Parlamentskorrespondenz Nr. 206 vom 16.03.2012

Soziale Arbeit ist Sozialpolitik in der Praxis

Veranstaltung im Parlament zeigt viele Facetten der Sozialarbeit

Wien (PK) - Nationalratspräsidentin Barbara Prammer lud heute gemeinsam mit dem Department Soziales der Fachhochschule Campus Wien und dem Österreichischen Berufsverband der SozialarbeiteInnen zu einer Informationsveranstaltung mit dem Titel "Sozialarbeit: Sozialpolitik in der Praxis" in das Parlament, wo der vielfältige Einsatz von SozialarbeiterInnen in würdigem Rahmen präsentiert wurde. Mit ihrer konkreten Umsetzung sozialpolitischer Prinzipien sind Österreichs Hilfsorganisationen eine unverzichtbare Stütze zum Erhalt der sozialen Sicherheit in unserem Rechtsstaat. Bis 19.00 Uhr bieten zahlreiche dieser Organisationen in der Säulenhalle des Parlaments noch Informationen zu ihrer Arbeit mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen an.

Die Arbeit der SozialarbeiterInnen mit Familien in schwierigen Situationen oder mit armutsgefährdeten Personengruppen wird dabei ebenso dokumentiert wie die umfassende Betreuung von Menschen mit Behinderung, alten oder kranken Personen. Für viele Menschen, die straffällig oder Opfer von Straftaten geworden sind, bilden SozialarbeiterInnen oftmals den einzigen gesellschaftlichen Konnex, wie bei der Infoschau deutlich wird.

Prammer: Leben in Österreich ohne Sozialarbeit nicht vorstellbar

In ihrer Begrüßung wies Nationalratspräsidentin Barbara Prammer darauf hin, dass sie zur heutigen Veranstaltung mit dem Themenkomplex Sozialarbeit vor allem auch deshalb in das Parlament eingeladen hatte, da neben den wichtigen ehrenamtlichen Tätigkeiten im sozialen Bereich vor allem auch die professionelle hauptamtliche Arbeit in diesem Feld öffentlich entsprechend dargestellt werden müsse.

Als Soziologin habe sie während ihrer gesamten Berufslaufbahn vielfach mit SozialarbeiterInnen zu tun gehabt, hielt Prammer fest und erwähnte als Beispiel ihre Funktion als Vorsitzende des Frauenhauses in Linz. Sie sei sich der vielen Herausforderungen, mit denen soziale Einrichtungen permanent konfrontiert sind, sehr wohl bewusst, betonte die Nationalratspräsidentin; gerade deshalb sei der intensive Austausch dieser Organisationen auch mit der Politik von größter Wichtigkeit.

Hundstorfer: Frühzeitige soziale Hilfe ist entscheidend

Sozialminister Rudolf Hundstorfer führte in seinem Impulsreferat aus, dass die Menschen in Österreich ihr Leben lang mit Sozialpolitik zu tun hätten, auch wenn es vielen nicht bewusst sei. Die sozialen Organisationen Österreichs decken mit ihren Hilfestellungen ein breites Gesellschaftsspektrum ab, hob Hundstorfer die Wichtigkeit der Einrichtungen hervor und nannte die Beratung von Jugendlichen, die Begleitung im Arbeitsleben und im Alter als bedeutende Einsatzfelder von SozialarbeiterInnen.

Zwar sei Österreich immer noch das EU-Mitgliedsland mit der niedrigsten Arbeitslosenquote, sagte Hundstorfer, doch könne diese Position nur durch möglichst früh ansetzende sozialpolitische Maßnahmen beibehalten werden. Der Sozialminister umriss zwei Initiativen, mit denen zum einen Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen verhindert und zum anderen die Invaliditätspensionen, die zum Großteil psychosomatische Ursachen hätten, eingeschränkt werden sollten. Mit dem "Jugendcoaching" versuche man, jungen Menschen beim Start in das Arbeitsleben zu helfen, das Programm "Fit for Work" richte sich an ältere ArbeitnehmerInnen, um ihnen das Verbleiben im Beruf zu ermöglichen.

