Parlamentskorrespondenz Nr. 982 vom 16.11.2009

NR-Präsidentin Prammer ehrt Theodore Bikel

Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst in New York überreicht

Wien/New York (PK) – Im Rahmen einer kleinen Feier hat gestern Abend Nationalratspräsidentin Barbara Prammer in der österreichischen Gesandtschaft in New York dem aus Wien gebürtigen Künstler Theodore Bikel das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse übergeben. Prammer nimmt heute und morgen an einer Konferenz der interparlamentarischen Union teil.

Theodore Bikel, am 2. Mai 1924 in Wien geboren, sei eines jener seltenen Multitalente, die nicht nur in einer Disziplin großartige Leistungen vollbringen, sagte Prammer in ihrer Laudatio bei der Übergabe des Ehrenkreuzes. Bikel habe mit seinen Talenten als Folksänger und Schauspieler zur Unterhaltung und Freude vieler Menschen beigetragen. Prammer ging dann in ihrer Rede auf einzelne wichtige Stationen seiner Karriere ein. Sie erinnerte u.a. daran, dass Bikel von Laurence Olivier entdeckt wurde und seine Filmkarriere mit einer Nebenrolle in "African Queen" begonnen habe. 1955 startete er in New York seine Karriere als Folksänger – mit einer Platte mit jiddischen Volksliedern. Prammer würdigte Bikel als einen "Meister der Sprachen, Dialekte und Akzente", der sechs Sprachen spreche und in 20 Sprachen singe. 1959 wirkte er in der Broadway-Aufführung des Musicals "A Sound of Music" über die Trapp-Familie mit – in jenem Musical, aus dem bis heute viele Amerikaner ihr Österreich-Bild beziehen und das in Österreich kaum bekannt sei. Außerdem spielte er mehr als 2.000 Mal den Tevye in "Fiddler on the Roof".

Prammer ging dann auch auf den politischen Theo Bikel ein und rühmte sein vielfältiges Engagement. 1977 von Präsident Carter in den nationalen Kunstrat aufgenommen, war Bikel u.a. auch Vizepräsident des amerikanischen jüdischen Kongresses. Bikel stehe – wie der vor kurzem ebenso ausgezeichnete Eric Pleskow – "auch für die verschlungene jüngere Geschichte Österreichs mit ihren Abgründen", sagte Prammer. "Sie wurden angefeindet, vertrieben, ihrer Heimat beraubt und haben nur durch Glück überlebt. Viele andere nicht", sagte die Nationalratspräsidentin. Die Auszeichnung für Theo Bikel sei auch in diesem Licht zu sehen: "Die Republik zollt Theo Bikel Respekt für sein Lebenswerk, aber auch dafür, dass er Österreich trotz allem verbunden geblieben ist", schloss Prammer.

Theodore Bikel bedankte sich in bewegten Worten für die hohe Auszeichnung. Er könne zwar nicht vergessen, was damals passiert sei und was seiner Familie zugefügt wurde, sagte er. In Wien habe er die Begeisterung für das Theater erfahren und gelernt, die Kunst zu lieben. Das verbinde ihn mit der Stadt, in der er sich heute unter Freunden fühle. Er werte die Auszeichnung als Beweis für ein neues Österreich und als Geste des Willens, sich zu verstehen.

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments im Fotoalbum : www.parlament.gv.at

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