Parlamentskorrespondenz Nr. 161 vom 03.03.2009

Prammer präsentiert Buch über häusliche Gewalt gegen Frauen

Drei Geschichten von Frauen, die den Ausstieg geschafft haben

Wien (PK) – Auf Einladung von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und der Vorsitzenden des Gleichbehandlungsausschusses Gisela Wurm (S) wurde heute Abend im Parlament das Buch "Bevor der Tod uns scheidet. Frauen, die sich von Gewalt in der Familie befreit haben" präsentiert. Eine von fünf Frauen ist in Österreich im Laufe ihres Erwachsenenlebens von Gewalt durch ihren Ehemann oder Partner betroffen. So auch die drei Frauen, deren Lebensgeschichten im Buch von Martina Madner erzählt werden und die verstehen helfen, wie sich Gewaltbeziehungen entwickeln und wie schwierig es ist, aus ihnen auszubrechen, erklärt die Autorin in ihrem Vorwort.

Es sei eine glückliche Fügung gewesen, dass diese Publikation zur rechten Zeit erschienen ist, meinte einleitend die Nationalratspräsidentin Prammer, denn so könne man die Buchpräsentation mit dem Internationalen Frauentag 2009, der ebenfalls in ein paar Tagen stattfindet, verbinden. Sie selbst war sieben Jahre lang Vorsitzende des Vereins des Linzer Frauenhauses und habe daher viele Schicksale kennengelernt, die jenen der Frauen im Buch von Martina Madner ähnelten. Auch wenn sich seitdem sehr vieles getan habe, wie z.B. die Etablierung der Frauenhäuser in ganz Österreich oder die Verabschiedung der Gewaltschutzgesetze, so gehe es darum, immer wieder auf das Problem der häuslichen Gewalt, das nicht nur die Frauen, sondern auch massiv die Kinder betreffe, hinzuweisen und die Finger auf diese Wunde zu legen. Schließlich erinnerte Barbara Prammer noch an die Einführung des Frauenwahlrechts in Österreich im Jahre 1919 und an die ersten gewählten Mandatarinnen, die Vorbilder für die heutige Frauengeneration sind. Auch wenn sich der Frauenanteil im Parlament seit dieser Zeit – er betrug 7,4 % - deutlich erhöht habe, müsse man sich dafür stark machen, dass noch mehr Frauen in die Politik gehen und dass die überparteiliche Zusammenarbeit in wichtigen Fragen forciert wird.

Auch Staatssekretärin Christine Marek wies darauf hin, wie viele Frauen tagtäglich von Gewalt betroffen sind; allein im Jahr 2007 haben 3.190 Frauen und Kinder in Frauenhäusern Schutz gefunden. Sie dankte den drei im Buch portraitierten Frauen für ihre Bereitschaft, so offen über ihr Schicksal zu sprechen und war überzeugt davon, dass ihre Geschichten anderen Frauen viel Mut machen, da sie es geschafft haben, aus den Gewaltbeziehungen auszusteigen. Sie sei stolz darauf, dass das Familienministerium diese Publikation mitfinanzieren konnte.

Da Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek an einer Konferenz in New York teilnahm, wandte sie sich mit einer Videogrußbotschaft an das zahlreich erschienene Publikum. Die Buchpräsentation soll zeigen, dass es sich um keine Einzelschicksale handle, sondern dass es um ein Thema gehe, das alle betreffe.

Mit dem Thema des Buches tun sich die Medien schwer, räumte die Autorin Martina Madner ein, die selbst als Redakteurin beim Magazin Format arbeitet. Es sei auffällig, dass die Täter oft vergleichsweise besser wegkommen als die Opfer oder dass brutale körperliche Übergriffe als Rosenkrieg, Beziehungsstreit etc. verharmlost werden. Sie hoffe, dass die Lebensgeschichten der drei Frauen Mut machen und dass sie Vorbilder für andere sind, die den Ausstieg noch nicht geschafft haben.

Maria Rösslhumer (Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser) hielt die persönlichen Schilderungen der Frauen für besonders wichtig, da sie nicht nur Bewusstsein für das Ausmaß von Männergewalt schaffen, sondern auch dazu beitragen, die Opfer zu verstehen und deutlich vor Augen führen, welche Dynamiken sich in gewaltsamen Beziehungen entwickeln. Muster, die typisch sind und sich in ähnlicher Form oftmals wiederholen. Wenn das Buch nur einer einzigen Frau helfe, aus einer Gewaltbeziehung auszusteigen, dann habe es schon Sinn gemacht, meinte abschließend Alfred Schierer vom Verlag Carl Ueberreuter. (Schluss)

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments im Fotoalbum : www.parlament.gv.at