Gabriele Proft

Gabriele Proft (geb. 1879, gest. 1971) war eine Parlamentarierin der Ersten und Zweiten Republik.

Hausgehilfin und mitreißende Rednerin

Gabriele Proft, 1879 in Opava in Mähren geborene Schusterstochter, war als einzige der ersten acht Mandatarinnen auch in der Zweiten Republik noch aktive Politikerin. Dazwischen lagen Haft und Konzentrationslager.

Nach zwei Jahren Bürgerschule arbeitete Gabriele Proft zunächst als Hausgehilfin und Heimarbeiterin. Mit 17 Jahren kam sie nach Wien, wo sie Vorträge besuchte und schließlich dem Bildungsverein Apollo beitrat. Proft war eine begabte Rednerin und engagierte sich in der sozialdemokratischen Frauenbewegung und in der Gewerkschaft.

Mitglied im Parteivorstand und Pazifistin

Ab 1909 war sie Zentralsekretärin der sozialdemokratischen Frauenorganisation, daneben schrieb sie als Journalistin u.  a. in "Der Kampf". Ab 1911 gehörte sie dem Parteivorstand an und war mit bedeutenden Persönlichkeiten der Zeit – von Clara Zetkin bis Leo Trotzki – vertraut.

Proft gehörte zum linken Flügel der Partei und stand wie Friedrich Adler für eine konsequente Friedenspolitik. Am Parteitag von 1917 trug Proft die "Erklärung der Linken" vor, die sich gegen die staatstreue Haltung der Parteiführung wandte. 1918 wurde sie Wiener Gemeinderätin, 1919 war sie eine der acht Frauen, die in die Konstituierende Nationalversammlung einzogen.

Haft und Konzentrationslager

Gabriele Proft wirkte von 1919 bis 1934 als Abgeordnete. In den folgenden bewegten Jahren wurde sievom Dollfuß-Regime und später auch von den Nationalsozialisten verhaftet, von 1944 bis Kriegsende war Proft im Konzentrationslager Maria-Lanzendorf.

Voller Kraft in die Zweite Republik

Trotz ihres Alters stellte sich die 65-jährige Gabriele Proft 1945 sofort wieder ihrer Partei zur Verfügung. Sie ist damit eine der wenigen österreichischen Politiker:innen, die sowohl in der Ersten als auch in der Zweiten Republik wichtige politische Ämter bekleideten. Sie wurde Vorsitzende der SPÖ-Frauen und stellvertretende Vorsitzende der SPÖ. Von 1945 bis 1953 war sie abermals Abgeordnete, danach zog sie sich in den Ruhestand zurück.

Proft starb 1971 in Bad Ischl und erlebte somit noch den Beginn der Ära Kreisky.

Biografie Gabriele Proft