Parlamentskorrespondenz Nr. 125 vom 25.02.2002

DIE HERREN PRÄSIDENTEN

Gemäldegalerie des Abgeordnetenhauses

Wien (PK) - Begibt man sich nun in den ehemaligen Abgeordnetenhaussitzungssaal, so wird man in den Couloirs des Raumes von den gestrengen Blicken alter Herren empfangen, die dort in Öl an ihre Taten erinnern. Beginnend mit Leopold Hasner spannt sich der Bogen bis zu Theodor Kathrein und dokumentiert so dreieinhalb Jahrzehnte monarchistische Parlamentsgeschichte.

LEOPOLD HASNER

Leopold Hasner, später "Ritter von Artha", wurde am 15. März 1818 in Prag geboren. Er studierte in Prag und Wien Rechtswissenschaften und promovierte 1842 zum Doktor sämtlicher Rechte. Bis 1848 war Hasner sodann in der Hofkammerprokurator angestellt, ehe er in jenem Jahr die redaktionelle Leitung der "Prager Zeitung" übernahm. Ein Jahr später wurde er zum a.o. Universitätsprofessor für Rechsphilosophie in Prag ernannt, um schließlich 1851 ordentlicher Universitätsprofessor für Nationalökonomie zu werden. Im selben Jahr publizierte Hasner sein Buch "Philosophie des Rechts", mit dem er sich als gemäßigter Liberaler etablierte. 1852 amtierte er als Dekan der iuridischen Fakultät zu Prag.

Im Jahr 1861 wurde Hasner zum böhmischen Landtagsabgeordneten und in der Folge zum Mitglied des Abgeordnetenhauses gewählt, wo er alsogleich zum Vizepräsidenten avancierte. Als Präsident Dr. Hein im Juni 1863 Justizminister wurde, rückte Hasner auf den Präsidentenstuhl nach und leitete auch den Unterrichtsrat. Zusätzlich erhielt er den Rang eines Sektionschefs im Staatsministerium. Für viele überraschend trat Hasner im September 1865 als Präsident des Abgeordnetenhauses zurück und nahm stattdessen eine Professur für Politikwissenschaften an der Wiener Universität an, womit wenig später auch der Titel eines Hofrates verbunden war.

Neuerlich für Aufsehen sorgte Hasner, als er im Oktober 1866 auch sein Abgeordnetenmandat niederlegte, doch ließ er sich bei den Neuwahlen 1867 abermals ins Hohe Haus wählen, wo er den Wahlkreis Prag vertrat. De facto trat er dieses Mandat jedoch nicht an, da er mit "allerhöchstem Handschreiben" am 5. Mai 1867 zum Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit berufen wurde. Nebenbei blieb er weiter als wissenschaftlicher Jurist tätig und veröffentlichte bis zu seinem Tod 1891 noch zahlreiche Beiträge in verschiedenen Fachzeitschriften.

CARL GISKRA

Carl Giskra erblickte 1820 in Mährisch-Trübau das Licht der Welt als Sohn eines Rotgerbers. Er wurde bei den Piaristen unterrichtet und absolvierte in Brünn das Gymnasium. 1837 kam er nach Wien, wo er Jus und Philosophie studierte. 1840 promovierte er zum Dr. phil., drei Jahre später zum Dr. iuris. 1844 trat er - wie vor ihm Hasner - in die Hofkammerprokuratur ein, ehe er 1846 zum supplierenden Professor der Staatswissenschaften an der Universität Wien berufen wurde.

Im Mai 1848 trat Giskra ins politische Rampenlicht. Er zählte zu den exponiertesten Vertretern der damaligen "Sturmpetition" und wurde prompt ins Frankfurter Parlament in die Paulskirche gewählt. Der Hof freilich nahm ihm seine revolutionäre Haltung übel und enthob ihn seiner Lehrstelle. In Frankfurt zählte Giskra zu den Vertretern der Großdeutschen Lösung und engagierte sich auch in der Polenfrage.

