Bundesrat Stenographisches Protokoll 619. Sitzung / Seite 120

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Eltern die Möglichkeit, mit einer Kommission, mit Psychologen, mit Medizinern darüber zu beraten. Es hat auch schon Fälle gegeben, in denen Eltern eingesehen haben, daß es besser ist, ihr Kind wieder aus der Integrationsklasse herauszunehmen und einer Betreuung zuzuführen, die diesem Kind noch besser gedient hat. Ich glaube also, wir sollten diesen wichtigen menschlichen Weg der Integration weiterverfolgen und durchzusetzen versuchen.

Die anderen Änderungen sind ebenfalls schon angeführt worden, das Frühwarnsystem bei Leistungsabfall, das Aufsteigen mit "Nicht Genügend". Frau Ministerin! Ich wäre diesbezüglich mehr auf Ihrer Seite gewesen, das möchte ich auch sagen, obwohl ich nicht näher darauf eingehen will. Dafür, daß einer in einem Gegenstand wiederholen muß und alle anderen Gegenstände noch einmal macht, müßte es eine bessere Lösung geben. Das heißt, ich bin nicht für eine Nivellierung oder für keine Leistung mehr, aber man muß das für den Einzelfall durchdenken.

Es wird einen Vertreter der Schulsprecher schon ab der fünften bis zur achten Schulstufe geben. Der Aufnahmetest für die berufsbildenden höheren Schulen wird so sein wie für die AHS, also es ist nicht so, daß es keinen gibt. Aber wer natürlich von der Hauptschule – ich nehme die Hauptschule her – von der ersten Leistungsgruppe kommt, müßte in der BHS genauso behandelt werden wie in der AHS.

Herr Kollege Waldhäusl! Sie haben recht, es gibt natürlich Fälle, daß Schüler eine falsche Schule besuchen. Er ist nicht für eine Handelsakademie geeignet, er hätte die musische Richtung einschlagen sollen, aber weil die HAK in der Nähe ist und damit er zur Matura kommt, geht er dort hin. – Das wissen wir alle und sollte man auch nicht verleugnen. Es gibt auch schon in der Unterstufe dieser Schulen eine hohe Drop-out-Rate. Man beginnt mit fünf Klassen, und dann bleiben zwei über, das wissen wir. Diese momentane Aufnahmsprüfung ist eine schwere Entscheidung. Als ich in die Lehrerbildungsanstalt gekommen bin, gab es 180 Bewerber, und 36 wurden damals aufgenommen. Gott sei Dank war ich dabei, der Beruf freut mich. Ich hätte aber aus irgendeinem Anlaß genauso nicht dabeisein können.

Das ist die andere Seite dieser Aufnahmsprüfung, die wir auch beachten sollten. Darum meine ich, daß diese Regelung gut ist.

Wir wollen das Werbeverbot in den Schulen lockern. Das ist positiv, um Geldmittel aufzutreiben, hat aber natürlich auch seine problematischen Seiten, wenn etwa fünf Banken gleichzeitig werben sollen und dann das Konkurrenzdenken wieder auftaucht.

Es gibt auch Probleme bei der Polytechnischen Schule. Ich befürworte eine Zusammenlegung an und für sich, weil dann die Ziele konzentrierter verfolgt werden können. Aber was ist dort, wo diese Polytechnische Schule für die Schüler 50 Kilometer entfernt ist und diese zweimal umsteigen müssen? – Ich hoffe, daß wir in diesen Fällen mit dislozierten Klassen wirklich fortfahren können. Vielleicht sollten wir aber in Zukunft das System der Polytechnischen Schule – die bei uns zum Beispiel überhaupt keine Mädchen besuchen, weil sie in andere Schulen ausweichen – überhaupt überdenken.

Zum Abschluß: Meine Damen und Herren! Frau Ministerin! Wir reden von Integration. Ein Behinderter kann nach dem Lehrplan der Sonderschule in der AHS in einer Integrationsklasse unterrichtet werden, ein Hauptschüler der dritten Leistungsgruppe hingegen nicht. Wir integrieren also nur teilweise! Liebe Frau Moser! Ich habe in diesem Zusammenhang einen Zwischenruf gemacht. Hier geht es um kein Hintertürl, oder wie immer man das auch nennt. Aber könnte es nicht auch ein Integrationsmodell für die Nichtbehinderten 10- bis 14jährigen geben, bei dem wir auch differenzieren und die Leistungen verschieden messen und fördern, aber alles unter einem Dach? – Ich meine, daß auf diese Weise auch die Integration der Behinderten leichter zu lösen wäre. (Beifall bei der SPÖ.)

Es geht nicht um Nivellierung und Niveauverschlechterung, sondern um Differenzierung, Förderung, Begabungsförderung, Gemeinsamkeiten, soziale Begegnung und so weiter. Wie dies benannt wird, ist mir gleichgültig.


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