sobotka, Präsident des Nationalrates außer Dienst. – Guten Morgen! (Beifall.)

Es freut uns sehr, dass Caroline Casey unserer Einladung gefolgt ist, am heutigen Tag die Keynote zu halten. Auch sie möchte ich hiermit herzlich willkommen heißen. – Good morning, Caroline! (Beifall.)

Namentlich begrüße ich außerdem die Bereichssprecher:innen für Menschen mit Behinderungen der im Nationalrat vertretenen Parteien beziehungsweise ihre Vertreter:innen, die im Zuge der heutigen Veranstaltung jeweils eine Innovation vorstellen werden: Rosa Ecker, Heike Eder, Christian Oxonitsch, Fiona Fiedler und Ralph Schallmeiner. – Guten Morgen, herzlich willkommen! (Beifall.)

Des Weiteren heiße ich unsere Gäste willkommen, die die vorgestellten Innovationen im Zuge einer kurzen Fragerunde auf Herz und Nieren prüfen werden. Sie sitzen zu meiner nicht vorhandenen Linken und zur Rechten auf der Regierungsbank. Ich werde Sie mit ihrer Funktion und Ihrem Namen vorstellen, dann werden wir Sie im Kollektiv begrüßen: den Präsidenten des Österreichischen Behindertenrates Klaus Widl, die österreichische Behindertenanwältin Christine Steger, den Präsidenten des Öziv Rudolf Kavanja, die Vertreterin der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs Marija Binova, den bisherigen Vorsitzenden des Monitoringausschusses Tobias Buchner, die Mitglieder der Initiative Frauen mit Behinderungen Heidemarie Egger und Julia Moser, die Obfrau von Selbstbestimmt Leben in Salzburg Monika Schmerold; außerdem freuen wir uns über den Beauftragten für Barrierefreiheit und Inklusion im ORF sowie Nationalratsabgeordneten außer Dienst Franz-Joseph Huainigg und den Initiator des Berliner Behindertenparlaments Christian Specht. – Sie alle begrüßen wir mit einem lauten Applaus: Herzlich willkommen! (Beifall.)

Ein herzlicher Gruß geht alle an Präsentatorinnen und Präsentatoren der Innovationen, die heute hier vorgestellt werden, aus Österreich, aber auch international, sowie natürlich an alle internationalen Gäste, die den Weg hierher in das Parlament gefunden haben. – Vielen, vielen Dank fürs Kommen, Applaus auch für Sie! (Beifall.)

Abschließend darf ich natürlich ganz herzlich begrüßen: alle anwesenden Abgeordneten zum Nationalrat sowie Mitglieder des Bundesrates, alle anwesenden Vertreterinnen und Vertreter von Interessengemeinschaften und natürlich das anwesende Publikum sowie alle Gäste, die über den Livestream zugeschaltet sind. Auch Sie haben sich natürlich einen Applaus verdient! (Beifall.)

An dieser Stelle würde ich auch Martin Essl als Gründer der Essl Foundation und des Zero Project für seine Grußworte zu mir nach vorne bitten. – Lieber Martin, vielen, vielen Dank für deine Grußworte! (Beifall.)

Martin Essl (Gründer der Essl Foundation und des Zero Project): Wow! Wir sind heute zum sechsten Mal im österreichischen Parlament. Es ist wirklich jedes Mal eine ganz große Freude.

Sehr geehrtes Präsidium des Nationalrates! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Bundesrates! Sehr geehrter Herr Präsident des Nationalrates außer Dienst! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Vertreter aus der Politik, der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft! Sehr geehrte Innovator:innen und Partner und Gäste! Als Gründer des Zero Project ist es mir jedes Mal eine ganz große Ehre und Freude, der Einladung des österreichischen Parlaments zu folgen und Sie hier wieder begrüßen zu dürfen.

Für alle, die mich nicht sehen, möchte ich mich kurz persönlich vorstellen. Ich bin Anfang 60, habe noch ein paar Haare, die immer heller werden, auf dem Kopf, trage heute meinen schönsten Anzug, auch zur Ehre der tollen Location, die wir hier haben, mit einer grünen Krawatte und einem Patch, der unser Zeichen von Zero Project zeigt, nämlich ein kleines Pflänzchen mit drei Blättern, das so groß und stark wird, dass es Barrieren aufbricht. Und genau darum geht es eigentlich bei Zero Project: Wir kämpfen miteinander für eine Welt ohne Barrieren.

Dies ist also nicht nur eine feierliche Veranstaltung, sondern auch tatsächlich ein Meilenstein in der Art und Weise, wie wir über Inklusion sprechen und diese umsetzen. Zum sechsten Mal heißen wir Sie willkommen in der Auftaktveranstaltung der Zero Project Conference, dank der tatkräftigen Unterstützung des österreichischen Parlaments wie auch des Präsidiums des Nationalrates und last, but not least auch von unserem lieben Michi Pichler, der von der Zero-Project-Seite eine tolle Arbeit geleistet hat. – Vielen herzlichen Dank Ihnen allen! (Beifall.)

Denn, meine Damen und Herren, wo sonst in der Welt geschieht das, was wir heute erleben? Wo sonst kommen Parlamentarier:innen zusammen, um sich direkt mit den weltweit führenden Innovator:innen von Inklusion auszutauschen? Wo sonst brechen wir die gewohnten Silos der Kommunikation auf und verbinden den öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Sektor in einem offenen Dialog über Lösungen, die wirken, um Österreich gemeinsam inklusiver zu gestalten? – Genau das macht diese Veranstaltung so einzigartig.

Wir leben in einer Zeit großer Herausforderungen, doch wir wissen: Veränderung geschieht nicht in Isolation. Kein einziges Land, kein einziges Ministerium, kein einzelnes Unternehmen, keine einzelne Organisation kann eine inklusive Welt und Gesellschaft allein verwirklichen. Es braucht uns alle, alle Menschen mit und ohne Behinderung. Daher bringt das Zero Project Innovator:innen und Entscheidungsträger:innen zusammen, um Lösungen nicht nur zu diskutieren, sondern sie in die Praxis umzusetzen.

Die Zahlen sprechen für sich: Über 12 000 Expert:innen aus 180 Ländern sind Teil des Zero-Project-Netzwerks. Rund 1 000 erprobte Innovationen aus 120 Ländern wurden bis heute durch unsere Forschungsarbeit und mit Hilfe des weltweiten Zero-Project-Netzwerks gefunden, ausgewählt, ausgezeichnet und unterstützt.

Jede einzelne dieser Lösungen ist eine Chance für eine inklusive Zukunft, und genau diese Zukunft gestalten wir heute gemeinsam, indem wir Grenzen überschreiten, indem wir Brücken bauen und indem wir Innovationen mit Politik und Praxis verbinden.

Innovation ist nur dann wirklich inklusiv, wenn sie von Anfang an mit den Menschen entwickelt wird, die am meisten davon profitieren können. Deshalb möchte ich mich heute ganz besonders bei einer Innovatorin bedanken, die wir heute schon kennengelernt haben: Erin Taylor.

Wir haben sie gehört, Erin hat gemeinsam mit Lenovo eine bahnbrechende KI-unterstützte Kommunikationslösung für Menschen mit ALS erarbeitet. Ihre Erfahrung zeigt uns, dass künstliche Intelligenz als Potenzial hat, Menschen mit Behinderung völlig neue Möglichkeiten der Interaktion zu eröffnen. Aber sie zeigt uns auch, dass diese Technologien nicht einfach nur für Menschen mit Behinderung entwickelt werden dürfen, sondern, wie im Fall von Erin, mit ihnen entwickelt werden müssen. Ihre Stimmen dürfen nicht nur gehört werden, sie müssen von allem Anfang an Teil des Prozesses sein, denn Innovation ohne Inklusion ist keine wirkungsvolle Innovation – sie ist allenfalls ein unfertiger Prototyp. Deshalb ist es so wichtig, dass wir eine Bill of Rights for Artificial Intelligence oder eine klare Leitlinie dafür entwickeln, wie künstliche Intelligenz fair, sicher und inklusiv gestaltet werden kann.

Wir stehen an einem Wendepunkt: Die Technologie entwickelt sich schneller als je zuvor, und jetzt im Moment ist sicherzustellen, dass Inklusion von Anfang an mitgedacht wird. Wir brauchen Menschen wie Erin, die uns daran erinnern, dass keine Innovation wirklich bahnbrechend ist, wenn sie nicht für alle zugänglich ist.

In diesem Sinne möchte ich auch meine ganz große Anerkennung für unsere heutige Keynote-Speakerin Caroline Casey, eine gute Freundin und eine Mitstreiterin der ersten Stunde von Zero Project, aussprechen – dir einen großen Dank aussprechen, dass du bereit bist, die heutige Keynote zu halten, die im Anschluss jetzt dann erfolgen wird.

Sie ist eine wahre Pionierin, wenn es darum geht, Unternehmen weltweit für das Thema Disability Confidence zu sensibilisieren. Mit Valuable 500 hat sie eindrucksvoll bewiesen, dass Inklusion nicht nur ein gesellschaftliches Gebot, sondern ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist. Ihr unermüdlicher Einsatz hat dazu beigetragen, dass sich 500 der weltweit führenden Unternehmen zur Barrierefreiheit und Chancengleichheit bekennen und damit eine nachhaltige Veränderung bewirken.

Lassen Sie uns diesen besonderen Moment nützen! Lassen Sie uns danach nicht nur inspiriert, sondern entschlossen aus diesem Saal gehen, denn nur wenn wir gemeinsam arbeiten, können wir eine Welt mit zero, sprich null Barrieren schaffen! – Vielen Dank. (Beifall.)

Andreas Onea: Herzlichen Dank, lieber Martin! Du hast auch schon so großartig unsere Keynote-Speakerin anmoderiert und vorgestellt. Ich werde jetzt nicht mehr viel dazu sagen, weil sie uns zeigen wird, warum sie für dieses Thema brennt und wie viel sie schon geschafft hat, und uns vor allem die Augen öffnen wird, dass wir an einem kritischen Punkt stehen, um Inklusion zu ermöglichen.

Sie ist das Gesicht, die Stimme und das Herz der Zero Project Conference, und ich habe sie auch schon intensiver kennenlernen dürfen und weiß, wie intensiv sie für die Inklusion von Menschen mit Behinderung kämpft.

Sie hat selbst eine Sehbehinderung, deswegen darf ich auch kurz zum Kontext erklären: Ich werde dann, kurz bevor das Ende ihrer Präsentation kommt, aufstehen und mich in ihr Sichtfeld begeben. Also nicht wundern, warum der Onea jetzt dann plötzlich aufsteht und daneben steht! Das ist mit Caroline abgesprochen, sie hat sich das gewünscht. – Das wollte ich nur kurz als Kontext geben.

Jetzt freuen wir uns auf Caroline Casey mit: The Darkest Hour is Before Dawn: The Global Unifying Force of Accessibility. – Welcome Caroline! (Beifall.)

Caroline Casey (Gründerin der weltweiten Initiative „The Valuable 500“) (in deutscher Simultandolmetschung): Guten Morgen! Andreas, bitte kommen Sie dann in mein Sichtfeld und sagen Sie mir auch, wenn es Zeit ist, aufzuhören.

Ich möchte zunächst nur kurz beschreiben, wer ich bin. Ich bin eine 53-jährige weiße Frau mit einigen Runzeln im Gesicht, die aber lächelt. (Beifall.) Ich trage ein grünes Kleid, nicht weil ich Irin bin, sondern weil es auch die Farbe des Zero Project ist. Das ist für mich eigentlich ein sehr gediegenes Kleid, morgen werde ich mich wieder so verrückt kleiden wie immer.

Zunächst einmal möchte ich mich dafür bedanken, dass ich hier stehen darf, in der Mitte so vieler Menschen, die in ihrem Herzen und in ihrer Funktion all die Möglichkeiten nutzen, die wir haben, um immer wieder daran zu erinnern und dafür zu kämpfen, dass wir in dieser Welt alle unser Potenzial nutzen und entwickeln können müssen.

Ich möchte mich auch dafür bedanken, dass ich zum ersten Mal hier stehen darf, im österreichischen Parlament, das seine Tore geöffnet hat. Sie haben beim Umbau des Parlaments auch dafür gesorgt, dass wir hier alle tatsächlich in dieses Gebäude kommen können. Sie haben mit Menschen mit Behinderungen gearbeitet, um das von Beginn an mit einzuplanen. Dass Sie das gemacht haben, ist eine Revolution der Inklusion, und ich würde mir wünschen, dass wir das überall auf der Welt so sehen können.

Wenn ich mich hier umsehe und die fünf Vertreter:innen der Parteien sehe, dann wünsche ich mir, dass Sie weiter zusammenarbeiten, damit wir voneinander lernen können und unsere Ambitionen weiter ausbauen können. Ich sehe mich um: Hier auf der Regierungsbank sitzen Menschen, die die österreichischen Bürgerinnen und Bürger vertreten, deren Stimme. Ich sehe mir die Würdenträger:innen, die Vorsitzenden, die Präsidentin des Bundesrates an: Hier gibt es keine einzelnen Egos, keine einzelnen Machtpositionen oder Funktionen, wir sind hier alle gleich, und gleichberechtigt sitzen wir hier.

