Bundesrat Stenographisches Protokoll 615. Sitzung / Seite 137

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Wald überschlägert wird. Wir nutzen nur zwei Drittel des Zuwachses. Ein Drittel wächst jährlich an Vorratsfestmetern dazu.

60 Prozent unserer Schnittholzproduktion gehen in den Export und brachten im Berichtsjahr 1994 15 Milliarden Schilling Erlös. Die Abnehmerländer sind Italien, Deutschland, die Schweiz und in geringerem Maße die Levante-Länder.

Die Aussage im Waldbericht, weniger Kahlschläge, der Trend geht zur Einzelstammnutzung, ist für uns alle ein Kriterium dieses Waldberichtes, das uns mit Freude erfüllen kann. Die Forstwirtschaft nimmt zwar mit der Einzelstammnutzung wesentlich höhere Erntekosten in Kauf, aber die Kahlschläge wären andererseits für unsere Natur und Umwelt wesentlich schlechter. Hier muß der Forstwirtschaft ein besonderes Lob ausgesprochen werden.

Etwas, was im Waldbericht auch angezogen ist, ist die sogenannte Zertifizierung. – Ein heißes und ein heikles Thema, denn alles, was zertifiziert ist, hat in der Regel beim Käufer den Vorzug. Gerade die Holzzertifizierung, die weltweit betrieben wird – von Kanada, von den Skandinaviern –, ist für unsere Bestände, für unsere Besitzstruktur kein leichtes Spiel. Abgesehen von den Kosten wird es schwierig sein, eine einzelbetriebliche Zertifizierung vorzunehmen, oder es gelingt, regional zu zertifizieren oder gar österreichweit mit einem Gütesiegel die Zertifizierung zu sichern, aus der hervorgeht, daß das geschlägerte Holz aus der nachhaltigen Nutzung stammt.

Interessant ist ja, wer es betreibt. Auf der einen Seite sind es ökologische Interessen – verständlich –, Umweltorganisationen – ich möchte sie gar nicht nennen – betreiben das aus ökologischen Gründen. Auf der anderen Seite gibt es auch wirtschaftliche Überlegungen. Es ist nicht von ungefähr, wenn große deutsche Verlagshäuser an ihre Papierlieferanten herantreten und von ihnen ein Zertifikat über das von ihnen gekaufte Holz, aus dem dann das Papier gemacht wird, verlangen.

Die Kriterien für eine Zertifizierung sind in Ausarbeitung. Es bleibt zu hoffen, daß es uns mit einer pauschalen Zertifizierung, mit einem Zertifikat, das eine gewisse Aussagekraft hat, gelingt, die Abnehmer, alle, die es verlangen, zu überzeugen.

Die Einzelzertifizierung kann ich mir insbesondere im Kleinwald nicht vorstellen, noch dazu, da die Hälfte des österreichischen Waldes in Händen von Waldbesitzern mit einem Besitz von unter 200 Hektar ist. Die Hälfte ist in bäuerlichem oder im Kleinwaldbesitz.

Eigentlich bräuchten wir keine Zertifizierung, wenn wir das österreichische Forstgesetz in Anwendung bringen könnten, auf das man sich stützen könnte, denn das österreichische Forstgesetz garantiert in allen Fällen eine nachhaltige Nutzung. Und seit 200 Jahren wird eigentlich in Österreich nachhaltig gewirtschaftet.

Ein Beispiel nur: Als im vorigen Jahrhundert im Salzkammergut die Salzgewinnung ausgeweitet wurde und man für die Beheizung der Sudpfannen die Wälder im Salzkammergut überschlägert hat, hat das Kaiserhaus damals gesagt: So geht es nicht mehr weiter. Es wurden auch aus diesem Grund – nicht ausschließlich, aber auch aus diesem Grund – damals die Gruben im Hausruck aufgefahren. Es wurden aus Böhmen Bergleute geholt, die den Österreichern den Abbau zeigten und lehrten, damit die Wälder im Salzkammergut wieder geschont werden konnten.

Wie lange nachhaltig gewirtschaftet werden kann, hängt mit der Frage zusammen: Wie lange wird uns die fossile Energie, werden uns die fossilen Energieträger zu dem heutigen Preis zur Verfügung stehen? Werden wir es uns immer leisten können, das teure Öl, das heute kostbare billige Öl, für die Raumheizung zu benutzen oder werden wir es nicht einmal für wichtigere Dinge brauchen? Das ist die Frage.

Vielleicht wird dann zu diesem Zeitpunkt auch der Biomasse mehr als bisher zum Durchbruch verholfen. Heute spielt die Biomasse noch keine besondere Rolle, so leid es uns als Waldbesitzer tut. Vielleicht muß man dann zu diesem Zeitpunkt auch sehr darauf achten, daß die Nachhaltigkeit hinsichtlich der Nutzung in unseren Wäldern erhalten bleibt.


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