Bundesrat Stenographisches Protokoll 626. Sitzung / Seite 78

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werbsfähigkeit und um die Rahmenbedingungen für unser Vorgehen im Konzert der EU-Staaten.

Die kleinen und mittleren Unternehmungen der gewerblichen Wirtschaft machen nicht täglich Schlagzeilen in unseren Medien. Diesen Platz nehmen zumeist die großen Unternehmen ein. Dennoch nehmen die kleinen und mittleren Unternehmen einen ganz wichtigen Platz ein, und zwar im Hinblick auf die geschaffenen Arbeitsplätze: 99,8 Prozent aller österreichischen Betriebe sind Klein- und Mittelbetriebe, und sie beschäftigen rund 2 Millionen Menschen.

Meine Damen und Herren! Im vorliegenden Bericht sieht man auch den Knickpunkt der Konjunktur sehr deutlich. Ab dem Jahr 1991 war der Aufwärtstrend vorbei. Eine weltweite Nachfrageschwäche machte sich bemerkbar, und dazu kam auch noch die Abwertung zahlreicher europäischer Währungen, wodurch sich die Situation zusätzlich noch verschärfte.

Die Exporte in die Abwertungsländer gingen natürlich stark zurück, und neue Anbieter aus diesen Ländern drängten in Österreich auf den Markt. Dazu kam auch noch, daß der Tourismus nachließ, der immer ein Garant für die Ausgeglichenheit der Handelsbilanz war.

Die Auswirkungen dieser Situation spürten wir natürlich auch auf dem Arbeitsmarkt, auf dem wir ab dem Jahr 1995 steigende Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen haben. Es ist aber festzuhalten, daß Österreich aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen wesentlich besser dasteht als andere Länder. – Das ist aber auch nur ein schwacher Trost!

Die Schaffung von schlanken öffentlichen Verwaltungen und schlanken Betrieben und zum Teil oft brutale Rationalisierungsmaßnahmen in den Großbetrieben brachten es mit sich, daß zahlreiche Dienstnehmer ihren Arbeitsplatz verloren haben. Das ist die allgemeine Wirtschaftslage, und dem gilt es entgegenzusteuern. Die Bundesregierung hat Maßnahmen zur Leistungssteigerung der kleinen und mittleren Unternehmungen initiiert, weil – wie ich eingangs schon erwähnt habe – dort noch Arbeitsplätze geschaffen werden können.

Aufgrund der Veränderungen von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stehen die Unternehmungen immer wieder vor neuen Situationen. Von den Entscheidungen in den Unternehmen hängt es ab, ob neue Umstände als Entwicklungs- und Erfolgschancen genutzt werden können oder ob daraus Probleme entstehen. Entscheidungshilfen sind wertvoller denn je. In Kooperation mit Wirtschaftsexperten, mit Forschungsinstituten, mit den Universitäten müssen daher Erkenntnisse für jene Unternehmungen, die zum Beispiel nicht auf solche Ergebnisse im eigenen Betrieb zurückgreifen können, zugänglich gemacht werden.

Durch eine solche Unterstützung kommt es zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit der kleineren und mittleren Unternehmen. Wichtig ist, daß auftauchende Probleme rechtzeitig wahrgenommen werden. Erwähnenswert sind für mich in diesem Zusammenhang zum Beispiel die gemeinsamen Wirtschaftsförderungsprogramme, die betrieblichen Sofortberatungen, die Branchenaktionen, die Innovationsberatungen, die Nahversorgung im Handel und die Technologieoffensive.

Der vorliegende Bericht sagt zum Beispiel aus, daß bei 43 Prozent der Betriebe unzureichende Mitarbeiterqualifikation ein Hindernis für die Einführung neuer Technologien war. Das veranlaßt mich, hier auf die derzeitige Lehrlingssituation hinzuweisen: 1992 gab es noch 145 000 Lehrstellen in Österreich, jetzt sind es nur noch 123 000. Es gibt auf diesem Gebiet sozusagen einen Rückstau auf dem Arbeitsmarkt. In vielen Gemeinden und Bundesländern wurde bereits auf diese Situation reagiert, das Lehrlingspaket der Bundesregierung tritt mit 1. Juli in Kraft und sollte für die ausbildenden Betriebe eine wesentliche Erleichterung bei der Lehrlingsausbildung bringen.

Es ist aber meiner Meinung nach auch die Pflicht der Wirtschaft und der Betriebe, für eine umfassende Ausbildung der Lehrlinge zu sorgen. Sich aus dieser Pflicht sozusagen davonzuschleichen, so zu tun, als ginge einen das Ganze überhaupt nichts an, ist wohl der völlig falsche Schritt und, wie ich meine, ein sehr kurzsichtiges Verhalten. Denn ein Betrieb kann keine


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