Parlamentskorrespondenz Nr. 577 vom 29.05.2015

Das Parlament gratuliert zu runden Geburtstagen im Juni

Ehrentage aktiver und ehemaliger Abgeordneter

Wien (PK) – Prominente JubilarInnen und ein Überblick:

Johannes Voggenhuber 65

Ein Grünpolitiker der ersten Stunde feiert am 5. Juni seinen 65. Geburtstag. Johannes Voggenhuber wurde 1950 in Salzburg geboren und besuchte dort auch die Volksschule. Das Gymnasium brach er ab und versuchte sich in der Folge unter anderem als Versicherungsvertreter, ehe er in die Politik ging. 1977 gelang ihm der Einzug in den Salzburger Gemeinderat, wo er die Leitung des Klubs der neu formierten "Bürgerliste" übernahm. 1982 avancierte er nach deutlichen Stimmengewinnen seiner Fraktion zum Stadtrat für Altstadtsanierung, Stadtplanung, Verkehr und Umwelt, wo er sich schnell landesweit einen Namen zu machen verstand. Naheliegender Weise stand Voggenhuber daher wenige Jahre später auch an der Wiege der "Grünen", die sich im Gefolge der Besetzung der Hainburger Au 1984/85 und der Kandidatur von Freda Meissner-Blau bei den Bundespräsidentschaftswahlen 1986 als politische Partei formierten.

1990 wurde er, nachdem er die Bundesgeschäftsführung in seiner Partei abgegeben hatte, ins Hohe Haus gewählt und übernahm auch die Leitung des Klubs der grünen Mandatare. Nach nur eineinhalb Jahren wurde er jedoch als Klubobmann in einer Art "Palastrevolution" gestürzt und durch Madeleine Petrovic ersetzt. Voggenhuber konzentrierte sich daraufhin vermehrt auf außenpolitische Themen und avancierte zum europapolitischen Sprecher seiner Partei. Nach dem Beitritt Österreichs zur EU wechselte er folgerichtig ins Europaparlament, wo er 1996, 1999 und 2004 mit stets wachsenden Stimmenanteilen gewählt wurde.

Voggenhuber galt mittlerweile als einer der profiliertesten und vor allem bekanntesten Grünpolitiker Österreichs, und umso überraschender kam im Vorfeld der Europawahl 2009 die Ankündigung der neuen grünen Parteiführung, auf Voggenhuber verzichten zu wollen. Der Salzburger beugte sich schließlich der Parteidisziplin, die Grünen zählten am Wahltag jedoch zu den beiden eindeutigen Verlierern unter den wahlwerbenden Parteien, büßten sie doch ein Viertel ihrer Wähler ein. Voggenhuber, dem engen Korsett eines Parteiapparats nun enthoben, wirkt dessen ungeachtet weiter als wichtiger Vordenker und Stichwortgeber des europäischen Projekts.

Wolfgang Schüssel 70

Kaum ein Politiker war so lange Zeit in Amt und Würden wie Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der dieser Tage seinen 70. Geburtstag feiert. Geboren am 7. Juni 1945 in Wien trat er mit finanzieller Unterstützung der Kirche 1955 in das elitäre Wiener Schottengymnasium ein, wo er 1963 die Matura ablegte. Danach studierte er an der Wiener Universität Jus und promovierte 1968 zum Doktor der Rechte.

Als sich die Frage nach einem Beruf stellte, ging Schüssel in die Politik 1968 bis 1975 wirkte er als ÖVP-Klubsekretär im Parlament, 1975 wurde er Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes, wo er schnell zu einem der ideologischen Vordenker seiner Partei wurde. Im Alter von 33 Jahren zog Schüssel als Abgeordneter ins Hohe Haus ein.

Nach zehn Jahren als Abgeordneter avancierte Schüssel ab 1989 im Kabinett Vranitzky II zum Wirtschaftsminister. 1995 suchte die ÖVP einen neuen Obmann und fand ihn in Schüssel, ehe er Vizekanzler und Außenminister im Kabinett Vranitzky IV wurde.

Bei den regulären Neuwahlen im Herbst 1999 wurde die FPÖ hinter der SPÖ zweitstärkste Partei. Schüssel blieb zunächst in der Koalition mit der SPÖ, verhandelte aber später mit der FPÖ über eine Regierungsbildung. Im Februar 2000 wurde er schließlich in einer Koalition mit den Freiheitlichen der erste ÖVP-Bundeskanzler seit über 30 Jahren.

Schüssel konnte seine politischen Vorstellungen trotz des teilweise geharnischten Protests der Opposition und des hinhaltenden Widerstands der Gewerkschaften ungeschmälert durchsetzen. Der Wähler schien diesen entschlossenen Kurs zu honorieren, gelang es Schüssel doch bei den Wahlen im Herbst 2002 tatsächlich, seine Partei auf den ersten Platz zu führen, was zuletzt Josef Klaus im Jahr 1966 gelungen war. Schüssel setzte die Koalition mit der FPÖ fort, wobei das regierungsinterne Gewicht nun eindeutig zu seinen Gunsten verschoben war.