Nachdem sich der "Sturm von 1848" gelegt hatte, ging Giskra für einige Zeit nach Rußland, ehe er erst Ende 1850 wieder nach Österreich zurückkehrte. Er wurde Konzipient einer Rechtsanwaltskanzlei, doch erhielt er erst 1859 die Zulassung als Advokat, ein untrügliches Zeichen dafür, dass man ihm seine Rolle in der bürgerlichen Revolution lange nicht vergessen hatte, denn selbst damals erfolgte diese Erlaubnis nur unter der Bedingung, dass sich Giskra außerhalb Wiens als Anwalt niederlasse.

Nach langer Suche konnte er im Oktober 1860 eine Advokatur in Brünn antreten, wo er allerdings sofort in allgemeiner hoher Achtung stand. So wurde er 1861 in den Brünner Gemeinderat, wenig später auch in den Mährischen Landtag und schließlich auch ins Abgeordnetenhaus gewählt. Giskra zählte in diesen parlamentarischen Funktionen zu den Liberalen, wobei er den Bestrebungen der Föderalisten energisch entgegentrat. Aus dem Revolutionär von 1848 war ein treuer Diener der Habsburgermonarchie geworden, was er auch, seit Juni 1866 Bürgermeister von Brünn, während des bewaffneten Konflikts zwischen Preussen und Österreich bewies und wofür er im Oktober 1866 das Ritterkreuz des Leopoldordens verliehen bekam. Im Mai 1867 avancierte Giskra schliesslich zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses, in welcher Funktion ihm aber bald Moriz von Kaiserfeld (siehe PK vom 26.11.2001) nachfolgte. Giskra blieb bis zuletzt politisch hochaktiv, doch starb er, verhältnismäßig früh, bereits 1879.

FRANZ VON HOPFEN

Als sich Kaiserfeld vom Posten des Präsidenten des Abgeordnetenhauses zurückzog, wählte die Kammer Franz von Hopfen zu seinem Nachfolger. Hopfen war 1825 in Mähren geboren worden und entstammte einer alteingesessenen Gutsbesitzerfamilie. So entsandten ihn 1861 auch die Großgrundbesitzer ins Abgeordnetenhaus, wo er sich vor allem mit Agrarfragen, aber auch mit Handelspolitik befasste. 1863 ernannte ihn der Kaiser zum Ritter, und im selben Jahr erfolgte auch seine Wahl zum Vizepräsidenten des Hauses. Hopfen saß schließlich dem Abgeordnetenhaus bis zu den Neuwahlen des Jahres 1873 vor, ehe er sich wieder ins zweite Glied zurückzog. Er starb 1901.

KARL RECHBAUER

Sein Nachfolger als Präsident wurde Karl Rechbauer, ein 1815 in Graz geborener steirischer Landesbeamter. Rechbauer hatte schon 1848 die Grazer Universität im Steiermärkischen Landtag vertreten und saß 1850 bis 1853 im Grazer Gemeinderat. Danach zum Hof- und Gerichtsadvokaten in Graz ernannt, zog er 1861 abermals in Gemeinderat und Landtag ein und wurde in der Folge auch ins Abgeordnetenhaus entsandt. 1867 in seinen parlamentarischen Funktionen bestätigt, wurde er Ehrenbürger der Stadt Graz. Nach den Wahlen 1873 avancierte er zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses, in welchem Amte er bis zu den Wahlen 1879 verblieb. Rechbauer starb 1889, doch wurde schon zu seinen Lebzeiten in Graz eine Straße nach ihm benannt.

FRANZ CORONINI

Mit Franz Graf Coronini kam 1879 erstmals ein kaiserlicher Offizier auf den Präsidentenstuhl des Hauses. 1833 in Görz als Sohn des seinerzeitigen Feldzeugmeisters Johann Graf Coronini geboren, schlug auch der Sohn die militärische Laufbahn ein. 1850 trat er den Dragonern bei, wo er schnell zum Rittmeister avancierte, um 1859 als Chef der Escadron am Italienfeldzug der Donaumonarchie teilzunehmen. In jenem Jahr wurde er zum Major befördert und dem 6. Kürassier-Regiment dienstzugeteilt, ehe er seinem Vater, der als kommandierender General in Ungarn Dienst tat, als Flügeladjutant beigeordnet wurde.

