Parlamentskorrespondenz Nr. 739 vom 05.10.2012

Hauptverband der Gerichtssachverständigen feiert 100-Jahr-Jubiläum

NR-Präsidentin Prammer lud zu Festakt ins Parlament

Wien (PK) – Sachkundig, objektiv, unparteiisch und unabhängig. Das ist der Anspruch, den Gerichtssachverständige an sich selbst stellen. Als Helfer des Gerichts wollen sie ihr Spezialwissen zur Beurteilung komplexer Sachverhalte zur Verfügung stellen und auch Privatpersonen mit ihrer Kompetenz die Grundlage für Entscheidungen bieten. Seit 100 Jahren ist die Mehrheit der Gerichtssachverständigen im Hauptverband organisiert – Anlass genug, um im Rahmen eines Festakts im Parlament einmal Rückschau zu halten und über die Rolle und Bedeutung von Sachverständigen in Gerichtsverfahren zu diskutieren.

Eingeladen zum Festakt im Hohen Haus hatte der Hauptverband gemeinsam mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. In Vertretung von Prammer begrüßte Parlamentsdirektor Harald Dossi die zahlreichen prominenten Gäste und wies auf die Bedeutung von unabhängigen Sachverständigen hin. Auch die Arbeit des Parlaments wäre ohne Experten undenkbar, hielt er fest.

Matthias Rant, Präsident des Hauptverbandes der Gerichtssachverständigen, machte auf die beachtliche Tradition der Vereinigung aufmerksam und meinte, die Sachverständigen hätten die Veränderungen der letzten 100 Jahre gut bewältigt. Er hob vor allem die gute Kooperation mit den Gerichtshöfen und anderen Bereichen der Justiz hervor und äußerte die Hoffnung, dass der Geist des Miteinander auch in Zukunft erhalten bleibe. Zum 100-Jahr-Jubiläum des Hauptverbandes ist auch eine monumentale Festschrift erschienen, die Rant beim Festakt präsentierte.

Mehr als 9.000 Sachverständige unterstützen Gerichte

Neben OGH-Präsident Eckart Ratz, Generalprokurator Ernst Eugen Fabrizy und Roland R. Vogel, Präsident des Bundesverbandes der Sachverständigen Deutschland, würdigte Justizministerin Beatrix Karl in einer Grußadresse die Arbeit der Gerichtssachverständigen. Die Entwicklung, die das Sachverständigenwesen seit 1912 genommen habe, sei wahrlich eindrucksvoll, unterstrich sie. Derzeit stünden deutlich über 9.000 Sachverständige auf der Liste der Gerichte. Für Karl sind unabhängige Gutachter ein wesentlichen Baustein für das Funktionieren der Justiz, Sachverständige seien aus einem modernen Gerichtswesen nicht mehr wegzudenken.

Auch wenn immer wieder Kritik an einzelnen Gerichtssachverständigen oder Gruppen von Sachverständigen geübt werde, dürfe das nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Gros der Verfahren reibungslos und zur vollsten Zufriedenheit der Gerichte und der Parteien ablaufe, bekräftigte die Justizministerin. Die Sachverständigen seien bewährte und verlässliche Partner. Kritisch äußerte sich Karl zum immer stärker werdenden Spar- und Kostendruck.

Im Anschluss an die Grußadressen eröffnete Martina Salomon, stellvertretende Chefredakteurin des Kurier, eine Podiumsdiskussion zum Thema "Sachverständige: Beurteilen oder Verurteilen?", an der der Präsident der Vereinigung der österreichischen Richterinnen Werner Zinkl, die Vizepräsidentin der Rechtsanwaltskammer Wien Elisabeth Rech, Oberstaatsanwältin Ilse-Maria Vrabl-Sanda, der Journalist Paul Yvon sowie Matthias Rant und Alexander Schmidt von Seiten des Hauptverbandes der Gerichtssachverständigen teilnehmen.

Für die musikalische Umrahmung des Festakts, der unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Heinz Fischer steht, sorgte das Streichquartett StringFizz. (Schluss)

HINWEIS: Fotos vom Festakt finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments (www.parlament.gv.at) im Fotoalbum.