Ins Trudeln geriet Schüssels Regierungspartner im Frühjahr 2005, als sich die FPÖ in zwei Parteien spaltete. Dennoch ging Schüssel, der im 1. Halbjahr 2006 den österreichischen Vorsitz über die EU geführt hatte, davon aus, die Wahlen im Herbst jenes Jahres souverän für sich entscheiden zu können. Dementsprechend verhalten lief der ÖVP-Wahlkampf, der sich primär auf den Kanzler selbst konzentrierte. Für die ÖVP völlig unerwartet überholte die SPÖ unter Alfred Gusenbauer am Wahltag die Konservativen, und so endete Schüssels Kanzlerschaft im Januar 2007 durch die neuerliche Bildung einer großen Koalition.

Schüssel blieb aber als Klubobmann der ÖVP im zentralen Führungszirkel der Partei. Als jedoch Vizekanzler Molterer, Schüssels Nachfolger als Parteiobmann, bei den vorgezogenen Neuwahlen 2008 die Wiedererringung des ersten Platzes nicht erwirken konnte, zogen sich sowohl er als auch Schüssel in die zweite Reihe ihrer Partei zurück. Schüssel blieb bis 2011 Abgeordneter des Nationalrats, heute ist er Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen.

Michael Schmid 70

Einen runden Geburtstag im Juni feiert auch der ehemalige Abgeordnete und Bundesminister a.D. Michael Schmid. Geboren 1945 in Mühldorf am Inn in Bayern, besuchte er das Stiftsrealgymnasium St. Paul im Lavanttal, ehe er an der Technischen Universität Graz Architektur studierte. Sein Studium schloss er 1975 ab, dann arbeitete er als technischer Angestellter in einem Architektenbüro. Ab 1980 machte sich Schmid als Architekt selbstständig.

Sein politischer Weg begann 1989 als Landesparteiobmann der FPÖ Steiermark. Im gleichen Jahr wurde er für die Freiheitlichen auf Bundesebene in den Nationalrat gewählt. Abgeordneter war Schmid ein Jahr, dann wechselte er bis zum Jahr 2000 die Steirische Landesregierung. Dort fungierte er Landesrat etwa für das Ressort Wohnbau.

Im Kabinett Schüssel I wurde Schmid unter Schwarz-Blau im Februar 2000 zum Verkehrsminister bestellt. Von seinem Amt trat er aber aufgrund von innerparteilichen Streitigkeiten noch im November des gleichen Jahres zurück.

Alle runden Geburtstage im Juni:

Christine Hies, ehemalige Bundesrätin (S) – 65. Geburtstag am 4. Juni,

Johannes Voggenhuber, Mitglied des Europaparlaments a.D. und ehemaliger Abgeordneter (G) – 65. Geburtstag am 5. Juni,

Michael Schmid, Bundesminister a.D. und ehemaliger Abgeordneter (F) – 70. Geburtstag am 7. Juni,

Wolfgang Schüssel, ehemaliger Bundeskanzler und Vizekanzler sowie Bundesminister a.D. und Abgeordneter (V) – 70. Geburtstag am 7. Juni,

Michael Killisch-Horn, ehemaliger Abgeordneter (V) – 75. Geburtstag am 9. Juni,

Richard Leutner, ehemaliger Abgeordneter (S) – 60. Geburtstag am 10. Juni,

Johann Stippel, ehemaliger Abgeordneter (S) – 75. Geburtstag am 15. Juni,

Gerhard Klausberger, ehemaliger Abgeordneter (S) – 65. Geburtstag am 16. Juni,

Melitta Trunk, ehemalige Abgeordnete (S) – 60. Geburtstag am 17. Juni,

Anton Fürst, ehemaliger Bundesrat (V) – 75. Geburtstag am 20. Juni,

Erich Holzinger, ehemaliger Präsident des Bundesrats (V) – 85. Geburtstag am 22. Juni,

Kurt Neuner, ehemaliger Abgeordneter und Bundesrat (V) – 90. Geburtstag am 26. Juni,

Erich Schreiner, Mitglied des Europaparlaments a.D. und ehemaliger Abgeordneter (F) – 65. Geburtstag am 26. Juni,

Willibald Gföhler, ehemaliger Abgeordneter (G) – 60. Geburtstag am 27. Juni,

Heinz Becker, Mitglied des Europaparlaments (V) – 65. Geburtstag am 29. Juni,

Karl Pischl, ehemaliger Abgeordneter und Bundesrat (V) – 75. Geburtstag am 30. Juni. (Schluss) red

HINWEIS: Biographische Angaben über alle ParlamentarierInnen seit 1918 finden Sie auf www.parlament.gv.at in der Rubrik "Wer ist wer".