Parlamentskorrespondenz Nr. 724 vom 01.10.2012

Prammer: Generationenvertag nicht in Frage stellen

Internationaler Tag der älteren Menschen im Parlament begangen

Wien (PK) – Das österreichische Pensionssystem dürfe nicht leichtfertig schlechtgemacht werden. Das Umlageverfahren sei wichtiger Teil des heimischen Sozialsystems und schütze vor Altersarmut, betonte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer heute am Internationalen Tag der älteren Menschen. Anlass war die Vorstellung des Buches "Fressen die Alten den Kuchen weg?Das Alter neu denken" der Präsidenten des Seniorenrates, Andreas Kohl und Karl Blecha, im Parlament. Die beiden ehemaligen Politiker beleuchten in dieser Publikation den demographischen Wandel und seine gesellschaftlichen Folgen. In ihren Begrüßungsworten hielt die Nationalratspräsidentin fest, dass das derzeitige Pensionssystem eine faire Verteilung des Wohlstands darstelle und daher auch für die Zukunft gewährleistet werden müsse.

Zur langfristigen Finanzierung des Systems bedürfe es allerdings eines generationenübergreifenden Zugangs, so Prammer. Sie erwähnte in diesem Zusammenhang die "Generationenuniversität" in Steyr/OÖ. Dieses Pilotprojekt zum "Europäischen Jahr des Aktiven Alterns und der generationenübergreifenden Solidarität", das sie heute eröffnen wird, bietet Raum für Jung und Alt, um bei Diskussionen, Workshops und Vorträgen miteinander gesellschaftliche Fragen zu erörtern.

Das Miteinander von älteren und jüngeren Generationen sahen auch Claudia Romeder, Leiterin des Residenzverlags, und Christa Chorherr, Co-Autorin des vorgestellten Buches, in ihren Eingangsworten als entscheidend für eine funktionierende Gesellschaft von morgen an. Beide appellierten, die Erfahrungen älterer Menschen zu schätzen und zu nutzen und "Alte" nicht als Last sondern als Chance der Gesellschaft zu begreifen.

Neues Bild des Alters vermitteln

Im Gespräch mit Christa Chorherr diskutierten Andreas Kohl und Karl Blecha die Kernpunkte ihres Buches. Hauptziel der Publikation sei es, der allgemeinen "Verunglimpfung" älterer Menschen entgegenzuwirken und ein stimmiges Bild der leistungsfähigen SeniorInnen zu vermitteln, führte Blecha aus. Angesichts der derzeitigen Dauer einer Pensionszeit von 25 bis 30 Jahren sei allerdings eine Reform der Arbeitswelt dringend notwendig, meinten sowohl Blecha als auch Kohl. Es solle die Einkommenskurve abgeflacht und ein Anreizsystem für längeres Arbeiten geschaffen werden. Zudem sei das "Hinausmobben" älterer MitarbeiterInnen zu unterbinden, so die Seniorenvertreter, etwa dadurch, dass letztlich die Unternehmen in solchen Fällen die Frühpension zu zahlen hätten.

Den aktuellen Vorschlag von Ökonomen und Unternehmern für ein neues Pensionssystem mit individuellen Pensionskonten nannte Kohl ein "Modell des Raubtierkapitalismus", das nicht der sozialen Marktwirtschaft entspreche. Dieser Vorschlag berücksichtige in keiner Weise beitragslose Zeiten und sei daher sozial ungerecht. Mit dem Reformpaket des Seniorenrats werde dagegen das solidarische System des Umlageverfahrens nachhaltig gesichert, beispielsweise durch ein Bonus-Malus-System für längeres Arbeiten, argumentierte Kohl.

Das präsentierte Buch nimmt Altersdiskriminierung ebenso wie den EU-weiten Prozess demographischer Alterung ins Blickfeld. Blecha und Kohl sprechen darin außerdem gesellschaftliche Ängste auf Grund des demographischen Wandels an, wie etwa, dass das Pensionssystem in Zukunft unfinanzierbar sein könnte und die systemerhaltende Generation der Babyboomer in den kommenden Jahren ihren Ruhestand antreten wird. Die Autoren bieten jedoch auch Vorschläge hinsichtlich langfristiger Pensionssicherung und Gesundheitsvorsorge alter Menschen an. Letztendlich sollte die aktive Teilhabe älterer Personen an Arbeitsmarkt und Gesellschaft als Vorteil und nicht als Bedrohung von Politik und Wirtschaft wahrgenommen werden, so das Plädoyer des Buches.

Die von Andreas Kohl und Karl Blecha in Zusammenarbeit mit Christa Chorherr verfasste Publikation "Fressen die Alten den Kuchen weg? Das Alter neu denken" ist im Residenz Verlag erschienen.(Schluss)

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments (www.parlament.gv.at) im Fotoalbum.