Parlamentskorrespondenz Nr. 645 vom 06.08.2012

Mittler zwischen den Ansprüchen von Gesellschaft und Wissenschaft

Tätigkeitsbereich des Österreichischen Wissenschaftsrats 2009-2011

Wien (PK) - Der Bundesminister für Wissenschaft und Forschung hat dem Nationalrat den Tätigkeitsbericht des Österreichischen Wissenschaftsrates über die Jahre 2009, 2010 und 2011 vorgelegt (III-342 d.B.). Der Bericht gibt Auskunft über die Aufgaben, das Selbstverständnis und die Arbeitsweise des Österreichischen Wissenschaftsrates. Er enthält kurze Abrisse der 12 Stellungnahmen und Empfehlungen des Wissenschaftsrats des Berichtszeitraum 2009 bis 2011 sowie Kurzberichte über die laufenden Arbeitsgruppen und die weiteren Aktivitäten, die flankierend dazu gesetzt wurden.

Im Berichtszeitraum wurden alle Überlegungen zur Weiterentwicklung des österreichischen Universitäts- und Wissenschaftssystems von Fragen der Finanzierung des tertiären Sektors dominiert. Der Wissenschaftsrat wies in diesem Zusammenhang immer wieder darauf hin, dass an der Orientierungsmarke, bis 2020 dafür aus öffentlichen Mitteln 2 % des BIP aufzuwenden, unbedingt festgehalten werden müsse. Er spricht sich auch für einen umfassenden Reformansatz aus, der sich im Hochschulplan konkretisieren soll, zu dem der Wissenschaftsrat bereits viele Überlegungen angestellt hat.

Aufgabe und Selbstverständnis des Österreichischen Wissenschaftsrats

Der Wissenschaftsrat wurde mit 1. Januar 2004 gegründet und sieht es als seine Aufgabe, mit seinen Analysen, Stellungnahmen und Empfehlungen dem österreichischen Wissenschaftssystem eine längerfristige Perspektive zu geben. Er setzt sich aus 12 Mitgliedern zusammen, wobei die Hälfte ausländische Mitglieder sind, die auf Basis ihrer besonderen wissenschaftlichen Leistungen und ihrer Erfahrungen im Wissenschaftssystem ernannt werden. Er wird in seiner Arbeit von einer Geschäftsstelle unterstützt und ist den Grundprinzipien von Wissenschaftlichkeit und Unabhängigkeit verpflichtet. Der Wissenschaftsrat sieht sich als Mittler und Übersetzer im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen und wissenschaftsimmanenten Dynamiken, Ansprüchen und Erwartungen.

Empfehlungen und Stellungnahmen

In den Jahren 2009, 2010 und 2011 wurden 12 Stellungnahmen und Empfehlungen erarbeitet, die im Bericht kurz vorgestellt werden:

Empfehlung zur Entwicklung der Kunstuniversitäten in Österreich (Mai 2009); Empfehlungen zur Onkologie an den Medizinischen Universitäten Innsbruck, Wien und Graz (Mai 2009); Stellungnahme zum Konsultationspapier "Neuordnung der externen Qualitätssicherung im Hochschulbereich" (November 2009); Universität Österreich 2025. Analysen und Empfehlungen zur Entwicklung des österreichischen Hochschul- und Wissenschaftssystems (November 2009); Stellungnahme zum 8. Rahmenprogramm der Europäischen Union (August 2010); Ein österreichisches "Faculty-Modell"? (September 2010); Stellungnahme zum Ergebnisbericht des Dialoges Hochschulpartnerschaft (September 2010); Stellungnahme zur Bedeutung der Grundlagenforschung und ihrer Förderung (November 2010); Analyse der Leistungsvereinbarungen 2010 – 2012 und Stellungnahme (November 2010); Stellungnahme zum Ministerialentwurf einer Novelle zum Universitätsgesetz 2002, 249/ME 24.GP (Dezember 2010); Tertiäre Bildung und Ausbildung im Österreichischen Bundesheer – Analysen und Empfehlungen (Februar 2011); Stellungnahme zum Finanzrahmengesetz 2012–2015 (April 2011).

Tagungen und Publikationen

In der Tätigkeitsperiode 2009-2011 wurden drei internationale Tagungen veranstaltet. Bereits publiziert sind davon "Kunst und Forschung – Können Künstler Forscher sein?" (Juni 2011) und "Kooperation und Wettbewerb? Zum Verhältnis von universitärer und außeruniversitärer Forschung" (Oktober 2011). Die Publikation der Tagung vom November 2011 zum Thema "Wissenschaftliche Karriere und Partizipation - Wege und Irrwege" ist in Vorbereitung.

Aktuell laufende Arbeitsgruppen

Folgende Arbeitsgruppen haben, parallel zu den vorangestellten Arbeiten, ihre Arbeit im Laufe der vergangenen Tätigkeitsperiode aufgenommen:

Medizinischer Ausschuss: Zum Status Quo und zur Weiterentwicklung der Klinischen Neurowissenschaften an Österreichs Medizinischen Universitäten (seit November 2010);

Arbeitsgruppe Fachhochschulen: Zur Weiterentwicklung des Universitäts- und Fachhochschulsystems unter Gesichtspunkten von Arbeitsteilung und Kooperation (seit Jänner 2011);

Arbeitsgruppe Governance und Partizipation: Zur Reform universitärer Organisationsstrukturen (seit Juni 2011);

Arbeitsgruppe Forschungsinfrastruktur: Zur Einschätzung des Investitions- und Reinvestitionsbedarfs in den Geistes- und Sozialwissenschaften (seit Juli 2011)

Die Anhänge des Berichts geben Auskunft über die Mitglieder des Österreichischen Wissenschaftsrates, über die Geschäftsstelle des Österreichischen Wissenschaftsrates, und sie listen die sonstigen Aktivitäten des Österreichischen Wissenschaftsrates auf. (Schluss)


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