Mittlerweile zum Oberstleutnant befördert, befehligte er die Kürassiere in der Schlacht von Königgrätz, doch nahm er wenig später im Rang eines Obersten seinen Abschied von der Armee. Er kehrte auf seine Güter nach Görz zurück, wo er sich der Politik zuwandte. 1870 wurde er Landeshauptmann von Görz und Gradiska, welches Amt er bis 1877 bekleidete und abermals ab 1881 innehatte.

Seit 1871 vertrat Coronini die Stadt Görz im Abgeordnetenhaus, wo er bald einen eigenen Klub um sich scharte, der umgangssprachlich auch "Coronini-Club" geheißen wurde, sich offiziell aber "Klub des linken Zentrums" nannte. Diese Fraktion spielte in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts mehrmals die Rolle eines Züngleins an der Waage und erwies sich immer wieder als entscheidend für den Erfolg der jeweiligen Regierung. Nach den Wahlen 1879 erklomm Coronini das Präsidentenamt, von welchem er allerdings im März 1881 nach einem Konflikt mit der Linken zurücktrat, woraufhin Franz Smolka (siehe PK vom 5.11.2001) ihm nachfolgte.

Coronini wurde 1885 und 1891 neuerlich in das Haus gewählt, wobei er 1891 eines der allerbesten Wahlergebnisse aller Mandatare aufwies. Seit 1880 überdies "Geheimrat" saß Coronini in einer Vielzahl von Funktionen, so war der Ehrenbürger von Görz u.a. Mitglied des Staatseisenbahnrates, Präsident der Ackerbaugesellschaft und der Görzer Karstaufforstungsgesellschaft. Daneben war Coronini auch schriftstellerisch tätig und verfasste einen Band über die Nationalitätenfrage sowie einen Kunstführer über Aquileia. Coronini starb 1901.

JOHANN CHLUMECKY

Smolkas Nachfolger als Präsident des Abgeordnetenhauses wurde Johann Chlumecky, der 1834 als Sohn eines Triestiner Gubernialrates in Zara (Zadar) in Dalmatien geboren worden war. Chlumecky hatte in Wien studiert, war dann in die Beamtenschaft eingetreten und in Brünn sesshaft geworden. Bald in den Mährischen Landtag gewählt, übte er dort heftige Opposition gegen die Regierung Belcredi (siehe PK vom 12.11.2001), was ihm nach dessen Sturz die Stellung als erster Hofrat der Brünner Statthalterei eintrug.

Mittlerweile auch Mitglied des Abgeordnetenhauses holte ihn Regierungschef Auersperg im November 1871 als Ackerbauminister in sein Kabinett. 1875 wechselte Chlumecky ins Handelsministerium, welchem Ressort er bis 1879 vorstand, ehe Graf Taaffe die Regierungsgeschäfte übernahm und Chlumecky nach acht Jahren von der Regierungsbank Abschied nehmen musste. Zu allem Übel hatte Chlumecky in jenem Jahr auch seinen Wahlkreis verloren, sodass er 45jährig vollkommen aus der Politik gedrängt zu sein schien.

Zu seinem Glück aber starb 1880 der Abgeordnete der Stadt Brünn, und so konnte Chlumecky im Oktober jenes Jahres wieder in das Abgeordnetenhaus einziehen. 1885 erfolgte seine Wiederwahl bereits relativ deutlich. Im Oktober 1888 rückte er zum Vizepräsidenten des Hauses auf und zog sich mehr und mehr auf eine reine Schiedsrichterfunktion im Hause zurück. Seine Wiederwahl 1891 war dementsprechend beinahe unumstritten, und als Smolka im März 1893 von seinem Amte als Präsident zurücktrat, erfolgte Chlumeckys Wahl zu dessen Nachfolger einhellig. Nach den Wahlen 1897 aber nahm Chlumecky von diesen Würden Abschied und konzentrierte sich auf seine Güter in Mähren. Hochbetagt starb er dort 1924.

THEODOR KATHREIN

Sein Nachfolger wurde bis Dezember 1897 der Tiroler Theodor Kathrein, der 1842 in Salurn geboren worden war. Er absolvierte seine Gymnasialjahre in Bozen, Venedig und Trient, ehe er in Innsbruck das Studium der Rechte begann, um später als Anwalt in Hall zu wirken. 1859 und 1866 kämpfte er als Freiwilliger bei den Tiroler Schützen in den Kriegen gegen Italien, und erst 25jährig übernahm er die Redaktion der Zeitschrift "Tiroler Stimmen".