Erin hätte es nicht besser sagen können: Ihre Arbeit an Innovationen zeigt, dass sie Unglaubliches schaffen, und dafür braucht es so viele Menschen. Erin, wie schaffen wir es, dass wir ihre Vision, ihre Ambitionen nutzen können? Das schaffen wir nämlich, wenn wir es wollen. Ich stehe jetzt nicht hinter dem Podium, sollte ich vielleicht machen, aber ich bin das, was man im Englischen einen Troublemaker nennt. Ich sorge immer ein bisschen für Unruhe, ich stehe nicht gerne hinter einem Rednerpult. Ich zittere immer, Sie hören es wahrscheinlich auch an meiner Stimme, ich möchte den Menschen immer so nahe wie möglich sein. Meine Vision ist eigentlich ganz einfach. Ich spüre Sie ja auch alle, ich spüre auch, wenn Andreas aufsteht. Ich bin hier bei Ihnen von ganzem Herzen und ich möchte Ihnen danken: Danke, Österreich, danke Ihnen allen für all das, was Sie weiterhin machen, dass Sie immer wieder hier sind!

Das kommt von jemandem, der die Valuable 500 gegründet hat. Das war ein Gedanke, der 2019 ein unmögliches Projekt war. Wir haben das damals beim Weltwirtschaftsforum in Davos auf der Hauptbühne lanciert, und da sagte man zu mir: Wirklich, auf der Hauptbühne des Weltwirtschaftsforums wollen Sie so etwas vorstellen und starten? – Zweieinhalb Jahre später hatten wir 528 Unterschriften und Zusagen der wichtigsten CEOs von Unternehmen weltweit, die Behindertenfragen in ihre Unternehmen integrieren wollten.

Das ist nur ein kleiner Schritt, aber er zeigt, wie wir, wenn wir viele sind, Magisches, Großartiges erreichen können. Und nun stehe ich hier und überlege: Was können wir noch schaffen? Können wir all das, was Sie schon geschafft haben, weltweit umsetzen? Österreich, kannst du das schaffen? Können wir es schaffen, das, was wir gelernt haben, was wir schon geschafft haben, weiterzuverbreiten? Können wir jetzt, wo die Welt so dunkel ist, wo alles so schwer ist, Barrierefreiheit nutzen? Die Tatsache, dass wir unsere Länder, Parlamente, Schulen, Verkehrsmittel, Unternehmen, Leben allen zugänglich machen: Können Sie das wirklich machen? Ist es verrückt, wenn ich mir das vorstelle, dass wir all das, was Sie schon geschafft haben, teilen, in der Hoffnung, mehr zu schaffen?

Wir haben so viele Dinge, die uns Angst machen, aber wir als Menschen mit Behinderungen sind daran gewöhnt, dass die Dinge schwer sind, dass die Welt nicht für uns gemacht wurde. Also lassen Sie mich Ihnen sagen: Wir sind vielleicht die größte einende Kraft weltweit. Wir sind lebende Lösungen, die zeigen, dass wir in einer Welt zur Blüte gelangen können, die nicht für uns designt wurde. Also nutzen wir das gemeinsam mit unseren Kolleginnen, Kollegen, Familien, Freunden, um zu zeigen, dass wir das schaffen können!

Ich weigere mich, zu denken, dass wir Probleme, nur weil sie groß sind, nicht lösen können. Diversität, Gleichberechtigung, Inklusion – da erleben wir gerade Rückschritte, aber das akzeptiere ich nicht. Wir müssen weitermachen!

Sehen Sie sich an, was wir jetzt geschafft haben: Das Zero Project gibt es seit 2012, damals waren ungefähr 200 Menschen zugegen, und 13 Jahre später bin ich immer noch hier. Sehen Sie sich an, was Sie geschafft haben, was Sie in diesen Jahren geschafft haben! Sie haben das in die Welt getragen, Sie haben die Menschen eingeladen, zurück in ihre Länder zu gehen, und dann ist es wieder in die Welt hinausgegangen. So viel haben wir geschafft, und das ist möglich, weil jede einzelne Stimme zählt.

Viele Jahre später stehe ich hier als Großmutter von zwei Enkeln, ein drittes Enkerl ist gerade auf dem Weg, es handelt sich um eine schwierige Schwangerschaft, und ich frage mich: Habe ich schon genug gemacht für dieses kleine Wesen, das bald das Licht der Welt erblicken wird? Aber ich bin so stolz, dass ich hier sein kann, weil ich überzeugt bin, dass die Inklusion von Menschen mit Behinderungen, dass Barrierefreiheit eine einende Hoffnung für uns alle ist. Diskriminierung darf es nie geben. Wir sind Teil jeder Gemeinschaft, jeder Gruppe in der Welt. Sei es Alter, Rasse, Glaube, sexuelle Orientierung, sozioökonomischer Hintergrund: Wir sind da! Wir können das Potenzial von Menschen mit Behinderungen nicht nur für sie selbst und ihre eigenen Familien nützen, sondern für alles.

Es war für mich erschütternd, dass ich nach dem Mord an George Floyd immer wieder gefragt wurde: Haben Sie denn keine Angst, dass die Frage des Rassismus das Projekt der Valuable 500 und Menschen mit Behinderungen überschatten könnte? – Nein, Inklusion betrifft entweder alle oder niemanden. Man kann das nicht teilen. Wie steht es denn mit schwarzen Menschen mit Behinderungen? – Darum geht es doch: Wir sind die einende Kraft, wir sind die Lösung, die wir gemeinsam teilen und verbreiten können. Da gibt es keinen Wettbewerb. Und diese Unternehmen in Amerika stehen weiterhin hinter Gleichberechtigung und Inklusion, das ist Teil ihrer DNA.

Ich sehe, dass Andreas sich mir nähert, also noch drei Punkte, was ich beim Aufbau von Valuable 500 gelernt habe: Viele CEOs haben unterschrieben, weil sie selbst gemerkt haben, dass sie Mütter, Väter, Schwestern, Brüder, Großeltern sind, dass die Welt auch anders sein muss. Der Erfolg von Valuable 500 war aber auch, dass wir niemandem Schuld an irgendetwas gegeben haben. Wir haben einfach nach vorne geblickt, eine Vision, eine kollektive Vision nach vorne getragen, dass wir gemeinsam vieles schaffen können. Und drittens: Alles, was wir gemacht haben, kam durch den Beitrag der Gemeinschaft, zu der wir gehören.

Ich möchte nicht an Ihrem Tisch sitzen, dieser Tisch ist kaputt. Ich möchte Teil der Architekten, der Designer eines neuen Möbelstücks sein. Vor 25 Jahren habe ich mich als eine Frau mit Behinderung sozusagen geoutet. Das ist ein Vierteljahrhundert her. Und ich freue mich auf Andreas, Yetneberesh, Emily und andere auf dem Weg in diese neue Generation der Inklusion.

Und lassen Sie mich eines sagen: Nichts über uns ohne uns! Ich möchte Sie nun dazu aufrufen, das auch wirklich zu leben: Nichts über uns ohne uns! Menschen mit Behinderungen, das sind wir alle, wir gehören alle dazu. Nutzen Sie Ihre Stimme, nutzen Sie ihr Herz, nutzen Sie Ihre Ambitionen und alles, was Sie haben! – Vielen Dank. (Beifall.)

Andreas Onea (in deutscher Simultandolmetschung): Vielen Dank, Caroline. Es war für uns eine große Ehre, jedes Wort von Ihnen zu hören! Sie haben gesagt, dass jetzt die Zeit zum Handeln gekommen ist, und Schritt für Schritt werden wir unser Ziel erreichen: eine Welt ohne Barrieren, eine Welt für alle. (Ende der Simultandolmetschung.)

Und jetzt, ins To-do gehend: Wie schaffen wir es, eine Welt ohne Barrieren zu schaffen, dass wir es schaffen, dass alle Menschen verinnerlichen, dass, wenn wir alle Menschen mitnehmen, wir alle gewinnen können? – Das geht über Innovationen, über Technologie.

Bevor wir zu diesen fünf Innovationen kommen, die wir Ihnen vorstellen wollen, möchte ich auch noch den CEO von Zero Project Michael Fembek zu mir nach vorne bitten. Er hat, natürlich mit seinem Team, das Jahr über intensiv gearbeitet – stellvertretend für das Team, aber auch für ihn noch einen lauten Applaus für ihn! (Beifall.)

Michael Fembek (CEO Zero Project): Ich freue mich sehr, Ihnen heute kurz die Arbeit des internationalen Zero-Project-Teams vorstellen zu können und diese Frage zu beantworten: Unter den vielen, vielen Innovationen, die es weltweit für Menschen mit Behinderungen gibt, warum sind es gerade diese fünf hier, die Ihnen heute präsentiert werden und bei denen die österreichischen Parlamentarier es übernommen haben, sie Ihnen näherzubringen?

Das internationale Zero-Project-Team arbeitet in einem Jahreszyklus. Ungefähr sieben Monate verhalten wir uns wie ein Research-Institut, die anderen fünf Monate wie eine Eventagentur. In diesen ersten sieben Monaten gibt es im Wesentlichen drei Teile, was auch die heutige Veranstaltung betrifft: In einer ersten Phase haben wir immer ein Jahresthema – das Jahresthema ist im heurigen Jahr Beschäftigung und IT – und machen einen breit angelegten sogenannten Call for Nominations, der in unserer Community sehr gut bekannt ist. Und wir haben im heurigen Jahr über 550 Nominierungen aus, glaube ich, 100 Ländern bekommen. Wir arbeiten dann wochen-, monatelang daran, aus diesen 500 plus eine Auswahl der sogenannten Awardees zu machen – das waren im heurigen Jahr 77 –, die wir dann auch recherchieren und die auch im Mittelpunkt der internationalen Zero Project Conference stehen, die wir einladen, dass sie dort in der internationalen Zero Project Conference präsentieren.

Aus diesen 77 machen wir als internationales Team eine Shortlist von, ich glaube, es waren heuer 15, von denen wir glauben, dass sie eine besondere Österreichrelevanz haben, und die übergeben wir dann unseren österreichischen Kollegen unter Leitung von Michael Pichler. Der nimmt dann Kontakt mit den Parlamentariern auf und die entscheiden dann gemeinsam, welche sie für dieses Event hier adaptieren. Also so kommt es zu diesen fünf, die Ihnen in der Folge jetzt nähergebracht werden. – Danke. (Beifall.)

Andreas Onea: Herzlichen Dank, lieber Michael, für den Überblick über eure Arbeit und auch den Einblick in das, was uns in den nächsten Tagen in den Räumlichkeiten der United Nations in Wien erwartet.

Was uns jetzt erwartet, das werden wir auch gleich vorgestellt bekommen. Kurz als Rahmen: Ich werde immer Sie, meine Damen und Herren von den Parteien im Nationalrat, zu mir bitten, Sie werden kurz das Projekt vorstellen, auch vorstellen, warum Sie sich dieses Projekt ausgesucht haben. Dann werden wir ein kurzes Video sehen, das das Projekt einführt, und eine kurze Präsentation der jeweiligen Damen und Herren seitens des Projektes. Dann haben wir Fragen von unseren Expertinnen und Experten, um zu schauen, wie dieses Projekt in Österreich weiter ausgebaut werden kann oder nach Österreich gebracht werden kann, und dann gibt es abschließende Worte von den Vertreterinnen und Vertretern der Parteien zu den Next Steps.

Ich würde sagen, wir legen gleich los mit der ersten Innovation von Chance B – ein Vertreter aus Österreich, ein Projekt, das großartige Arbeit leistet –, und an dieser Stelle darf ich gleich als Vertreterin der FPÖ Rosa Ecker nach vorne bitten. – Herzlich willkommen! (Beifall.)

Rosa Ecker (Abgeordnete zum Nationalrat, FPÖ): Herzlich willkommen hier im österreichischen Parlament! Wir sollen ja über das Projekt nicht allzu viel verraten, aber unser Moderator hat ja schon eingeleitet, er ist frischgebackener Vater von zwei Kindern, und ich denke, er hat sich vielleicht auch die Fragen gestellt, die ich jetzt stelle. Nämlich: Was erwarten sich Eltern für das Leben ihrer Kinder? – Sie erwarten sich ein gutes Leben. Sie wünschen sich, dass sie einmal selbstständig, selbstbestimmt und finanziell unabhängig ihr Leben verbringen können. Und was erwarten sich Jugendliche? – Sehr Ähnliches, vielleicht moderner formuliert. Sie wünschen sich ein schönes Leben, sie wünschen sich einen Job, der ihnen Freude macht, aber natürlich auch ein entsprechendes Einkommen.

Wir alle kennen Jugendliche, für die das nicht so einfach ist, und wir alle kennen Eltern, denen das große Sorgen bereitet. Ich habe auch in meiner Familie einen jungen Mann, der eben mehr Chancen im Leben gebraucht hat. Jugendliche mit intellektueller Beeinträchtigung und/oder Lernschwierigkeiten brauchen eben besondere Chancen, und eine solche Chance bietet die Initiative KomKom von Chance B aus der Steiermark.

