Bundesrat Stenographisches Protokoll 626. Sitzung / Seite 90

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Bei diesen Auseinandersetzungen wird in mir oft die Befürchtung geweckt, daß die hochgelobte Sozialpartnerschaft nicht immer ein Segen für unser Land ist und einer dynamischen Wirtschaftsentwicklung häufig im Wege steht. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Bundesrat Payer: Österreich ohne Sozialpartnerschaft – stellen Sie sich das vor!) – Ich möchte darauf nicht antworten, damit meine Rede nicht zu lange wird.

Zur Wirtschaftsförderung der Bundesregierung zählt auch die Forschung. Ein Kapitel des vorliegenden Berichtes ist der Wohnbauforschung gewidmet. Vor zwei oder drei Jahren versuchte ich einmal, ein Ergebnis der Wohnbauforschung zu erhalten. Aus den verschiedensten Gründen war es mir leider nicht möglich, dieses Ergebnis zu erhalten. Ich glaube deshalb, daß die verschiedenen Forschungsprojekte einer wesentlich schärferen Kontrolle zu unterziehen sind. Denn wenn der Praktiker die Ergebnisse von Forschungsprojekten, die für die Praxis gemacht worden sind, nicht erhält, dann sind sie für die Praxis nutzlos. Ich glaube, auf dem Gebiet der Forschungskontrolle – es strömt eine große Menge Geld in die Forschung – müßte sehr viel getan werden, um die Effizienz der Forschung, die für eine moderne Entwicklung der Industrie unentbehrlich ist, zu gewährleisten.

Bezeichnend für das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist für mich der Umstand, daß diesem Kapitel nur drei Seiten gewidmet sind. Die darin erwähnten Aktivitäten sind sehr lobenswert und gut, aber ich glaube, es gibt davon viel zu wenige. Auf diesem Gebiet, im Verhältnis zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, haben wir in Österreich nach meiner Auffassung einen ungeheuren Nachholbedarf. Der Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft muß unbedingt intensiviert werden! Bei einigem guten Willen müßte es möglich sein – wie es in anderen Staaten bereits selbstverständlich ist –, den direkten Draht zwischen Wirtschaft und Wissenschaft verstärkt zu aktivieren.

Herr Bundesrat Kaufmann hat das Statistische Zentralamt bereits erwähnt. Erlauben Sie auch mir zum Schluß eine Grußbotschaft an das Statistische Zentralamt. Wir stehen jetzt mitten im Jahr 1997. Das statistische Zahlenmaterial bis zum Jahr 1994, das dieser Bericht enthält und das noch dazu aus dem Jahr 1988 hochgerechnet wurde, ist sicherlich interessant für den Geschichtsunterricht. Wenn wir aber als verantwortliche Politiker dieses Landes Entscheidungen für die wirtschaftliche Entwicklung treffen sollen, dann brauchen wir Zahlenmaterial, das uns in unserer Entscheidungsfindung unterstützt. Das heißt auf den heutigen Zeitpunkt bezogen, daß wir abschließend und genau errechnetes Zahlenmaterial aus den Jahren 1995 und 1996 sowie hochgerechnetes Zahlenmaterial für das Jahr 1997 brauchen!

Jetzt ist zu hören, daß zukünftige Berichte derlei Informationen in ganz kurzer Form bringen sollen. Im Statistischen Zentralamt jedenfalls liegen alle diese Daten, die von der Wirtschaft in mühsamer Kleinarbeit zusammengetragen werden und an das Zentralamt abgeliefert werden müssen, für die ersten paar Monate des heurigen Jahres bereits auf!

Herr Bundesminister! Ich weiß, das Statistische Zentralamt ist im Bundeskanzleramt angesiedelt. Trotzdem wende ich mich an Sie, vielleicht können Sie Ihren Kollegen eine Empfehlung oder einen Rat weitergeben: Wenn die Verantwortlichen des Statistischen Zentralamtes zukunftsorientiert denken, dann lassen sie sich die Daten von den Firmen über Internet direkt an ihre Rechner schicken. Sie wären dann auf Knopfdruck täglich über das gesamte Zahlenmaterial Österreichs informiert! Das wäre eine ganz einfache, billige und verantwortungsvolle Methode. Der einzige Nachteil dieser Methode wäre allerdings, daß das Bundeskanzleramt dafür wesentlich weniger Beamte und vielleicht auch keinen Präsidenten mehr bräuchte. Das weiß ich nicht.

Ich stimme diesem Bericht zu. Das sage ich ausdrücklich, weil vorhin empfohlen wurde, daß man einem Bericht, den man kritisiert, nicht zustimmen sollte. Kritik ist angebracht, aber das heißt nicht, daß man den Bericht ablehnt. Insgesamt stimme ich zu.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir alle haben die Chance und das Glück, in einer ungeheuer spannenden, wohlhabenden Zeit der dynamischen Entwicklung zu leben. Wir dürfen unsere geistigen Fähigkeiten einsetzen und zeigen, wie gut wir sind. Freuen wir uns darüber! Mit


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