Als überzeugter Katholik machte er sich um die Organisation zahlreicher katholischer Vereine verdient und geriet 1870 mit dem Gesetz in Konflikt, als er anlässlich der Eroberung des Kirchenstaates durch die Italiener die Haltung der Habsburgerregierung scharf kritisierte. Der dementsprechende Artikel brachte ihm eine 14tägige Arreststrafe ein und veranlasste ihn Anfang 1871, die Leitung der genannten Zeitschrift niederzulegen.

Es begann eine Zeit unsteter Wanderungen, die ihn u.a. nach Wien, Kaltern, Innsbruck und Bozen führte, ehe er sich 1878 als Anwalt in Hall niederließ. 1881 wurde er dort in den Gemeinderat gewählt, ab 1883 saß er überdies im Tiroler Landtag und im Abgeordnetenhaus. Er schloss sich den Konservativen um Hohenwart an und etablierte sich bald als Budgetsprecher seines Klubs. Nach den Neuwahlen 1897 zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses berufen, legte er dieses Amt jedoch schon im Dezember desselben Jahres wieder zurück, um sich vermehrt um Tiroler Angelegenheiten zu kümmern.

1904 schlug seine Sternstunde, als er zum Landeshauptmann von Tirol gewählt wurde. In diesem Amt verblieb er bis zu seinem Tod im Oktober 1916.

ROBERT PATTAI

Robert Pattai wurde am 9. August 1846 in Graz als Sohn eines Advokaten geboren. Er studierte zunächst an der Technischen Hochschule, später dann an der juridischen Fakultät der Grazer Universität. Dort promovierte er 1872 auch zum Doktor der Rechte. Wenig später zog er nach Wien, wo er 1876 eine eigene Rechtsanwaltskanzlei eröffnete, die er bis 1903 betreiben sollte.

Politisch stand Pattai zunächst den Alldeutschen um Georg Schönerer nahe, bald aber schloss er sich Karl Lueger und der entstehenden christlich-sozialen Bewegung an, wo er eine durchaus prominente Rolle einnahm, wenngleich er stets im Schatten von Lueger blieb. Pattai bemühte sich dabei um eine etwas konziliantere Haltung und wählte eher diplomatische Formulierungen als sein Parteichef, was ihm den Spitznamen "Salon-Antisemit" eintrug. Pattai zog 1885 in das Abgeordnetenhaus ein, dem er bis 1911 angehören sollte. Ab 1899 war er zudem Landtagsabgeordneter in Niederösterreich.

1909 erklomm er den Gipfel seiner Karriere, wurde er doch zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt. Zu seiner eigenen Überraschung verlor er bei den Reichsratswahlen 1911 gegen seinen Gegenkandidaten, sodass er aus dem Parlament ausscheiden musste, womit seine politische Karriere praktisch beendet war. Zwar berief ihn Kaiser Karl 1917 in das Herrenhaus, doch mit dem Ende der Monarchie war auch Pattais politisches Wirken endgültig Geschichte. Er starb am 30. September 1920 in Wien.

DAWID ABRAHAMOWICZ

Dawid Abrahamowicz wurde am 30. Juni 1839 in Targowica in der heutigen Ukraine geboren und war der ältere Bruder des zu seiner Zeit recht berühmten Komödienschreibers Adolf Abrahamowicz (1849-1899). Beide waren durch den umfangreichen Landbesitz ihrer Familie nicht genötigt, einer unselbständigen Arbeit nachzugehen, und so wandte sich Dawid Abrahamowicz früh der Politik zu. Er stiftete eine eigene und nach ihm benannte Bildungseinrichtung im heimatlichen Lemberg und spendete nennenswerte Summen für die Restaurierung der alten polnischen Königsburg am Wawel im Krakau.