Wir haben eben diese Initiative zur Vorstellung hier im Parlament ausgewählt, weil sie Jugendlichen die Chance bietet, eine Möglichkeit eröffnet, im weiteren Leben als Arbeitnehmer vom Gehalt, vom Lohn leben zu können und eben nicht auf Taschengeld angewiesen zu sein. Davon profitieren nicht nur die jungen Menschen und die Eltern, sondern, davon bin ich ganz überzeugt, auch die Betriebe und natürlich wir als Gesellschaft.

Ich hoffe, ich habe Sie jetzt etwas neugierig gemacht auf die Präsentation dieser Initiative KomKom von Chance B aus der Steiermark! (Beifall.)

Andreas Onea: Wir freuen uns, jetzt auch das Projekt vorgestellt zu bekommen, und zwar von Michael Longhino von der Chance B. – Herzlich willkommen! (Beifall.)

*****

(Es folgt eine Videoeinspielung in englischer Sprache.)

Sprecher (in deutscher Simultandolmetschung): Das KomKom-Programm von Chance B hilft jungen Menschen, die bildungsbenachteiligt sind, mit Ausbildungs- und Zertifizierungssystemen. Im Jahr 2024 wurden damit 270 Jugendliche erreicht.

*****

Michael Longhino (Chance B, Österreich): Hallo, einen schönen Vormittag von meiner Seite! Ich freue mich sehr, dass ich heute hier unsere KomKom-Initiative vorstellen darf. Ich bin 1,80 groß, trage ein blaues Jackett, eine Jeans und ein weißes Hemd. Unsere KomKom-Initiative wurde vor zehn Jahren gegründet, um bildungsbenachteiligten Personen Qualifikationen anzubieten, um ihre Chancen, einen Job am Ersten Arbeitsmarkt zu bekommen, zu verbessern.

Die Initiative wurde von Anfang an wissenschaftlich begleitet. Ich möchte mich auch ganz herzlich bei der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt bedanken, bei Monika Kastner, mit der wir gemeinsam dieses Qualifizierungsprogramm entwickeln durften. Wir sind heute, zehn Jahre später, dort angekommen, dass wir mit Partnern aus fünf Bundesländern in Österreich, mit befreundeten Organisationen junge Menschen dabei begleiten können, dass sie ihre Kompetenzen, die sie im Leben erworben haben, sichtbar machen können und dass sie im Rahmen von unseren Qualifizierungsprogrammen diese auch weiter ausbauen können.

Das Ganze funktioniert so, dass wir sechs Qualifikationen anbieten, in Berufsfeldern, die in Österreich am Arbeitsmarkt sehr gefragt sind. Junge Menschen kommen zu uns und können dann in einer Ausbildung, die ungefähr ein Jahr bis zwei Jahre dauert, angelehnt an das österreichische Lehrsystem, in enger Kooperation mit Unternehmen des Ersten Arbeitsmarktes ihre Fähigkeiten und Qualifikationen vertiefen, um am Ende der Ausbildung ein Zertifikat von uns ausgestellt zu bekommen, das auch im Rahmen des Nationalen Qualifikationsrahmens in Österreich anerkannt ist und auch den Niveaus eins bis drei des NQF zugeordnet ist.

Da sind wir sehr stolz, dass wir als Chance B die Ersten waren, die im Rahmen des NQR-Gesetzes unsere Qualifikationen anerkannt bekommen haben, vor allem auf den Niveaus eins bis drei. Zum Vergleich: Der österreichische Lehrabschluss ist auf dem Niveau vier angesiedelt. Das war uns einfach ganz besonders wichtig: dass auch Menschen, die noch keinen Lehrabschluss vorweisen können, am Ersten Arbeitsmarkt Kompetenzen mitbringen, die in den Unternehmen gebraucht werden, die Jobchancen auslösen; und wir wollen mit unserem Programm diese auch sichtbar machen.

Ganz, ganz wichtig ist uns, dass wir – die Chance B ist ein sozialer Dienstleister in der östlichen Steiermark, wir sind im ländlichen Raum tätig, im regionalen Raum – dieses Programm auch von Anfang an so designt haben, dass andere Organisationen in Österreich und auch darüber hinaus diese Qualifizierungen anwenden können. Wir haben kein Geschäftsmodell entwickelt. Das Programm wurde mit Geldern der öffentlichen Hand finanziert, und wir wollen es gerne anderen Organisationen ermöglichen, einzusteigen und dass sie das auch in den jeweiligen Kontexten ihrer Angebote für Menschen mit Behinderungen oder bildungsbenachteiligten Personen implementieren können, damit wir so gemeinsam das Programm auch sichtbarer machen, bedeutsamer machen, dass es auch in der Wirtschaft besser anerkannt wird. – Das sind so die nächsten Schritte.

Andreas Onea: Herzlichen Dank, Michael Longhino.

Die erste Frage kommt von Klaus Widl.

Klaus Widl (Präsident des Österreichischen Behindertenrates): Ich darf vorher noch Willkommensworte ausrichten. – Zu mir: Ich bin 58 Jahre alt, bin 1,80 Meter groß, trage einen Anzug mit roter Krawatte.

Sehr geehrte Damen und Herren! Als Präsident des Österreichischen Behindertenrates ist es mir ein besonderes Anliegen, darauf hinzuweisen, wie wichtig die Präsenz und das aktive Miteinbeziehen von Menschen mit Behinderungen in den öffentlichen Diskurs ist. Ich möchte mich herzlich dafür bedanken, dass die Auftaktveranstaltung zur Zero Project Conference heuer schon zum sechsten Mal im begeisterndsten Haus der Demokratie, nämlich hier im Parlament, stattfindet. Dies hat auch eine enorme symbolische Kraft und hilft, das Menschenrecht auf Inklusion noch stärker bewusst zu machen. Wir sind auch stolz und dankbar, die weltweite Gemeinschaft zum Thema Inklusion hier in Wien begrüßen zu dürfen und sagen: Servus und Hallo an über 1 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt! Mögen in den zahlreichen Begegnungen und im Austausch wertvolle Impulse entstehen und hervorgehen!

Danke auch allen Innovatoren, die sich mit ihren großartigen Ideen für eine Welt ohne Barrieren einsetzen. Danke daher allen, die diese Veranstaltung hier im Parlament und in der Wiener UNO-City initiiert und ermöglicht haben.

Besonderer Dank und Anerkennung gilt dem gesamten Team der Essl Foundation, allen voran dem Gründer Martin Essl. – Vielen Dank. (Beifall.)

Jetzt meine Frage zur präsentierten Innovation: Es ist aus Sicht des Österreichischen Behindertenrates sehr begrüßenswert, dass das KomKom-Netzwerk den Zugang für Menschen mit Lernschwierigkeiten zum Ersten Arbeitsmarkt fördert. – Die Frage: Unter welchen Gesichtspunkten wurde die Plattform für die Selbsteinschätzung und die Kompetenzbewertung entwickelt, und wie wird sie von den Klienten und Klientinnen angenommen?

Michael Longhino: Damit die Kompetenzen festgestellt werden können und eine Qualifikation abgeschlossen werden kann, haben wir eine Onlineplattform entwickelt, wo unsere Teilnehmenden an den Qualifizierungen, aber auch deren Bildungsbegleiter:innen die Kompetenzen der Teilnehmenden einerseits selbst bewerten können, andererseits von den Bildungsbegleiter:innen bewertet werden. Dieses Tool wurde entwickelt mit Menschen mit Lernschwierigkeiten, die von Anfang an in einem Co-Production-Prozess mitgewirkt haben, damit sichergestellt wird, dass alle Kompetenzen auch so, wie sie beschrieben sind, in Leichter Sprache formuliert sind und von unseren Teilnehmenden auch gut eingeordnet werden können. Es gibt Sprachausgabe für Menschen, die eben Sprachausgabe benötigen, und es ist, denke ich, ein sehr intuitives einfaches Tool geworden, das eben dabei hilft, dass jeder/jede, der/die diese Qualifikation nutzen möchte, einen schnellen Einstieg findet. Das hilft auch unseren Auszubildenden, denn ich denke, eine Einfache Sprache, Universal-Design, ist für jeden gut, auch für die Auszubildenden, damit klar ist, worum es bei der Qualifikation geht.

Andreas Onea: Herzlichen Dank, Klaus, herzlichen Dank, Michael. – Auch Christine Steger hat eine Frage für dich.

Christine Steger (Behindertenanwältin): Einen schönen guten Morgen, schön, wieder hier zu sein! – Sie haben ja in den letzten sechs Jahren knapp 200 Jugendliche qualifizieren können, auch mit Abschluss, und erfreulicherweise sind derzeit ja 10 Prozent davon auch in Vollbeschäftigung und 20 Prozent in Teilzeit.

Mich würde interessieren: Was, finden Sie, waren die wichtigsten Elemente für den Erfolg und das Gelingen des Projekts, Sie haben ja jetzt doch schon einige Jahre Erfahrung?

Und weil heute erfreulicherweise Landespolitiker:innen anwesend sind, würde mich noch interessieren: Wie könnte das auch auf andere Bundesländer ausgeweitet werden, weil wichtig ist ja, dass Menschen mit Behinderungen in ganz Österreich Zugang zu so tollen Projekten bekommen. – Vielen Dank.

Michael Longhino: Ich denke mir, ein ganz wesentlicher Gelingensfaktor ist, dass wir unsere Qualifikationen so gestaltet haben, dass sie von Anfang an am Arbeitsplatz stattfinden. Es ist ein Training-on-the-Job-Ansatz, der in Zusammenarbeit mit Unternehmen des Ersten Arbeitsmarktes – ähnlich eben wie in der Lehrausbildung – stattfindet. Ich denke, gerade bildungsbenachteiligte Personen haben im österreichischen Bildungssystem oft negative Erfahrungen gemacht, da hilft es nicht viel, wenn man wieder ein Seminarraum-Setting macht. Es geht darum, dorthin zu gehen, wo Arbeit stattfindet und wo Lernen dann auch direkt in die Praxis umgesetzt werden kann. Dafür braucht es aber auch engagierte Unternehmen, die offen dafür sind, die sich dazu bereit erklären –und – ganz, ganz wichtig! – nicht nur die CEOs – die sind auch wichtig –, auch die Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz vor Ort. Deswegen haben wir parallel auch ein Mentor:innensystem aufgebaut, wo wir auch die Kolleginnen und Kollegen unserer Teilnehmenden darauf vorbereiten, wie die Zusammenarbeit gut gelingen kann. Das ist, glaube ich, sehr wichtig.

Zur Frage der Bundesländer: Wir konnten unser Netzwerk jetzt erweitern. Ich schaue in die Runde: Es gibt auch Kolleginnen und Kollegen von anderen Organisationen, deren KomKom Anteil des Netzwerks sind. Wir sind derzeit in fünf Bundesländern bereits aktiv, in Kärnten, in Tirol, in Oberösterreich, in Niederösterreich und in der Steiermark. Grundsätzlich ist, glaube ich, auch das eine Stärke unseres Qualifikationsprogramms. Wir wissen, wir haben neun verschiedene Leistungssysteme für Menschen mit Behinderungen, die heute noch als sogenannt arbeitsunfähig gelten, da geht es um rund 25 000 Personen.

Ich glaube, es ist der letzten Regierung ein Anliegen gewesen, hoffentlich wird es auch der nächsten Regierung ein Anliegen sein, dass wir Gehalt statt Taschengeld voranbringen, dass diese Menschen ihren Weg auf den Ersten Arbeitsmarkt finden. Die neun verschiedenen Landesleistungen haben verschiedene Programme hervorgebracht. Unser Ansatz mit KomKom ist nicht auf eine Leistungsart zugeschnitten. Man kann sie in verschiedenen Landesleistungen zur Anwendung bringen, aber auch im arbeitsmarktpolitischen Bereich, im Bereich der sozialökonomischen Betriebe. Das heißt, man muss nichts Neues erfinden, man müsste nur die bestehenden Systeme so anpassen und die Rahmenbedingungen schaffen, dass Menschen mit Behinderungen den Weg in den Ersten Arbeitsmarkt finden. (Beifall.)

Andreas Onea: Herzlichen Dank, Michael Longhino mit KomKom von Chance B. Vielen, vielen Dank! – Jetzt darf ich Rosa Ecker noch einmal für abschließende Worte und für die next Steps nach vorne bitten.

Rosa Ecker: Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die heute ihre Projekte noch vorstellen werden, und besonders natürlich bei Chance B, wo das gerade gemacht wurde, und bei Menschen, die sich mit Herzblut für Verbesserungen für Menschen mit Beeinträchtigungen einsetzen.

Dem Projekt von KomKom wünsche ich, dass genau das wahr wird, was Herr Longhino gerade gesagt hat: dass es eben auf alle Bundesländer ausgerollt werden kann und – vielleicht auch für den arbeitsmarktpolitischen Bereich, wo es natürlich ganz wichtig wird – es eben viele Nachahmer in Österreich findet, die das umsetzen.

Die interessierten Besucher lade ich ein – es gibt nachher noch runde Tische zu allen Projekten –, sich da vielleicht auch noch zu beteiligen und sich einzubringen.

Und die Forderung Lohn statt Taschengeld ist etwas, das ich immer und immer wieder, solange es das nicht gibt, fordern werde, und wofür ich mich einsetzen werde, damit es endlich so weit kommt. (Beifall.)

Andreas Onea: Vielen herzlichen Dank für den Einsatz, für dieses Commitment.