Jugendliche TänzerInnen der Caritas-Initiative "Tanz die Toleranz", in der über soziale und kulturelle Grenzen hinweg Tanzprojekte realisiert werden, stellten daraufhin in ihrer Darbietung künstlerisch die Aspekte Schutz, Gewalt, Heimat und Hoffnung des Themenfeldes soziale Integration dar.

Offene Gespräche zu sozialen Themen

Zwischen 14.00 und 15.30 Uhr bieten sechs sogenannte World Cafés den Gästen die Gelegenheit, mit Fachpersonen Fragen zur sozialen Arbeit im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen und notwendige Maßnahmen zur Lösung sozialer Probleme wie Armut oder Ausgrenzung zu erörtern. In kleinen, offenen Diskussionsrunden können dort mit VertreterInnen des FH Campus Wien, der Magistratsabteilung für Kinder, Jugend und Familie (MA 11) der Stadt Wien, der Caritas Sozialbetreuung, und des Integrationshauses verschiedene sozialpolitische Themenfelder besprochen werden.

Bei dem World Café zu Entwicklungen der Ausbildung zur sozialen Arbeit auf Hochschulniveau versuchen die GesprächspartnerInnen Wege zur Stärkung des derzeitigen Bildungsangebots für Sozialarbeit zu finden. Drei weitere Gesprächsrunden befassen sich mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen für soziale Arbeit und noch ausstehenden Reformen in diesem Bereich; mit Fragen zur Wirksamkeit der Mindestsicherung als Mittel zur Armutsbekämpfung und mit dem Spannungsfeld Wirksamkeit/Wirtschaftlichkeit, in dem soziale Arbeit unter den derzeitigen sozioökonomischen und -politischen Gegebenheiten geleistet wird. Beim fünften World Café sind die TeilnehmerInnen eingeladen, sich mit Pflichten und Rechten der SozialarbeiterInnen bei ihrer Ausübung der Menschenrechtsprofession Soziale Arbeit auseinanderzusetzen. Im sechsten Diskussionsforum wird speziell auf Fragestellungen zu Migration und Diversität im Zusammenhang mit Sozialpolitik eingegangen.

Ab 16.00 Uhr steht eine Podiumsdiskussion zum Thema Sozialarbeit in Österreich am Programm der Veranstaltung. DiskutantenInnen sind Abgeordnete Renate Csörgits, Obfrau des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Abgeordnete Ridi Maria Steibl, Obfrau des Familienausschusses, Jugend und Familien, Greti Schmid, Vorarlberger Landesrätin für Soziales, Jugend und Familien, Maria Moritz, Vorsitzende des Österreichischen Berufsverbands der SozialarbeiterInnen und Heinz Wilfing, Departmentleiter Soziales, Fachhochschule Campus Wien.

Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin Corinna Milborn.

An den Info-Tischen in der Säulenhalle sind folgende soziale Einrichtungen vertreten:

Caritas der Erzdiözese Wien, Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien, Landes Kinder- und Jugendheim Pottenstein, NEUSTART, pro mente OÖ, Sam Flex Sucht- und Drogenkoordination Wien, SuSA – Schulsozialarbeit der Jugendwohlfahr OÖ, Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, Verein Dialog  - individuelle Suchthilfe, Verein "Projekt Integrationshaus", Verein Wiener Frauenhäuser, Verein zur Förderung des DOWAS, VertretungsNetz, Volkshilfe Österreich, Wien Work, Wiener Hilfswerk, Wiener Interventionsstelle/Gewaltschutzzentren, FH Campus Wien – Department Soziales, Österreichischer Berufsverband der SozialarbeiterInnen (Schluss)

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments im Fotoalbum.

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