Bundesrat Stenographisches Protokoll 619. Sitzung / Seite 138

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Die uns vorliegende Artikel 15a B-VG-Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern Niederösterreich und Wien ist – ich verwende hier die Wortes unseres Bundesministers Dr. Martin Bartenstein – ein Milleniumsprojekt. Es ist ein Geschenk von uns an die nächste Generation.

Der Nationalpark Donau-Auen ist dieses Milleniumsprojekt, auch wenn – wie üblich bei solchen Vorhaben, möchte ich schon sagen – wieder kritische Stimmen laut werden, wie: Warum hat es eigentlich so lange gedauert, bis dieses Projekt umgesetzt werden konnte? – Dabei sind die zehn Jahre Dauer im internationalen Vergleich ein Rekordtempo, wenn man weiß, daß durchschnittlich 23 Jahre vom Beginn der Planung bis zur Umsetzung eines Nationalparkes vergehen.

Im Vordergrund sollte aber meiner Meinung nach stehen, daß dieser Nationalpark Leben schützen wird. Er wird sogar das Überleben von – da verlasse ich mich auf die Informationen von entsprechenden Fachleuten – 600 Pflanzenarten und 5 000 Tierarten sichern.

Die Frage, was die Erhaltung einer Art, einer Tier-, einer Pflanzenart, für uns als Gesellschaft wert ist, ist, glaube ich, eine ganz wichtige Frage, die wir nach Umsetzung dieses Projektes besser beantworten können als bisher.

In letzter Konsequenz ergibt sich aus dieser Frage auch: Was ist unser eigenes menschliches Leben wert, oder was ist ungeborenes Leben wert? Wir werden darauf Antworten finden müssen, um vor der nächsten Generation entsprechend bestehen zu können.

Der Wert dieser 600 Pflanzen- und 5 000 Tierarten unseres künftigen Nationalparks Donau-Auen wird heute durch Ihre voraussichtlich – so hoffe ich – gegebene Zustimmung zu diesem Projekt dokumentiert werden.

Mit unserem Ja zum Nationalpark sagen wir auch ja zur Erhaltung einer Artenvielfalt. Wir sagen aber auch ja dazu, daß dieses Projekt etwas kostet und daß sich Leben erhalten sich direkt auf unsere Geldbörsen auswirken wird. Das ist wichtig, und ich denke, daß die kommende Generation diesen Umstand besser akzeptieren wird als der eine oder andere Vertreter der Nachkriegsgeneration.

Gleichzeitig halte ich dazu fest, daß allein durch das Besetzen dieser Au vor zehn Jahren lediglich ein Bewußtseinsprozeß in Gang gesetzt wurde und beileibe nicht alle Aubesetzer bereit wären, die finanziellen Konsequenzen für dieses Projekt zu tragen.

Eine Au zu besetzen ist eine Sache, einen Nationalpark trotz vieler Hindernisse durchzusetzen, das ist eine andere Sache. Erlauben Sie mir, wenn ich auch hier wieder in ein anderes Fach hinüberwechsle, bei dem ich glaube, ähnliches zu erleben, nämlich in der Frage der Tierschutzgesetzgebung. Sich vor dem Landwirtschaftsministerium aus Protest anzuketten, weil die Tiertransportbestimmungen geändert werden sollen, das ist eine Sache, bereit zu sein, auf die Haltung von beispielsweise exotischen Tieren, die völlig unartgerecht nach einem Tausende Kilometer langen Transport von Kontinent zu Kontinent gehalten werden, zu verzichten, das ist eine andere Sache. Auf Bauern mit dem Finger zu zeigen, weil sie seit Jahrhunderten beispielsweise einen Stock zum Treiben von Vieh verwenden, aber gleichzeitig Haustiere in der Wohnung völlig falsch zu füttern, das ist meines Erachtens nicht konsequent. Und ich füge hier ganz kritisch den Satz hinzu, daß ich meine, daß das Anketten in einer Wohnung wesentlich weniger medienwirksam wäre als das Anketten vor einem Bundesministerium.

Zurückkommend zum Nationalpark ist noch festzuhalten, daß eine Nationalpark GmbH dieses Zukunftsprojekt verwalten wird. Der Bund steuert bekanntlich 50 Prozent, die Länder Wien und Niederösterreich je 25 Prozent dazu bei. Jährlich sind das dann voraussichtlich – zumindest in der Startphase – über 30 Millionen Schilling, die hier zu veranschlagen sind. Meiner Meinung nach ist das gut angelegtes Geld. – Geld, mit dem wir Leben sichern und wahrscheinlich sogar über eine Umwegrentabilität – mir würde hier der Vergleich Umweltrentabilität einfallen –, und zwar über den Weg des Tourismus, neue Chancen für viele Landesbürger in diesem Raum eröffnen.


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