Wir freuen uns jetzt, nachdem wir die erste Innovation aus Österreich gesehen haben, auch eine internationale Innovation bei uns zu haben, und zwar aus den USA, vom Reut Institute. Das Projekt wird uns jetzt aber als Vertreterin der ÖVP Abgeordnete zum Nationalrat Heike Eder vorstellen. Sie ist nicht nur Abgeordnete zum Nationalrat – ich sage das immer gerne, wenn ich meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Parasport bei Veranstaltungen habe –, sie ist Paralympicsmedaillengewinnerin bei den Paralympics in Pyeongchang 2018 im Skifahren. Herzliche Gratulation noch einmal dazu!  – Liebe Heike, komm zu uns! (Beifall.)

Heike Eder (Abgeordnete zum Nationalrat, ÖVP): Schönen guten Morgen! Ich bin Mitte 30, trage ein rotes Kleid und gehe mit Krücken.

Lena ist zehn Jahre alt und liebt Musik. In ihrer Schule gibt es eine Band, und sie möchte gerne mitmachen. Allerdings hat Lena eine spastische Lähmung an beiden Händen, die es ihr erschwert, herkömmliche Musikinstrumente zu greifen und darauf zu spielen. Während ihre Mitschüler auf der Gitarre spielen oder am Keyboard Melodien ausprobieren, sitzt Lena daneben und schaut zu. Um ihr zu helfen, wird ein individuell angepasstes Griffstück für das Keyboard entwickelt, das es ihr ermöglicht, mit wenig Kraftaufwand die Tasten präzise zu drücken. Zusätzlich wird ein spezieller Drumstick-Halter gedruckt, sodass sie auch Schlagzeug spielen kann. Beim nächsten Bandtreffen sitzt Lena nun am Keyboard und spielt die ersten Töne ihres Lieblingsliedes.

Meine Damen und Herren, genau für solche Fälle und solche Situationen gibt es Tom Global. Diese Plattform bringt Menschen mit Behinderung, Tüftlerinnen und Tüftler, Designerinnen und Designer, Expertinnen und Experten zusammen, um genau solche Herausforderungen, wie sie Lena zum Beispiel hat, zu lösen – und das Ganze innovativ, leistbar und für alle zugänglich, denn Inklusion bedeutet, nicht nur dabei zu sein, sondern wirklich mitmachen zu können.

Ich habe diese Innovation gewählt, weil ich als Frau mit einer Behinderung – ich lebe seit meinem 18. Lebensjahr aufgrund eines Skiunfalls mit einer Behinderung – genau weiß, dass es im Leben eines Menschen mit Behinderung zig Situationen gibt, wo man spezielle Bedürfnisse hat, wo man eine Lösung für ein bestimmtes Problem braucht. Oft sind diese speziellen Hilfsmittel dann nicht am Markt verfügbar oder sie sind wahnsinnig kostspielig und teuer. Die Plattform Tom Global kann Abhilfe schaffen, indem sie vernetzt, indem sie Probleme löst und das Ganze auch noch relativ kostengünstig, also Innovationen leistbar macht.

Denn, meine Damen und Herren, die Zukunft gehört jenen, die Barrieren nicht hinnehmen, sondern sie abbauen – für eine Zukunft, in der kein Kind und kein Mensch mit Behinderung am Rand stehen muss. (Beifall.)

Andreas Onea: Herzlichen Dank, Heike, wir sehen uns auch das Video an.

*****

(Es folgt eine Videoeinspielung in englischer Sprache.)

Sprecher (in deutscher Simultandolmetschung): Tom Global verbindet Menschen bei der Entwicklung von Assistenztechnologie. Es bietet Lösungen, die bis zu 90 Prozent billiger sind als die am Markt erwerbbaren Lösungen; zahlreiche Universitäten sind an dem Projekt beteiligt.

*****

Andreas Onea: Mehr zum Projekt hören wir jetzt von Gideon Grinstein vom Reut Institute. – Welcome! Wir freuen uns auf Ihre Präsentation. (Beifall.)

Gidi Grinstein (Reut Institute, USA) (in deutscher Simultandolmetschung): Ich begrüße Sie alle herzlich. Ich bin Gidi Grinstein. Ich bin 1,82 Meter groß, ich habe eine Glatze, ich trage einen dunkelblauen Anzug, ein lichtblaues Hemd und eine rote Krawatte. Ich bin solide gebaut, meine Frau meint, ich sei zu schwer. Und ich bin 54 Jahre alt.

Es ist für mich eine große Ehre, hier zu sein. Parlamentsabgeordnete, Regierungsmitglieder, Heike Eder, danke für diese Ehre! Die Essl Foundation ist hier vertreten, ein außerordentliches Team – Caroline hat das ja schon hervorgehoben.

Wir vertreten Reut USA, aber ich komme ursprünglich aus Israel, und ich bin Jude. Es ist für mich eine ganz besondere Ehre, hier zu sein, ich schätze diesen Augenblick ganz hoch ein. Vielen herzlichen Dank.

Haben Sie sich je gefragt, warum Lösungen für Menschen mit Behinderungen so teuer sind? Warum gibt es sie hier, aber nicht dort? Warum gibt es sie manchmal überhaupt nicht? Und wenn wir das größere Bild betrachten: Warum sind 90 Prozent der Innovationen nur für 10 Prozent der Bevölkerung da? Und warum sind Menschen mit Behinderungen strukturell ausgeschlossen von der Innovationswirtschaft?

Meine Antwort auf diese Frage ist eine komplexe, aber gleichzeitig fordere ich Sie heraus, sich eine Welt vorzustellen, in der viele Lösungen 20 Prozent bis 1 Prozent des derzeitigen Marktpreises kosten; eine Welt, in der jeder Mensch mit Behinderung in unmittelbarer Nähe von Lösungen für seine Bedürfnisse lebt. Für jeden von ihnen, überall, zwischen New York und Marokko, soll dies der Fall sein, eine Welt, in der jeder überall jedes Produkt bekommen kann – in Entwicklungsländern und in hoch entwickelten Ländern, am Land und auch in der Stadt. Stellen Sie sich vor: Leistbarkeit, Barrierefreiheit für jeden und überall. Das ist heutzutage möglich, das ist die Realität, die wir erschaffen.

TOM steht für Tikkun-Olam-Makers, und diese Worte bedeuten: alles zu tun, was notwendig ist, um eine bessere Welt zu schaffen. Um diese Vision zu verwirklichen, haben wir im Wesentlichen einen End-to-End-Prozess entwickelt. Auf der einen Seite Tausende und Abertausende von Ingenieuren, Programmierern, Produktgestaltern, die bereit sind, ihre Erfindungen beizutragen. Wir machen das für Sie möglich, alles ist online als Open Source verfügbar. Diese Produkte werden hergestellt, produziert, denn es gibt die Fertigungskapazitäten. Fast jeder 3D-Drucker, der in den letzten Jahren gekauft wurde, wird zu wenig genützt, viel zu wenig, und er kann genützt werden, um Lösungen zu schaffen.

Was ist einzigartig bei unserer Initiative? – Wir unterstützen nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern alle vulnerablen Populationen, auch ältere Menschen, Kranke – in Entwicklungsländern und in Industrieländern, am Land und in der Stadt –, und auf diese Weise vermitteln wir sehr viel Wissen, nicht nur zwischen Ländern, sondern auch innerhalb der Länder, und so dienen wir dem Nachhaltigkeitsziel Nummer 10 der UN. Seit Tag eins unseres Projektes sind wir eine Plattform der Versöhnung gewesen – für Juden und Araber, für Israeli und Palästinenser, für alle, die zusammenkommen sollen. Jonathan Sacks hat gesagt: Die beste Möglichkeit, eine gespaltene Gesellschaft zu heilen, ist, Dinge gemeinsam aufzubauen. – Und das tun wir.

Caroline, Sie waren so inspirierend. Sie haben über die Behinderungen von Menschen gesprochen. Ich möchte nur ein Land erwähnen, die UAE, wo Menschen mit Behinderung mit größter Entschlossenheit arbeiten, Barrieren zu überwinden. Aber um das zu schaffen, brauchen wir eine globale Bewegung in Universitäten, in Unternehmen, in Betreuungseinrichtungen, in Schulen. Ich glaube, es kann gemacht werden und es wird gemacht werden. – Herzlichen Dank. (Beifall.)

Andreas Onea: Vielen Dank, Gideon Grinstein. – Die erste Frage kommt von Franz-Joseph Huainigg.

Franz-Joseph Huainigg (Beauftragter für Barrierefreiheit und Inklusion im ORF): Hilfsmittel sind sehr wichtig für Menschen mit Behinderungen. Auch assistierende Technologien unterstützen Menschen mit Behinderungen zu einem selbstbestimmten Leben und gleichberechtigter Teilhabe am Leben.

Mein Problem ist beispielsweise das gute, klare Sprechen. Durch mein Beatmungsgerät rede ich sehr stockend, weil die Luft immer so schubweise kommt. Aber die Scott-Morgan Foundation hat für mich einen Avatar programmiert, und ich übergebe meiner Kopie jetzt das Wort, damit sie die Frage stellt.

Humanavatar von Franz-Joseph Huainigg: Danke, Franz-Joseph, ich muss einmal gleich etwas richtigstellen: Ich bin nicht nur eine Kopie von dir, sondern ich würde sagen, ich bin das bessere Original. Ich spreche mit deiner Stimme vor der Beatmung, flüssig, gut verständlich und noch dazu viel jugendlicher.

Ja, ich habe zwei Fragen an Gidi Grinstein vom Reut Institute: Wie gewährleistet TOM Global, dass die entwickelten Hilfsmittel tatsächlich den Bedürfnissen der Menschen mit Behinderungen entsprechen? Und: Wie wird das Feedback der Nutzer:innen in den Entwicklungsprozess integriert?

(In deutscher Simultandolmetschung:) Wie stellt TOM Global sicher, dass die Assistenzgeräte, die entwickelt werden, tatsächlich den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen entsprechen? Und: Wie wird das Feedback von Nutzern miteinbezogen? – Ich spreche übrigens viel besser Englisch als Franz-Joseph selbst, das möchte ich noch hinzufügen. (Beifall.)

Andreas Onea: Danke, Franz-Joseph.

An dieser Stelle mache ich auch noch einen Einwurf: Ich darf nämlich verkünden, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Zero Project Conference 2025 Zugang zu dieser Technologie bekommen können. Wenn Sie Interesse daran haben, würde ich Sie bitten, als Disability-Innovator sich an LaVonne Roberts zu wenden, die CEO von der Scott-Morgan Foundation.

Dear LaVonne, I don’t know, where you are. Please stand up and make yourself visible, so that the people know, who is responsible for this technology. (Beifall.)

(In deutscher Simultandolmetschung:) Vielen Dank, es ist gut zu wissen, an wen man sich wenden kann, um Zugang zu dieser Technologie zu bekommen. – Hoffentlich erinnern Sie sich jetzt noch an die Fragen.

Gideon Grinstein (in deutscher Simultandolmetschung): Danke schön, Franz-Joseph, für die Frage. Als Frage des Wertes und der Effizienz sage ich, dass Menschen mit Behinderungen im Zentrum unseres Gestaltungsprozesses stehen. Wir fangen nicht einmal an, ohne dass es einen Menschen mit Behinderung, dessen Betreuer oder Familienmitglied gibt, der darstellt, was der Mensch braucht. Wir bezeichnen sie als Need-Knowers, diejenigen, die die Bedürfnisse kennen, und das technische Team steht rundherum – bei der Definition des Problems, bei jeder Weiterentwicklung der Lösung wird mit ihnen zusammengearbeitet. Wir glauben, dass die erste Lösung, die zweite Verbesserung, die dritte Verbesserung der Lösung immer von der Person kommt, die das Bedürfnis hat, denn sie sind kreativ und sie wissen, was sie brauchen. Und für uns stellt dies nicht nur die Ethik des Prozesses sicher, sondern auch die Effizienz.

Ich habe mit Frau Eder über die kommenden Paralympischen Spiele 2028 gesprochen. Sie war selbst eine Paralympionikin und weiß am besten, was Teilnehmer an Paralympischen Spielen am notwendigsten brauchen. Das ist unser Ausgangspunkt, auf dieser Basis arbeiten wir. (Beifall.)

Andreas Onea: Eine weitere Frage kommt von Julia Moser von der Interessenvertretung Frauen mit Behinderung.

Julia Moser (FmB – Interessensvertretung Frauen* mit Behinderungen) (in deutscher Simultandolmetschung): Guten Morgen! Danke für die Präsentation dieses Projektes. Ich bin beeindruckt, wie Sie Menschen mit Behinderungen in die Projekte einbeziehen, um leistbare Lösungen zu finden. Wir wissen aber, dass Frauen mit Behinderungen sehr oft in technischen Projekten unterrepräsentiert sind, insbesondere wenn sie keinen sozioökonomischen Status haben.

Ich würde gerne wissen: Wie geht das Projekt diese Intersektionalität an, um sicherzustellen, dass alle Menschen mit Behinderungen teilnehmen können und ihre Lebenserfahrung einbringen können?

