Wahlverhalten bei Nationalratswahlen
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Das Tool „Wahlverhalten“ stellt – beginnend mit der Wahl zur Konstituierenden Nationalversammlung 1919 – die Wähler:innenströme bei Nationalratswahlen in Österreich dar. Die Analysen der Wahlen von 1919 bis 2019 erstellte FORESIGHT für das Haus der Geschichte Österreich. Im Auftrag der Parlamentsdirektion wird das Tool weiterentwickelt und ergänzt.
Hier finden Sie mehr Details dazu, wie FORESIGHT Wähler:innenströme berechnet.
Wähler:innenstromanalysen zeigen die Veränderungen von Entscheidungen der Wähler:innen im Vergleich zur vorigen Wahl. Sie bilden die Wanderungen von Wähler:innen zwischen kandidierenden Parteien ab – oder von bzw. zur Gruppe der Nichtwähler:innen. Somit wird sichtbar:
Analyse ohne Befragungsdaten
FORESIGHT-Wähler:innenstromanalysen basieren auf „Aggregatdaten“, also auf Ergebnissen von Bezirken, Gemeinden, Sprengeln etc. Von den dort errechneten statistischen Zusammenhängen wird auf das Verhalten der Wähler:innen geschlossen.
Vorgegangen wird dabei etwa so: Wenn eine Partei bei der aktuellen Wahl im Schnitt genau in jenen Gemeinden stark ist, in denen eine andere Partei bei der Vergleichswahl stark war, interpretiert FORESIGHT das als Hinweis, dass viele Wähler:innen zwischen diesen Parteien gewechselt haben.
Verfahren zur Berechnung
Das Verfahren dazu basiert auf Wahrscheinlichkeitsrechnung und heißt multiple Regression: „Regression“, weil die Parteienergebnisse der aktuellen Wahl auf die Parteienergebnisse der Vergleichswahl zurückgeführt (regrediert) werden. „Multiple“, weil FORESIGHT das aktuelle Wahlergebnis einer Partei gleichzeitig mit den Ergebnissen aller Parteien der Vergleichswahl in Beziehung setzt.
Die Gleichung für eine Wähler:innenstromanalyse von der Nationalratswahl 2008 zur Nationalratswahl 2013 sieht etwa für die SPÖ 2013 so aus:
SPÖ2013 = b1 × SPÖ2008 + b2 × ÖVP2008 + b3 × FPÖ2008 + b4 × BZÖ2008 + b5 x Grüne2008 + b6 × Sonstige2008 + b7 × Nichtwähler:innen2008.
Bezüglich demographischer Veränderungen wird für die Berechnung die Annahme getroffen, dass die wahlberechtigten Personen gleich bleiben, d.h. Zugänge durch Zuzug und Erstwähler:innen werden mit Abgängen durch Wegzug und Verstorbene gleichgesetzt. Unterschiede in der Anzahl der Wahlberechtigten zwischen den beiden betrachteten Wahljahren werden über die Anzahl der Nichtwähler:innen ausgeglichen. Wenn die Anzahl der Wahlberechtigten ansteigt, so gelten diese „neuen“ Wahlberechtigten bei der Vergleichswahl als Nichtwähler:innen.
Hochrechnung
Auch die FORESIGHT-Hochrechnung, die Einschätzung von Ergebnissen vor einer Wahl, beruht auf der Wähler:innenstromanalyse. Mittels der Wähler:innenströme, die auf Basis der ausgezählten Stimmen berechnet werden, schließt FORESIGHT so auf das Gesamtergebnis.
Dahinter liegt die Annahme, dass Trends in sozial ähnlichen Sprengeln ähnlich ausfallen werden. Im Vorfeld der Wahl müssen daher ähnliche Gruppen von Sprengeln identifiziert werden, in denen auch am Wahltag vergleichbare Wähler:innenbewegungen zu erwarten sind.
Aufgrund des Wahlgeheimnisses lassen sich Wähler:innenstromanalysen nachträglich nicht letztgültig überprüfen. Vergleichsstudien mit sogenannten Exit Polls, also Befragungen nach einer Wahl, zeigten jedoch, dass das beschriebene Verfahren auf Basis von Aggregatdaten sehr verlässlich ist.
Weiterführende Literatur
Nach der Ausschaltung des Nationalrats im März 1933 wird die Republik Österreich in eine Diktatur umgebaut. Die 1934 erlassene Verfassung sieht keine gewählten parlamentarischen Institutionen vor. Es wird daher auch kein Nationalrat mehr gewählt.
Mit dem „Anschluss“ 1938 wird Österreich Teil des nationalsozialistischen Deutschen Reichs. Während der NS-Herrschaft werden keine demokratischen Wahlen durchgeführt. Das Parlamentsgebäude an der Wiener Ringstraße wird Amtssitz des Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, später dann Gauhaus der NSDAP.
Am 25. November 1945 finden die ersten freien Wahlen auf Bundes- und Landesebene nach dem Ende der Demokratie in Österreich 1933 statt. Die Wahlbeteiligung liegt bei mehr als 94 Prozent. Nicht wahlberechtigt sind die rund 500.000 ehemaligen NSDAP-Mitglieder.
Mit 49,8 Prozent der Stimmen erreicht die Österreichische Volkspartei (ÖVP) die absolute Mehrheit an Mandaten im Nationalrat. Auch die Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) erzielt mit 44,6 Prozent einen Erfolg. Weit abgeschlagen mit 5,4 Prozent liegt die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ).
Wenige Wochen nach der Wahl, am 19. Dezember, konstituieren sich der Nationalrat und der Bundesrat. Einen Tag später wählt die Bundesversammlung den bisherigen Staatskanzler Karl Renner (SPÖ) zum Bundespräsidenten. Dieser lobt noch am gleichen Tag eine aus ÖVP, SPÖ und KPÖ bestehende Konzentrationsregierung unter Leopold Figl (ÖVP) an.
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