Parlamentskorrespondenz Nr. 759 vom 22.10.2013

Martin Graf zieht Bilanz und "rechnet ab"

Dritter Nationalratspräsident verabschiedet sich mit Buchpräsentation

Wien (PK) – Der Abschied von der Funktion des Dritten Nationalratspräsidenten ist nun für Martin Graf Anlass, eine persönliche Bilanz zu ziehen. Sein heute im Parlament präsentiertes Buch "Abgerechnet wird zum Schluss… Politik: Wahrheit und Wirklichkeit" bietet einen Rückblick über die Zeit Grafs als einer der höchsten Repräsentanten der Republik, setzt sich gleichzeitig aber auch kritisch mit der aktuellen österreichischen Innenpolitik und mit der Rolle von Medien und Justiz auseinander. Graf meinte, es gehe ihm vor allem darum, die tatsächlichen politischen Verhältnisse "schonungslos" darzustellen. Der Internet-Blogger und ehemalige "Presse"-Chefredakteur Andreas Unterberger vertrat in seinen Worten zum Buch eine differenzierte Haltung zu den Kritikpunkten des scheidenden Dritten Nationalratspräsidenten und stellte fest, Graf teile kräftig aus, treffe dabei aber nicht immer genau.

Graf will kritisches "Sittenbild" der Regierenden zeichnen

Martin Graf, der unter den Gästen in der Säulenhalle zahlreiche FPÖ-MandatarInnen mit Klubobmann Heinz-Christian Strache an der Spitze, aber auch den ehemaligen Rechnungshofpräsidenten Franz Fiedler sowie Vertreter aus dem Wissenschaftsbereich und Mitglieder des Diplomatischen Corps begrüßen konnte, meinte, er habe bewusst ein Buch schreiben wollen, das sich nicht in die traute österreichische Meinungseinheit einreihen lasse. Mit "Abgerechnet wird zum Schluss" verfolge er das Ziel, die politischen Verhältnisse aus seiner Sicht schonungslos darzustellen und dabei die Kluft zwischen den von den Medien präsentierten Wahrheiten und der tatsächlichen Wirklichkeit aufzuzeigen. In diesem Sinn verstand Graf sein Buch als Attacke gegen die Medien, denen er vorwarf, unkritisch mit den Regierungspolitikern verbunden zu sein, aber auch als Sittenbild der Regierenden. Auch habe er noch offene Rechnungen mit einigen seiner politischen Konkurrenten zu begleichen, gab Graf zu bedenken und sparte in diesem Zusammenhang nicht mit Kritik an Nationalratspräsidentin Prammer sowie an den Grünen. Scharf ging er zudem mit der Rolle der Staatsanwaltschaften ins Gericht, wobei er von einem Filz aus Justiz, Politik und Medien sprach. Seine Gegner in der Politik und in den Redaktionsstuben mögen die Darstellungen als einseitig anprangern, seiner Seele habe es jedenfalls gut getan, dieses Buch zu schreiben, schloss Graf.

Unterberger: Graf serviert "starken Tobak", trifft hart, aber nicht immer genau

Andreas Unterberger bezeichnete "Abgerechnet wird zum Schluss" als Buch eines empörten, zornigen Menschen, der sehr oft persönlich attackiert wurde und nun selbst kräftig austeilt. Der Nahkampf dominiere dabei, es werde nicht immer genau, dafür aber stets hart getroffen, fasste der Journalist und Internet-Blogger seine Eindrücke nach der Lektüre zusammen. Unterberger sprach von "starkem Tobak", dies insbesondere im Zusammenhang mit Grafs Kritik an Nationalratspräsidentin Prammer, und meinte, mit gewissen Formulierungen und Details habe er keine Freude gehabt. Was die Medien betrifft, sehe er manche Dinge anders. Auch vermisse er grundsätzliche Überlegungen zur Positionierung der FPÖ und des Dritten Lagers sowie klare Worte zu den Burschenschaften. Als interessant qualifizierte Unterberger die Passagen des Buchs zur Justiz, wobei der die Kritik Grafs an den zahlreichen Strafanzeigen gegen Politiker teilte. Man sollte wieder zu einer Kultur kommen, in der Politik und Justiz voneinander getrennte Felder sind und wo sich bei aller Härte der Auseinandersetzung nicht ständig die Staatsanwaltschaft einmischt, stellte er fest. Nicht anschließen konnte sich Unterberger hingegen den Forderungen Grafs nach unlimitiertem Hochschulzugang sowie nach einem Selbstbestimmungsrecht für Südtirol. Das Buch müsse nicht jedem gefallen, wer aber auf der Straße dagegen demonstriert, stelle sich gegen Pluralismus und Demokratie, lautete Unterbergers Resümee.            

Das Buch "Abgerechnet wird zum Schluss…Politik zwischen Wahrheit und Wirklichkeit" ist bei 1848 Medienvielfalt Verlags GmbH erschienen und im Handel um 19,90 Euro erhältlich. (Schluss) hof

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