Gideon Grinstein (in deutscher Simultandolmetschung): Danke für diese Frage. Im Gegensatz zu dem, was anderswo möglicherweise passiert, ist das unsere Herausforderung. Wir sehen uns nicht nur den Menschen mit Behinderung an, sondern auch die Betreuungspersonen, und die meisten Betreuungspersonen sind Frauen, viel mehr als Männer. Wenn wir uns das Pflegepersonal in Krankenhäusern, in Heimen ansehen: Die Mehrzahl sind Frauen, und sie kommen mit ihren Bedürfnissen zu uns, über Frauen kommt das zu uns. Auf der Entwurfs- und Planungsseite haben wir mehr als 50 Prozent Frauen.

Aber ich möchte noch auf etwas anderes hinweisen: Unser Innovationsprozess wurde von der New York University untersucht. Die dafür zuständige Professorin hat sich 30 Innovationen angesehen, und sie hat festgestellt, dass unser Prozess effizienter und besser ist als alles, was sie bei Unternehmen gesehen hat. Drei der 13 Teams sind innerhalb von drei Tagen zu einem funktionierenden Prototyp gelangt. Dann hat sie enger mit den Teams zusammengearbeitet, sie sich genauer angesehen, und gesehen, dass die erfolgreichsten Teams eine Mehrzahl von Frauen hatten oder überhaupt nur Frauen. Das erfordert einen ganz absichtlichen, ganz bewussten Prozess, und dieser Prozess läuft besser, wenn beide Geschlechter vertreten sind oder der Prozess von Frauen geführt wird. Das war für mich eine außerordentlich interessante Schlussfolgerung. Ich danke Ihnen für diese Frage. (Beifall.)

Andreas Onea: Danke, Gideon Grinstein vom Reut Institute, danke, dass Sie Ihr Projekt mit uns geteilt haben.

Ich darf nun noch einmal Heike Eder nach vorne bitten.

Heike Eder: Ich bedanke mich ganz herzlich bei dir, lieber Gidi, für deine Präsentation – thank you very much –, und bei allen Zuhörerinnen und Zuhörern natürlich und auch den Fragestellerinnen und dem Fragesteller. Der Austausch hat mich eigentlich nur noch mehr darin bestärkt, dass diese Innovation auch das Leben der österreichischen Menschen mit Behinderung erleichtern und verbessern kann. Deshalb werden wir gleich im Anschluss an diese Konferenz einen Round Table machen und gemeinsam überlegen, wie wir diese Innovation nach Österreich bringen können. Jeder, der sich noch beteiligen möchte, ist gerne eingeladen. Ich freue mich auf einen guten Austausch. – Danke. (Beifall.)

Andreas Onea: Herzlichen Dank, Heike Eder. – Der Austausch soll natürlich dafür sorgen, dass die Projekte großartig wachsen und umgesetzt werden können.

Gehen wir weiter zur Innovation Nummer drei: Dafür machen wir einen Blick ins Vereinigte Königreich. Worum es genau geht, wird uns Christian Oxonitsch als Vertreter der SPÖ im Nationalrat erzählen. – Herzlich willkommen. (Beifall.)

Christian Oxonitsch (Abgeordneter zum Nationalrat, SPÖ): Danke schön. Auch von meiner Seite natürlich ein herzliches Willkommen, und ich habe große Freude über dieses große Interesse. Ich werde nicht genau verraten, worum es bei Samee geht, das wird letztendlich vom Verein selbst dargestellt.

Vielleicht nur kurz zu mir: Ich bin 1,78 Meter groß habe ein bisschen zu viele Kilos für mein persönliches Wohlgefühl. Ich trage ein schwarzes Jackett, ich trage einen grauen Pullover. Und ein wesentliches Markenzeichen von mir ist: Wer immer mich erkennen will, an der großen Nase geht es relativ einfach.

Warum habe ich dieses Projekt ausgewählt? Warum habe ich mich für Samee entschieden? – In erster Linie, weil es sich einem interessanten Thema widmet, nämlich tatsächlich selbstständiger Berufstätigkeit, das ist nicht immer alltäglich. Es ist ein sehr junger Verein, es ist ein sehr kleiner Verein. Ich habe auch ein bisschen einen persönlichen Bezug zu Bournemouth, das muss ich auch dazusagen, denn meine Tochter hat dort maturiert, zu meiner eigenen Überraschung. Daher hat es mich natürlich interessiert, was hinter diesem Projekt tatsächlich steht.

Ich habe mich auch deshalb für ein kleines Projekt entschieden, weil es gerade diese vielen kleinen Initiativen sind, die sehr oft die großen Herausforderungen in der Arbeit von Menschen mit Behinderungen leisten, familiäre Unterstützungsmechanismen entwickeln. Das war für mich ganz besonders spannend, weshalb ich mir gedacht habe: Ich möchte hier die Gelegenheit bieten, dass sich dieser Verein präsentieren kann. Ich freue mich, dass Samantha Everard heute unter uns ist und dieses Projekt dann auch noch präsentieren wird. – Danke schön. (Beifall.)

*****

(Es folgt eine Videoeinspielung in englischer Sprache.)

Sprecher (in deutscher Simultandolmetschung): Samee in Bournemouth unterstützt Menschen mit Behinderungen, mithilfe von Praktika sich selbstständig zu machen. Im Jahr 2023 schlossen zwölf Teilnehmer das Programm ab, davon gründeten neun ihr eigenes Unternehmen und drei fanden eine Teilzeitstelle.

*****

(Beifall.)

Andreas Onea: Vielen Dank. – Willkommen Samantha Everard of Samee. Welcome, thank you for being here. (Beifall.)

Samantha Everard (Samee, Vereinigtes Königreich) (in deutscher Simultandolmetschung): Danke. Dann darf ich mich vorstellen: Ich bin 5,2 Fuß groß, also eher klein, trage dafür aber hohe Stöckelschuhe. Ich trage dunkle Brillen, da ich Licht nicht gut vertrage. Wenn ich die Brille abnehmen, würde ich Sie nicht sehr gut sehen – wäre vielleicht sogar besser, denn ich bin recht nervös.

Was ich Ihnen jetzt erzähle, ist vielleicht ein bisschen anders. Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, damit Sie wirklich verstehen können, was wir machen. Ich könnte natürlich Fakten und Zahlen vorstellen, aber ich glaube, dass Ihnen das gar nicht die Informationen liefern würde, die Sie eigentlich bekommen sollten.

Samee hat als Unterstützung für Praktika begonnen. Es ist, glaube ich, das einzige derartige Projekt, weil es dabei auch um Selbstständigkeit geht. Es geht eigentlich um etwas wie diesen Holzlöffel, den Sie hier sehen. Ich setzte mich eines Tages mit dem jungen Mann zusammen, der diese wunderschönen Löffel produziert; er hat diesen Löffel gemacht. Er ist autistisch und arbeitet gerne mit Holz. Es war sehr schwierig, mit ihm zu sprechen. Es hat ihn das Kreative, das Schöne, das Holz interessiert, aber es war wirklich schwierig, zu ihm durchzudringen, mit ihm zu diskutieren. Seine Mutter ist ganz wunderbar. Ich weiß alles über seine Mutter, ihr Leben. Sie hat hier vermittelt. Sie hat mir auch erzählt, was ich wissen musste, damit ich als Mentorin in der Arbeit mit ihm Bescheid wusste.

Mit Will und elf anderen jungen Menschen haben wir eine Qualifizierungsmethode für die Selbstständigkeit entwickelt, die über Mindmaps, kreatives Tanzen, Bilder, Visuals, Fotos und so weiter Hilfsmittel bietet, damit Menschen selbstständig arbeiten können. Wir haben nämlich gesehen, dass viele junge Menschen nach der Schule nicht mehr schreiben wollen. Will zum Beispiel hat sich mit Fotografie befasst und mit anderen Dingen. Er lernte auch den Bürgermeister von Bournemouth kennen. Er hat ihm dann gezeigt, wie er Dinge gestaltet.

Will hat dann auch auf Handwerksmessen ausgestellt, und über ein Praktikum kam er so weit, eben Holzlöffel herzustellen, die er dann auch verkaufen konnte. Er war sehr stolz, hat uns dann wieder besucht, hat seine Produkte mitgebracht, hat dabei 600 Pfund verdient, weil wir alle auch ein bisschen Wein dazu getrunken haben und jeder drei Löffel kaufte. Er erzählte mir dann, dass er nicht gerne die Holzspäne oder Holzstücke wegschmeißt, die beim Löffelherstellen anfallen, und er hat sie dann auch weiterverarbeitet und hat damit ein neues Produkt geschaffen. Er verkauft nun seine Produkte ganz normal. Er produziert Dinge, wie Kochlöffel zum Beispiel aus Holz.

Das wollte ich Ihnen zeigen, weil das eben genau die Dinge sind, die wir machen. Wir ändern Leben, indem wir jungen Menschen die Möglichkeit geben, andere Menschen kennenzulernen. Und wenn ein junger Mensch von 25 Jahren, der noch nie einen Freund nach Hause eingeladen hat, Ihnen dann erzählt: Meine Mutter war so überrascht, weil wir jetzt endlich einmal drei Leute zu Besuch hatten, und sie brach in Tränen aus. – Das ist es, worum es geht, und das machen wir. – Vielen Dank. (Beifall.)

Andreas Onea: Vielen Dank, Samantha. Das ist ganz wunderbar, was man erreichen kann, wenn man den Menschen die Mittel dafür in die Hand gibt.

Tobias Buchner (Pädagogische Hochschule Oberösterreich) (in deutscher Simultandolmetschung): Ich bin weiß, ungefähr im mittleren Alter, männlich, trage einen blauen Anzug, eine schwarze Krawatte, ein weißes Hemd, und ich habe einen Schnurrbart.

Vielen Dank für diese faszinierende Geschichte! Selbstständigkeit ist ja das, was viele Chancen mit sich bringt, es wird oft mit Flexibilität verbunden. Aber es gibt auch Herausforderungen, zum Beispiel finanzielle Instabilität. Das ist ein wichtiger Punkt, vor allem zu Beginn der Selbstständigkeit. Dann geht es oft bei Selbstständigkeit darum, dass es heißt, was jemand, der selbstständig ist, nicht alles selbst schaffen sollte. Aber ich denke, das Projekt zeigt ganz toll, wie man diese Narrative auch durchbrechen kann. Ich denke, in Österreich können wir da sehr viel von Ihnen lernen.

Eines, was mich besonders interessieren würde an der ganz tollen Geschichte, die Sie erzählt haben – Sie haben da schon einiges vorweggenommen, was ich eigentlich fragen wollte –, ist: Wie stellen Sie bei Samee sicher, dass Praktika und Unterstützung dann auch zu nachhaltiger Selbstständigkeit führen können? Und die zweite Frage, es sind tatsächlich zwei Fragen: Inwiefern werden die jeweiligen Bedürfnisse im Zusammenhang mit individuellen Behinderungen genutzt, um die Erfolgschancen zu maximieren?

Samantha Everard (in deutscher Simultandolmetschung): Nun, das Programm wurde mit Behinderten entworfen, weil wir auch herausfinden wollten, was Menschen mit Behinderungen an Selbstständigkeit schwierig fanden. Wir dachten, das wären wahrscheinlich Dinge wie Finanzierungen und so, aber es stellte sich heraus, dass es eher um Dinge wie Zeitmanagement, Planung und so weiter ging. Und je nach den Lernfähigkeiten der jeweiligen Personen entwickeln wir hier Programme. Wir möchten, dass sie eben diese Dinge beherrschen, wenn sie uns wieder verlassen, zum Beispiel ein Bankkonto eröffnen oder dergleichen. Was schwierig ist, wenn man zum Beispiel in einer Unterstützungsgemeinschaft lebt und keinen eigenen Identitätsnachweis hat. Wir unterstützen die Personen dahin gehend, geben ihnen all die Informationen in die Hand, die sie brauchen.

Das machen wir, damit durch diese Unterstützungsleistungen, den Aufbau von Netzwerken, Peer-Beziehungen, die jungen Menschen selbstständig sein können. Wir erwarten nicht, dass sie sich sofort finanziell vollkommen selbstständig über Wasser halten können. Es geht darum, dass sie unabhängig leben können und dann auch arbeiten können.

Andreas Onea: Vielen Dank, Samantha. Vielen Dank, Tobias.

Monika E. Schmerold (Selbstbestimmt Leben Österreich): Danke für dieses tolle Projekt. Es ist schwierig, seine Talente zum Ausdruck zu bringen und noch schwieriger ist es, glaube ich, zu erkennen, dass man daraus ein Geschäft machen kann. Darum meine Frage: Wie werden die Teilnehmer:innen akquiriert, also in Leichter Sprache gesucht? Und wer entscheidet, wer ins Projekt aufgenommen wird?

*****

(Der Moderator wiederholt die Fragen auf Englisch.)

*****

Samantha Everard (in deutscher Simultandolmetschung): Danke. Ja, die Teilnehmer:innen finden uns. Wir haben Bauchredner:innen, wir haben Entertainer und so weiter. Also die Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden uns, weil sie eben keine traditionellen Berufsmöglichkeiten finden. Wir arbeiten zum Beispiel auch mit lokalen Schulen, mit Eltern und so weiter. Wir diskriminieren nicht. Wir akzeptieren alle, aber es kann sein, dass wir zum Beispiel Personen auch an andere Stellen verweisen, wo die Praktika besser für sie geeignet sind.