So blieb es nicht aus, dass er bereits 1863 in den galizischen Landtag entsandt wurde, wo er bald einer der Protagonisten der konservativen Richtung wurde. 1875 zog er zudem in den Reichsrat ein und unterstützte dort den Polenklub. 1897 wurde er schließlich zum Präsident des Abgeordnetenhauses gewählt, ab 1898 fungierte er als einer der Vizepräsidenten. In den Jahren 1907 bis 1909 war er schließlich Minister in der galizischen Landesregierung, ehe er 1909 ins Herrenhaus berufen wurde. Ungeachtet seines bereits hohen Alters engagierte sich Abrahamowicz nach Ende des Ersten Weltkriegs auch im nun unabhängigen Polen und zog 1919 in die Verfassunggebende Nationalversammlung ein, deren Ziel es war, Polen ein staatliches Gerüst zu geben. Nachdem sich dieses Gremium 1922 durch die Annahme eines entsprechenden Verfassungsdokuments aufgelöst hatte, zog sich Abrahamowicz in den Ruhestand zurück. Er starb am 24. Dezember 1926 in Lemberg, wo er auch begraben liegt.

JOSEF VON COLLOREDO-MANNSFELD

Josef Franz Hieronymus von Colloredo-Mannsfeld entstammte einem alten friulanischen Adelsgeschlecht, das bereits im 16. Jahrhundert mehrere führende Militärs hervorgebracht hatte. Einer von Colloredo-Mannsfelds Vorfahren war sogar Reichsvizekanzler gewesen. Josef Franz Colloredo-Mannsfeld wurde am 26. Februar 1813 in Wien geboren. Sein Vater hatte nach einer Laufbahn als Diplomat ebenfalls zum Militär gefunden und nahm u.a. an den Kampagnen Erzherzog Karls in Aspern und Wagram teil, ehe er sich 1815 ins Privatleben zurückzog und sich um die Verwaltung seiner beträchtlichen böhmischen Güter widmete. Diese erbte Josef Franz 1848 nach dem Ableben des Vaters, und als nunmehriges Oberhaupt einer alteingesessenen Familie wurde er nach der Schaffung des Herrenhauses Mitglied desselben.

Schon zuvor hatte er 1861 bis 1867 das Amt des Landmarschalls des niederösterreichischen Landtags bekleidet, ehe er 1867 Mitglied des böhmischen Landtags geworden war. 1868 bis 1869 wirkte er zudem als Präsident des Herrenhauses, ehe er sich wieder in die zweite Reihe zurückzog. Colloredo-Mannsfeld starb am 22. April 1895.

FRANZ GRAF KUEFSTEIN

Auch die Kuefsteins waren ein altes Adelsgeschlecht, das ursprünglich aus Tirol stammte, aber in Niederösterreich zu seiner Bedeutung aufstieg. Johann Ludwig Kuefstein (1587-1656) hatte es sogar bis zum Landeshauptmann gebracht, und auch seine Nachfahren waren stets an prominenter Stelle in der Habsburger-Monarchie tätig. Wohl aus diesem Grunde waren die Kuefsteins eines von nur vier Grafengeschlechtern, die einen Sitz im Herrenhause hatten, den als erster der Familie der genannte Franz Graf Kuefstein einnahm.

VIKTOR FUCHS

Viktor (auch: Victor) Freiherr von Fuchs wurde am 25. Oktober 1840 in Wien geboren. Er besuchte eine Volksschule und danach das Stiftsgymnasium Melk, wo er 1859 die Matura ablegte. 1859 bis 1863 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien, 1864 bis 1872 war er Rechtsanwaltsanwärter. 1867 promovierte er zum Doktor iuris, und ab 1872 war er in Wien als Rechtsanwalt tätig, bis er 1878 nach Salzburg übersiedelte und eine politische Laufbahn einschlug. Noch im selben Jahr wurde er Abgeordneter der Landgemeinden im Landtag des Herzogtums Salzburg, dies blieb er sechs Wahlperioden lang bis 1913. 1879 wurde er auch Reichsratsabgeordneter. Ursprünglich eher großdeutsch orientiert, schloss er sich später den Christlich-Sozialen an, bei denen er bald eine prominente Rolle spielte.

Vom 17. Juli 1911 bis zum 12. November 1918, also zwei Legislaturperioden lang, war er der letzte Präsident des Abgeordnetenhauses. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie war er vom 21. Oktober 1918 bis zum 16. Februar 1919 Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung Deutschösterreichs. Von 1920 bis zu seinem Tod war er Mitglied des Verfassungsgerichtshofes. Er starb am 29. September 1921 in Hall in Tirol. (Schluss)