Andreas Onea: Vielen Dank, Samantha Everard von Samee, und alles Gute weiterhin. (Beifall.)

Danke auch Herrn Tobias Buchner und Monika Schmerold für die Fragen.

Zum Abschluss und die next Steps: Christian Oxonitsch.

Christian Oxonitsch: Einen wesentlichen Grund, warum ich dieses Projekt ausgewählt habe, bin ich schuldig geblieben, weil ich ihn eigentlich nachher sagen wollte. Gerade für solche Projekte ist ja Vernetzung und Informationsaustausch oft ein großer Hindernispunkt. Man hat nicht so viele Kontakte, man hat nicht so viele Möglichkeiten. Ich habe mir gedacht, es ist vielleicht gerade auch für Samee eine gute Gelegenheit, hier in den wirklichen Austausch zu kommen, vielleicht auch hinsichtlich von Projekten, die es in Österreich gibt – wir haben eines davon schon gehört, das in die ähnliche Richtung geht –, zu lernen, aber natürlich auch allen anderen die Gelegenheit zu geben, von Ihnen und von eurem Projekt zu lernen. In diesem Sinne hoffe ich, dass es diesen Austausch in den nächsten Tagen hier intensiv gibt. Ich denke, Samantha und ihr Mann stehen gerne für Informationen zur Verfügung. – Danke schön. (Beifall.)

Andreas Onea: Herzlichen Dank, Christian Oxonitsch.

Bevor wir zur nächsten Innovation kommen, freue ich mich sehr, dass wir den Herrn Präsidenten des Nationalrates Walter Rosenkranz in der Zwischenzeit auch bei uns, unter uns haben. Herzlich willkommen und vielen, vielen Dank, dass wir hier sein dürfen. (Beifall.)

Wir kommen mit der vierten Innovation wieder nach Österreich. Dabei handelt es sich um ein Projekt von der Diakonie de La Tour – nicht ganz vorstellen, aber zumindest Ihre Gedanken dazu wird uns Fiona Fiedler von den NEOS. – Herzlich willkommen. (Beifall.)

Fiona Fiedler (Abgeordnete zum Nationalrat, NEOS): Herzlich willkommen in unserem wunderbaren barrierefreien Haus. Ich darf mich kurz selbst vorstellen: Ich bin 1,80 Meter groß, habe rote, lockige, lange Haare, eine dunkelblaue Hose, ein pinkes Sakko und eine pink-violett gefärbte Bluse, und ich bin kurz vor 50.

Liebe gehörlose Teilnehmende, wollte ich auch noch sagen!

(In deutscher Simultandolmetschung:) Caroline, danke für diese emotionale, überzeugende Rede, sie hat mich sehr bewegt. (Ende der deutschen Simultandolmetschung.)

Erstens ist es ein Kärntner Projekt und wenige wissen, dass ich Kärntnerin bin und deswegen immer sehr in den Süden tendiere. Aber das ist nicht der einzige Grund. Der Hauptgrund war der, dass wir in Österreich ein Projekt vorfinden, wo es immer heißt: Bei uns geht das nicht! Und man sieht, dass es in Österreich sehr wohl geht. Hier ein großer Dank an Herrn Mellitzer, der mich an der Hand genommen hat und durch die verschiedenen Locations der Diakonie de La Tour geführt hat, um mir zu zeigen, was Menschen imstande sind zu leisten, die normalerweise in Werkstätten arbeiten müssen!

Sehr bewegt hat mich eine Aussage von einem Teilnehmer, der gesagt hat, er verdient jetzt 900 Euro. Und auf die Frage, was er denn vorher verdient hat, als er in der Werkstätte gearbeitet hat, hat er gesagt: 5 Euro in der Woche.

Liebe Damen und Herren, das darf in Österreich nicht mehr sein! Ganz ehrlich, das ist eine Zumutung, das ist eine Ausbeutung, und das ist wirklich letztklassig! (Beifall.)

Wir haben hier ein Projekt, das zeigt, wie es geht, und das vor allem zeigt, dass es geht. Ich freue mich sehr auf die Vorstellung von Herrn Mellitzer. – Danke schön. (Beifall.)

*****

(Es folgt eine Videoeinspielung in englischer Sprache.)

Sprecher (in deutscher Simultandolmetschung): Diakonie de La Tour in Österreich hat 20 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen in kleinen Unternehmen geschaffen. 2024 haben Unternehmen im Catering- und Bildungsbereich es geschafft, Inklusion zu fördern.

*****

Andreas Onea: Mehr über dieses Projekt von Diakonie de La Tour erfahren wir jetzt von Michael Mellitzer. – Herzlich willkommen.

Michael Mellitzer (Diakonie de La Tour, Österreich): Grüß Gott, meine Damen und Herren! Mein Name ist Michael Mellitzer, ich bin Mitarbeiter bei der Diakonie de La Tour. Ich trage einen grauen Anzug, eine graue Weste, ein schwarzes Hemd. Ich habe weiße Haare, kurze weiße Haare, einen Bart, Brillen, und ich bin 57 Jahre alt und 1,78 Meter groß – heute, denke ich mir, aufgrund der Ehre, hier sprechen zu dürfen, mindestens 1,80.

Ich darf Ihnen ein besonderes Projekt vorstellen, und ich darf Ihnen etwas aus der Lebensgeschichte von Mario Horn erzählen. Man sieht auf der ersten Folie einen jungen Mann auf einem Fahrrad mit einem Helm auf, im Hintergrund das Meer. Mario Horn ist einer der Mitarbeiter:innen in einem unserer inklusiven Kleinunternehmen. Ich bin befreiter, das hat Mario Horn auf meine Frage geantwortet, was sich für ihn durch die Anstellung im inklusiven Kleinunternehmen verändert hat. Er hat darauf geantwortet: Ich bin befreiter.

Auf der nächsten Folie sieht man Mario Horn, wie er neben einer Holzskulptur steht, Mario Horn im Dress der Special Olympics bei der Teilnahme in Schweden, ein Foto von Mario Horn und mir bei einem Gespräch und ein Foto von ihm auf einem Fahrrad, wie er auf einer Straße durch den Wald fährt. Mario Horn ist im Jahr 1984 in der Steiermark geboren und hat in Kärnten die Sonderschule besucht. Nach der Sonderschule hat er bei der Diakonie in Treffen bei Villach eine Anlehre begonnen. Die Anlehre bereitet junge Erwachsene mit Lernschwierigkeiten auf den ersten Arbeitsmarkt vor.

Die Anlehre hat er in der Tischlerei absolviert. Das Arbeiten mit Holzwerkzeugen hat ihm sehr viel Spaß gemacht. Weniger gefreut hat ihn der Fachunterricht. Nach dem Ende der Anlehre nach vier Jahren ist ihm der Sprung in den Ersten Arbeitsmarkt noch nicht gelungen. Er hat in eine Werkstätte für Menschen mit Behinderungen gewechselt. In dieser Werkstätte hat er in der Küche unterstützt und hat, wie man auf dem Foto sieht, als Holzbildhauer gearbeitet. Hier konnte er seine Freude und sein Talent beim Arbeiten mit Holz und Werkzeugen ausleben, und vor allem hat er auch ein künstlerisches Talent in sich entdeckt. Die Arbeit hat ihm dort sehr viel Spaß gemacht – aber er hat im Monat lediglich 20 Euro Taschengeld erhalten.

Obwohl ihm diese Beschäftigung und Arbeit viel Spaß gemacht hat, war das Mario Horn nicht genug. Nach 18 Jahren in der Holzwerkstätte hat er seine Fühler wieder in Richtung Arbeitsmarkt ausgestreckt und die Assistent:innen in der Werkstätte haben ihn dabei unterstützt, zahlreiche Bewerbungen an Unternehmen zu schicken – an den Lebensmittelhandel, an ein Fahrradgeschäft, weil das auch sein Hobby war –, aber er hat nur Absagen erhalten. Die Barrieren für Menschen mit Behinderungen, gerade dann, wenn sie intellektuelle Behinderungen haben, sind noch sehr groß, wenn es darum geht, am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Es wird auch nicht leichter dadurch, dass Personen, die in Beschäftigungswerkstätten beschäftigt sind, als nicht erwerbsfähig eingestuft sind und dass dadurch Unternehmen bei Anstellung auch nicht die Ausgleichstaxe angerechnet bekommen.

Zur selben Zeit, im Jahr 2021/22, hat Herr Horn dann eine Ausschreibung eines unserer inklusiven Kleinunternehmen in die Hände bekommen – in der Küche Waiern. Man sieht auf der nächsten Folie Mitarbeiter:innen in einer Küche im weißen Arbeitsgewand, die auf einer langen Arbeitsstraße, einem langen Holztisch, Kärntner Nudeln ausstechen. Die Küche Waiern ist insgesamt eine sehr große Küche. Dort werden am Tag 4 500 Essen produziert und ausgeliefert. Innerhalb dieser Küche gibt es die Nudelproduktion. Dort haben wir unser erstes inklusives Kleinunternehmen gestartet. Dort arbeiten Menschen mit Behinderungen und ohne Behinderungen gemeinsam und produzieren am Tag über 4 000 Kärntner Nudeln.

Herr Horn hat sich da beworben, hat ein Bewerbungsgespräch mit der Küchenleitung gehabt, und nach einem Probemonat hat er eine Anstellung erhalten. Er hat eine Anstellung von 20 Stunden in der Woche und eine Entlohnung laut Kollektivvertrag. Am Arbeitsplatz steht ein Assistent zur Verfügung, der dabei unterstützt. Die größte Herausforderung für Herrn Horn war nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, der hohe Produktionsdruck in dieser Küche, sondern die Kommunikation mit den Kolleg:innen. Der Umgangston in einer Großküche ist oftmals etwas rau, hat Herr Horn gesagt. Wir haben dort einen Workshop für alle Mitarbeiter:innen veranstaltet, und das Thema dieses Workshops war: Was können wir tun, damit wir besser miteinander arbeiten können? Alle Mitarbeiter:innen haben teilgenommen, inklusive der Küchenleitung. Alle Mitarbeiter:innen konnten dort formulieren, was sie brauchen, um gut arbeiten zu können, und alle Mitarbeiter:innen in dieser Küche haben davon profitiert.

Mario Horn sagt: Die fixe Arbeit hat mein Leben verändert. Ich kann mehr Sachen unternehmen. Ich kann mir mehr leisten. Ich bin selbstständiger geworden. Danke für die Möglichkeit, denn sonst hätte ich heute sicher noch keinen Job.

Mario Horn ist eine von 20 Personen in der Diakonie, die diesen Weg gemacht haben – eine von 20 Personen, die aus Behindertenwerkstätten kommen und nun in einem voll sozialversicherungsrechtlichen Arbeitsverhältnis stehen, eine von 20 Personen, die zeigen und der Beweis dafür sind, dass Lohn statt Taschengeld möglich ist. Herr Mario Horn beginnt jeden Arbeitstag mit einem Lächeln. – Vielen Dank. (Beifall.)

Andreas Onea: Herzlichen Dank, Michael Mellitzer, für das großartige Beispiel, das zeigt, dass es gehen kann, und das vor allem auch konkret zeigt, wie es gehen kann.

Rudolf Kravanja hat die erste Frage.

Rudolf Kravanja (Präsident Öziv, Österreich): Grüß Gott von meiner Seite aus! Natürlich ist es sehr erfreulich, dass 20 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen in Südkärnten geschaffen wurden.

Meine Frage ist: Warum hat man eigene Betriebe gegründet, und warum ist man nicht auf die Unternehmer in der Region zugegangen, um hier Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen, unter Unterstützung natürlich von der Diakonie, um hier einen anderen Weg einzuschlagen, sondern hat selber Betriebe gemacht? Die Leute, die beschäftigt sind, werden zu 100 Prozent gefördert – auch vom Land Kärnten noch dazu, also: Warum ist dieser Weg und nicht ein anderer gegangen worden?

Michael Mellitzer: Danke, Herr Kravanja für diese Frage. Sie haben natürlich ein ganz wichtiges Anliegen, das auch für uns ein wichtiges Anliegen ist: Menschen mit Behinderungen an den Ersten Arbeitsmarkt zu bekommen, egal wo das ist, ob das jetzt sozusagen in dem eigenen Unternehmen ist, wo man natürlich mehrere Möglichkeiten hat, die Rahmenbedingungen für diese Zielgruppe und Personengruppe möglichst unterstützend auch zu gestalten, aber natürlich auch in Unternehmen außerhalb des eigenen Unternehmens.

Mario Horn ist ein Beispiel dafür, dass es derzeit noch sehr, sehr viele Barrieren zu überwinden gibt, wenn es darum geht, diesen Weg zu bestreiten. Er ist auch ein Beispiel dafür, dass zahlreiche Versuche, am Ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, gescheitert sind. So haben wir vor circa fünf Jahren die Idee entwickelt, wir möchten einen Schritt vorangehen. Wir möchten eigene inklusive Kleinunternehmen gründen, weil wir dadurch die Möglichkeit und die Gelegenheit haben, erstens zu zeigen, dass es möglich ist, zu zeigen, was diese Personen zu leisten imstande sind, und vor allem ein Beispiel zu geben für andere Menschen, die unsere Betriebe und die Personen kennenlernen und sehen, dass es funktioniert, und so die Möglichkeit schaffen, dass sie zukünftig auch außerhalb von sozialen Dienstleistungsunternehmen eine Anstellung erhalten.

Andreas Onea: Herzlichen Dank für die Frage. Herzlichen Dank für die Antwort. Wir haben eine weitere Frage von Heidemarie Egger.

Heidemarie Egger (FmB – Interessensvertretung Frauen* mit Behinderungen): Vielen Dank. Interessanterweise haben uns recht ähnliche Sachen interessiert. Jetzt werde ich spontan eine andere Frage stellen: Wir sind ja in der Woche zum 8. März. Mich würde interessieren, inwiefern auch darauf geachtet wird, dass auch Frauen mit Behinderungen Zugang zu diesen Innovationen haben, also zu dieser Innovation bei euch in der Diakonie. Ist das ein Thema? Wird darauf geachtet?

Michael Mellitzer: So, jetzt müsste ich auf die Schnelle zählen, wie viele von den 20 Personen Frauen sind – tatsächlich sind auch zahlreiche Damen mit Behinderungen dabei. Eine Mitarbeiterin von uns, die in der Akademie inklusiv arbeitet, ist heute mit hier im Parlament, Frau Leitner, die ich hier herzlich begrüßen möchte.

Es sind zahlreiche Frauen, die natürlich auch diesen Weg gefunden haben, und wir möchten bei diesen 20 Personen und dem Anteil von Frauen auch nicht stehen bleiben.

Andreas Onea: Herzlichen Dank, Heidemarie Egger, herzlichen Dank, Michael Mellitzer, und herzliche Gratulation zu diesem großartigen Projekt. Viele, viele Nachahmerinnen und Nachahmer wünschen wir uns natürlich. Applaus auch für die Innovation aus Österreich! (Beifall.)

Abschließende Worte und die next Steps von Fiona Fiedler.

Fiona Fiedler: Ich durfte Mario und viele seiner Mitarbeiter:innen auch kennenlernen, und es war mir wirklich eine Riesenfreude. Eine Kollegin von ihm, die oben in der Akademie arbeitet, hat mir zum Beispiel erzählt, dass sie sich jetzt endlich ihren Wunsch erfüllen kann und Paragliden gehen kann – und das von ihrem eigenen Geld, weil sie selbst Geld verdient.

Ich glaube, was es hier braucht, ist wirklich das Hinschauen, sich die Betriebe anzuschauen. Ich werde mit dem Michi Pichler auch hinterher wieder nach Kärnten fahren und diesen Betrieb besuchen, ich werde mit meiner Familie dort hinfahren und ich werde mit vielen Freunden und Bekannten dort hinfahren, einfach um zu zeigen, was in Österreich möglich ist.

Wir werden hinterher auch einen runden Tisch haben, wo wir Möglichkeiten ausloten werden. Das, was es braucht, ist ein anderes Mindset, und das kann ich allen nur mitgeben: dieses Mindset als Multiplikatoren hier hinauszutragen, damit wir es schaffen, dass alle Unternehmen – und nicht nur selbstgegründete – Menschen mit Behinderungen einstellen und erkennen, was sie für einen Riesenwert in ihr Unternehmen bringen. – Danke schön. (Beifall.)

Andreas Onea: Herzlichen Dank, Fiona Fiedler.

Für das abschließende Innovationsprojekt, das wir vorstellen wollen, schauen wir zwar außerhalb Österreichs, aber nicht weit weg, nämlich zu unseren lieben Nachbarn nach Deutschland. Normalerweise schauen wir immer nach Deutschland und sagen: Ach, so geht das nicht!, jetzt schauen wir nach Deutschland und sagen: Genau so geht das, genau so müssen wir das nachmachen! Worum es sich handelt und was wir darüber genau erfahren werden und vor allem die Beweggründe von Ralph Schallmeiner, sich dieses Projekt auszusuchen, hören wir jetzt. Wir begrüßen Abgeordneten zum Nationalrat von den Grünen Ralph Schallmeiner. (Beifall.)

Ralph Schallmeiner (Abgeordneter zum Nationalrat, Grüne): Danke schön. Auch von meiner Seite her ein herzliches Willkommen hier im Haus. Auch ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Ralph Schallmeiner, ich bin 48. Für diejenigen, die mich vielleicht gerade nicht sehen können, ich habe graue Haare und einen Vollbart. Ich könnte von meiner Statur her etwas mehr Sport betreiben, um es nett auszudrücken. Ich trage einen blauen Anzug beziehungsweise eben ein weißes Hemd, und das auffälligste Merkmal an mir ist meine Brille, ohne die ich nicht sehr viel sehen würde. So viel zu mir.

Vielleicht kennen Sie das: Sie schauen sich eine Liste durch. Sie haben die Aufgabe: Schau dir diese Liste an, da sind tolle Projekte drinnen, schau sie dir an, was sticht dir ins Auge, wo bist du dabei, was würdest du gerne unterstützen? Das ist die Aufgabenstellung. Sie schauen sich so eine Liste durch, und dann entdecken Sie etwas, und da bleiben Sie hängen. Sie lesen sich das durch und Sie denken sich: Ja, das ist interessant, das nimmst du einmal in die engere Auswahl! Sie lesen weiter und Sie merken, wie es in Ihrem Hinterkopf rattert und Sie sich die ganze Zeit, obwohl Sie schon etwas anderes lesen, denken: Da könnte man das machen, da könnte man das machen, da könnte man vielleicht dort einmal anrufen!, und Sie kommen drauf, dass Sie eigentlich das Projekt, das Sie gerne unterstützen würden, schon gefunden haben.

So ist es mir nämlich gegangen, als ich diese Liste bekommen habe, als ich mir das durchlesen durfte, mir das durchschauen durfte, und sah, welche tollen innovativen Projekte wir hier heute eben vorstellen dürfen, können. Ich bin eben bei Handiclapped, bei Pinc Music hängen geblieben. Nicht nur, weil es aus Berlin ist und ich sehr gerne in Berlin bin und diese Stadt wirklich auch liebe, sondern vor allem deshalb, weil es so simple ist, weil es so einfach ist, weil es einfach mitten in unserem Leben eben ist, weil es sich eben mit Dingen beschäftigt, die Spaß machen, die schön sind, weil es Lebensfreude vermittelt, und ich mir gedacht habe: Genau das ist es, was wir in unserer Gesellschaft brauchen, das ist das, wie wir auch Inklusion betreiben können.

Es geht einfach darum, Menschen die Möglichkeit zu bieten, aufzutreten, damit auch Geld zu verdienen, denn auch das ist, finde ich, wichtig. Künstlerinnen und Künstler verdienen nicht nur Anerkennung, sondern verdienen auch Geld für ihre Arbeit. Das ist Arbeit, und da braucht es eben gute, ja, spannende innovative Projekte, wie es eben Pinc Music, wie es Handiclapped ist. Deswegen habe ich mir gedacht, es wäre schön, wenn wir uns das heute hier anschauen und wenn wir das nach Österreich bringen, denn in diesem Fall können wir hier in Österreich durchaus auch etwas von den deutschen Kolleginnen und Kollegen lernen. (Beifall.)

*****

(Es folgt eine Videoeinspielung in englischer Sprache.)

Sprecher (in deutscher Simultandolmetschung): Handiclapped in Berlin hat Pinc Music lanciert, eine Plattform, die es seit 2021 gibt. 2024 gab es schon mehr als 97 Bands und mehr als 300 Musiker waren an der Plattform beteiligt.

*****

Andreas Onea: Sie stehen auch schon neben mir. Begrüßen wir mit einem lauten Applaus Thorsten Hesse von Handiclapped und Fred Lohr, Künstler von Pinc Music! (Beifall.)

Thorsten Hesse (Handiclapped, Deutschland): Ja, vielen Dank dafür. Fred hat gebeten, dass ich uns kurz vorstelle: Fred ist über 1,80 Meter, ich bin eine Handbreit kleiner. Fred trägt ein grünes Cordhemd in den Zero-Farben. Ich trage ein graues Jackett, ein schwarzes Handiclapped T-Shirt mit einem bunten Herz darauf, da ist auch ein bisschen Grün drinnen, und ja, wir sind beide Mitte 50. Fred hat kurzen Bart, noch weniger Haare, ich tu so, als hätte ich mehr Haare, und ich habe keinen Bart.

Kultur, und in unserem Falle Musik, ist kein Nice-to-have, meine Damen und Herren. Gerade in Zeiten, in denen sich unsere Gesellschaft immer stärker polarisiert, bringt sie uns alle zusammen, ist ein verbindendes Element, egal woher wir kommen, was wir denken oder welche Fähigkeiten wir haben. Musik ist eine gemeinsame Sprache über Grenzen hinweg. Wer gemeinsam musiziert, singt, tanzt oder auch nur gemeinsam lauscht, ist Teil von etwas Größerem, und das schafft Gemeinschaft. Deshalb sind wir der festen Überzeugung, Musik ist eine Superpower hin zu einer offeneren, vorurteilsfreieren und inklusiveren Gesellschaft.

Deshalb veranstalten wir als gemeinnütziger Verein in Berlin seit 2008 Konzerte, bei denen immer eine inklusive Band und – wie wir sagen – eine normal verrückte Band auftreten, immer feiern Menschen mit und ohne Behinderung zusammen im Publikum, immer arbeiten sie zusammen auf und hinter der Bühne. Über 400 solcher Konzerte haben stattgefunden.

Oft wurden wir als Veranstalter gefragt: Wo findet ihr diese ganzen grandiosen Künstler:innen?, und wir haben gesagt: Ja, das wissen wir auch nicht so genau. Tatsächlich gab es keinen Ort, an dem sie gebündelt einmal dargestellt wurden, und deshalb haben wir zusammen mit Music Tech Germany, dem Bundesverband der Musiktechnologie, die Plattform für inklusive Musik gegründet, und auf Pinc Music stellen wir inklusive Bands, DJ-Teams, Chöre, Solomusiker:innen mit Behinderung vor – insgesamt sind über 100 Acts auf der Plattform aus allen Bundesländern Deutschlands und auch aus Österreich – Gruß an die Powerband-Tirol – aus den verschiedensten Genres von Punk über Rock und Jazz bis Classic, von Spaß am Mittrommeln bis zu gestandenen Vollprofis. Ja, und jetzt habe ich den Faden verloren.

Auf jeden Fall sind wir froh, hier zu sein und das Projekt präsentieren zu dürfen, und - - (Andreas Onea: Und hoffen natürlich auf viele Nachahmerinnen und Nachahmer!) hoffen auf einen kurzen Applaus und viele Nachahmer.

Die Plattform ist kostenlos für die Bands und für die, die die Bands buchen, und wir sind froh, dass wir zig Gigs für die Bands vermitteln konnten, denn es geht natürlich darum, diese Bands bekannter zu machen und sichtbar und hörbar zu machen und sie bei ihrer Professionalisierung zu unterstützen, denn ja, Musik ist auch eine Profession, und das wollen wir hier ganz deutlich machen.

Und Sie? Was können Sie machen? – Sie können unterstützen – durch Beratung, durch Öffentlichkeit für die Bands, durch Räume, durch finanzielle Hilfe, aber vor allen Dingen: Buchen sie eine Pinc-Music-Band für Ihre nächste Feier, Ihren nächsten Kongress, Ihre Gala, nicht als soziales Projekt, sondern weil es einfach ganz großartige Bands sind, die diese Superpower besonders auf die Bühne bringen.

Damit übergebe ich an Fred, der Musikpädagoge, Workshop-Macher und Gitarrist in einem Duo of Pinc Music ist.

Fred Lohr (Handiclapped, Deutschland): Genau. Also ich geh da jetzt nicht so nah ran, nicht, dass hier nachher alle was von mir abkriegen. Also schönen guten Tag erst einmal. Ich bin aus Frankfurt am Main, bin leider sehr stark erkältet, wie man hört. Ich kenne Thorsten und Handiclapped seit circa zwei Jahren, und seit ich den Verein kennengelernt habe, hat sich für mich beruflich auch noch einmal viel getan, einfach eben auch durch Pinc Music. Ich bin da seid circa einem Jahr, glaube ich, zusammen mit einem Gitarristen aus Potsdam. Wir nennen uns Fest und Frei, denn ich bin fest in meinen Gitarrenstücken und er darf frei improvisieren.

Seitdem ich Thorsten und eben Pinc Music kenne, hat sich bei mir viel getan. Es stehen jetzt sogar Auftritte an der Ostsee, in Dortmund und wieder in Berlin an, und ohne diese Plattform hätte sich das bei mir nicht ergeben, weil ich dann eher im Frankfurter Raum tätig bin, und das ist auch toll, mal an anderen Orten zu sein. Also toll soll jetzt nicht heißen, ach wie süß und dass er das machen kann, sondern das ist einfach eine gute Erfahrung, weil für mich als blinder Mensch auch so ein Ort tatsächlich noch einmal anders wahrgenommen wird, wenn ich da auch selbst in Aktion trete und dafür auch noch Kohle kriege, und dasselbe passiert morgen in Wien. Morgen spiele ich hier – da hast du nichts damit zu tun, ich weiß, aber ich erzähle es trotzdem. Morgen spiele ich hier im – wie heißt der Laden noch, Kaiserstraße? – Quentin, mit einer Lesung zusammen mit einem, der ein Buch geschrieben hat, und alleine deswegen erzähle ich es, weil ich damit eigentlich auch wieder die Besonderheit von Pinc Music betonen will. Alleine dadurch, dass ich da morgen spielen kann, ergeben sich Vorbereitung, Gespräche und das hat eine Energie, wie Thorsten Hesse ja eben auch schon gesagt hat, das verbindet, und das lässt sogar Deutsche und Österreicher Freunde werden. (Beifall.)

Andreas Onea: Und auch gemeinsam feiern und musizieren, wie eben morgen Abend auch. An dieser Stelle danke für die Präsentation. Wir haben auch noch zwei Fragen.

Ich habe einmal Trompete spielen gelernt, ich habe nur einen Arm. Wenn das mit dem Moderieren und mit dem Schwimmen nichts wird: Ich melde mich bei euch an und dann darf ich auch ein bisschen herumreisen und Geld verdienen mit dem Musizieren; so gut kann ich es halt leider nicht.

Die erste Frage kommt von Christian Specht, und Herr Specht ist auch aus Berlin, das heißt, hier gibt es noch mehr Zusammenhang, vom Behindertenparlament Berlin.

Christian Specht (Behindertenparlament Berlin): Wie ist das, wenn Leute ein I-Pad haben und dann müssen Sie zum Beispiel etwas suchen, und wenn Leute ein Problem mit dem I-Pad haben und das nicht alleine können, dann braucht man doch auch Unterstützung mit Assistenz?

Thorsten Hesse: Wir haben darauf geachtet, die Seite möglichst barrierefrei zu gestalten. Das fängt bei Texten in Einfacher bis Leichter Sprache an, mit starken Kontrasten, einer Navigation, die einfach durch unterschiedlichste Eingabemittel zu bedienen ist, und an der Seite haben auch - -, wir haben Videos mit Audiodeskription versehen, und so versuchen wir, die Seite möglichst zugänglich zu machen.

Eine interessante Mini-Anekdote dazu: Wir haben viel Geld ausgegeben, um ein barrierefreies Formular, mit dem sich die Bands eintragen können, zu bauen – die Inhalte kommen ja alle von den Bands selber – und haben zusätzlich gesagt, ihr könnt uns auch ein PDF oder irgendwas schicken, dann tragen wir euch ein. – Und ja, über 80 der Bands wurden dann doch von uns eingetragen.

Andreas Onea: Also die Option mit dem PDF gar nicht anbieten, dann nutzen sie auch das Formular, das konzipiert wurde. Herzlichen Dank für die Frage und für die Antwort. Und wir schauen jetzt zur Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen und Marija Binova stellt uns hier noch eine Frage.

Marija Binova (Hilfsgemeinschaft der Blinden & Sehschwachen Österreichs): Ja, mich würde interessieren, wie ihr eure Plattform weiterentwickeln möchtet, wie das Angebot von der Musikwirtschaft angenommen wird und was als Nächstes ansteht, um euch weiterzuentwickeln. – Danke.

Thorsten Hesse: Ja, vielen Dank für die Frage. Wir laden natürlich immer noch weitere, auch österreichische Künstler:innen, Musiker:innen ein, sich auf der Plattform anzumelden, damit wir sie promoten können. Wir haben ein Gütesiegel Inklusiver Konzertort für Konzertveranstalter, die die Bands buchen, und wir wollen natürlich auch noch in mehr Länder expandieren. Vor allen Dingen aber starten wir gerade ein großes Programm, Partnerschaftsprogramm, wo wir alle Pinc-Music-Acts mit bekannten Bands zusammenbringen und auch mit Experten aus der Musikindustrie, um sie in den verschiedensten Belangen des Musikmachens, vom Musik schreiben bis zum Musik vermarkten, weiterzubilden, und – das ist keine Einbahnstraße – auch die Expert:innen in der Musikwirtschaft für Inklusion zu begeistern und damit zu inspirieren.

Andreas Onea: Wir haben ja schon gehört: Wir lernen dann voneinander, wenn man sich austauscht und wenn man ins Gespräch kommt, und so soll es auch sein – nach innen dann wirken in die Musikwirtschaft. Vielen, vielen Dank an Thorsten Hesse und Fred Lohr von Handiclapped und Pinc Music. Alles Gute noch und ganz, ganz viele Nachahmerinnen und Nachahmer wünschen wir. (Beifall.)

Danke auch an unsere Fragenstellerinnen und Fragensteller.

Das waren die fünf Innovationen, die, wie wir gezeigt haben, im Endeffekt beweisen, es funktioniert mit technischen Hilfsmitteln, mit Kreativität, mit Austausch, mit Zusammenkommen, und das ist das, was wir hier starten wollen, die nächsten Tage auch weiter über die Bühne führen wollen.

Für die Abschlussworte der Auftaktveranstaltung darf ich die Präsidentin des Bundesrates Andrea Eder-Gitschthaler um ihre Abschlussworte bitten. (Beifall.)

Andrea Eder-Gitschthaler (Präsidentin des Bundesrates): Vielen Dank. Für mich ist es auch immer etwas Besonderes, hier zu stehen als Mitglied des Bundesrates. Wir haben einen eigenen Saal, und daher ist es schon schön, auch einmal am Pult des Nationalratssaals zu stehen und etwas zu sagen.

Ich darf mich auch kurz vorstellen. Ich bin eine weiße Frau, 60 plus, habe eigentlich graues Haar, aber Sie sehen, es ist nicht grau. Ich bin nicht mehr ganz 1,65 groß, habe heute eine weiße Bluse, eine dunkle Hose und einen Blazer – Flamingo – an. Ich liebe Farben, Casey also told us, you know. We, all women, like colours – right? And I was very impressed from your speech. Thank you very much! (In deutscher Simultandolmetschung:) Ich war sehr beeindruckt von Ihrer Rede, Casey. Wir sind ja alle gleich, und ich möchte das nochmals bekräftigen: Wir sind alle gleich. (Beifall.)

Und wie Sie sehen, ist das österreichische Parlament, also der Nationalrat und der Bundesrat, nicht nur ein Ort der Debatten, sondern wir machen auch viel Öffentlichkeitsarbeit. Wir haben viele Veranstaltungen. Wir haben das Haus geöffnet, wir haben mehr als eine Million Damen und Herren, die uns hier besuchen, und es ist schön, dass wir Demokratie leben und vorzeigen. Wir sind ein Symbol des Wandels und Fortschritts. Dass wir dieses Haus auch so barrierefrei saniert haben, zeigt auch, dass wir uns klar für Inklusion entschieden haben. Wenn ich nur an Heike Eder denke: Es ist wichtig, dass du hier gut hereinkommst, auch in den Bundesrat, und daher haben wir diesen Umbau, glaube ich, sehr, sehr gut gemacht, und wir sind auch sehr stolz auf dieses Haus.

Wir führen diese Inklusion auch konsequent fort, nicht nur im Haus, sondern auch in unserer politischen Verantwortung und in unserem Denken und in unseren Aktionen. Wir möchten Chancengleichheit fördern und diese gesellschaftliche Teilhabe für alle ermöglichen, und das hat ja heute auch diese Veranstaltung gezeigt und das zeigt uns ja auch das Zero Project Österreich.

Heute findet hier zum sechsten Mal diese Auftaktveranstaltung statt. Wir haben gehört, mehr als 1 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in der UNO-City diskutieren und schauen, wie wir gemeinsam zu noch besseren Lösungen kommen – mit Entscheidungsträgern und Meinungsführern aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft. Es ist wichtig, dass wir ständig über dieses Thema diskutieren und gemeinsam Lösungen finden.

Wir haben auch gehört, dass wir 77 ausgezeichnete Projekte aus 45 Ländern haben. Da sehen wir wieder diesen großen Überbau. Wir machen miteinander diese Aufgabe, und das ist wichtig, gerade in Zeiten wie diesen, wo wir doch eine sehr schwierige weltpolitische Lage haben. Es zeigt uns auch, dass Inklusion keine Vision ist, sondern gelebte Realität sein kann, und das haben wir auch durch die heutigen Präsentationen gesehen. Ich war sehr, sehr beeindruckt und vielen Dank den Damen und Herren Nationalräten, dass sie sich für diese Projekte entschieden haben – ich weiß, es ist nicht einfach bei den sicherlich sehr, sehr vielen anderen, aber wir haben die Vielfalt gesehen und wie beeindruckend Menschen an neuen Ideen und Lösungen arbeiten. Das ist wichtig, denn Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die über politische Grenzen hinweg gemeinsame Anstrengungen erfordert.

Wir haben auch gesehen, dass KI viele Möglichkeiten bietet, und das sollten wir auch nützen. Diese KI-unterstützten Assistenzformen, barrierefreie digitale Plattformen oder innovative Mobilitätslösungen – die KI gibt uns oder die moderne Technik gibt uns Werkzeuge an die Hand. Entscheidend ist aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass diese Entwicklungen von Anfang an inklusiv gedacht und gestaltet werden, denn nur so verhindern wir neue digitale Barrieren, und die wollen wir sicherlich nicht.

Für mich besonders beeindruckend war zu Beginn diese Österreichpremiere des KI-Avatars für Menschen mit ALS – eine bahnbrechende Innovation. Es hat mich auch persönlich sehr, sehr berührt, wenn ich an den Vater denke, der gesagt hat, er kann den Kindern dann noch etwas vorlesen. Das fördert ja das Menschliche, und es ist wichtig, dass wir solche innovativen Produkte auch weiterentwickeln.

Ich denke, nur gemeinsam werden wir es schaffen, und es liegt an uns, an uns allen – an der Zivilgesellschaft, an der Wirtschaft, an uns in der Politik –, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir in der Politik müssen Gesetze sicherstellen, die Inklusion nicht nur von individuellen Entscheidungen abhängig zu machen, sondern auch strukturell zu verankern.

Für mich war diese Veranstaltung heute eine Quelle der Inspiration. Ich gehe mit einem ganz anderen, auch sehr erfüllten Gefühl hinaus. Ich danke Ihnen allen, die dazu beigetragen haben, diese Veranstaltung zu dem zu machen, was sie ist. Ich danke natürlich auch dem Zero Project. Sie haben es möglich gemacht, die Essl Foundation, die zahlreichen nationalen und internationalen Partner und alle, alle Damen und Herren, die sich tagtäglich für eine inklusive Gesellschaft einsetzen. Es ist an der Zeit, weiterzuarbeiten, zuerst einmal Danke zu sagen, aber trotzdem weiterzuarbeiten, Bewusstsein zu schärfen und sich gemeinsam für eine inklusive Gesellschaft einzusetzen und zu engagieren. – Vielen, vielen Dank allen, die daran teilnehmen und das gemacht haben. (Beifall.)

Andreas Onea: Vielen herzlichen Dank, Präsidentin des Bundesrates Andrea Eder-Gitschthaler.

Diesen Appell, diese Inspiration mitzunehmen, den möchte ich natürlich fortführen. Die Auftaktveranstaltung hier im Parlament ist ein Auftakt für die nächsten Tage bei der Zero Project Conference – diese Inspiration für den Austausch, für das Voneinanderlernen, für das Voneinanderwachsen und das Miteinanderwachsen und damit in unsere Gesellschaft hineinzuwirken, alle Barrieren abzubauen und für alle Menschen berufliche Teilhabe zu ermöglichen, ob mit oder ohne Technologie. Wichtig ist, dass wir bereit sind, diesen Schritt als Gesellschaft zu machen.

Dieser Austausch soll natürlich auch weitergehen. Es sind im Anschluss alle herzlichst zum Empfang in die Säulenhalle eingeladen. Wir haben es auch schon gehört, es gibt die Round Tables, die stattfinden werden – gemeinsam mit Innovationen; auch hier führt der Austausch dazu, dass wir schauen, wie können wir in Österreich diese Innovationen umsetzen und weiterführen.

Wenn etwas zum sechsten Mal stattfindet, dann kann man auch schon sagen, traditionellerweise beenden wir die Auftaktveranstaltung zur Zero Project Conference auch mit einer ganz besonderen Hymne. Wenn Sie das Video sehen und wenn Sie es hören, dann werden Sie vielleicht auch sehen, dass dort ganz besondere junge Menschen mit dabei sein werden: Der White Hands Choir, der letztes Jahr hier vor Ort war, hat die Hymne live interpretiert, und wir freuen uns jetzt gemeinsam, dass wir mit der Zero-Project-Hymne diese großartige Auftaktveranstaltung beenden. – Herzlichen Dank, einen schönen Austausch weiterhin, viel Inspiration! Gemeinsam schaffen wir eine Welt ohne Barrieren. (Beifall.)

*****

(Es folgt eine Videoeinspielung in englischer Sprache.)

Isabella Essl (Zero Project) (in deutscher Simultandolmetschung): The Zero Project ist eine globale Initiative, die Suche nach innovativen Lösungen zum Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderungen. Georg Weilguny hat im Rahmen der Essl-Stiftung die Hymne komponiert. Sie sehen den White Hands Choir Nippon 2024 bei den Vereinten Nationen in Wien. Kinder mit und ohne Behinderungen in diesem Chor erwecken das Projekt Zero Project zum Leben.

(Es folgt ein Musikstück.)

*****

(Beifall.)