Bundesrat Stenographisches Protokoll 628. Sitzung / Seite 132

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Schuld lasse – haben viel zu großzügig und viel zu leicht Kredite vergeben, die jetzt natürlich bei sinkenden Erträgen sehr schwer zurückzuzahlen sind.

Jetzt werden die Betriebe alleingelassen, Hilfestellungen von den Banken oder von der öffentlichen Hand gibt es kaum, damit sich diese Betriebe durch diese Zeiten retten können. Sicherlich haben die Touristiker selbst auch jede Menge Fehler gemacht, aber jetzt wären die politischen Entscheidungsträger wirklich gefordert, hier Hilfestellungen zu leisten, damit nicht ganze Talschaften wegsterben. Die Eigenkapitalsituation der Betriebe ist dermaßen schlimm, daß sie teilweise nur mehr Verwaltungsangestellte der Banken sind.

Wenn wir bessere Rahmenbedingungen haben, damit wir im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig sind, und mitmischen können, dann könnte auch wieder die junge Generation die Nachfolge antreten. Wenn ihnen irgendwie geholfen würde, vielleicht sagen sie dann wieder: Man kann die elterlichen Betriebe übernehmen. – Dies ist zurzeit aufgrund des relativ hohen Schuldenstandes und der Ertragssituation unmöglich. Die Zukunftsaussichten müßten einfach positiver dargestellt werden.

Sollten die Betriebe dort alle wegsterben, dann frage ich: Was sollten Regionen wie die unsere oder solche Talschaften dann tatsächlich machen? – Man müßte neue Wirtschaftszweige erfinden oder neue Betriebsstätten bauen, damit die dortige Bevölkerung wieder Arbeit hat. Nach Rücksprache mit Kollegen rund um den Faaker See kann man sagen, 1997 ist wirklich das Katastrophenjahr. Von der Tennisschule bis zum Ferienhotel verzeichnen alle bis zu 50prozentige Rückgänge.

Im innersten bin ich allerdings mehr als nur davon überzeugt, daß die Marke Österreich, das Urlaubsland Österreich Sommer wie Winter eine Chance hat. Deshalb appelliere ich an die zuständigen Politiker, diese Chance zu erkennen und ein positives Marketing zu gestalten, um die Marke Österreich wieder zu bewerben. Von selbst passiert gar nichts. Die Unternehmer selbst müssen offensiv, innovativ und marktgerecht arbeiten. Aber überleben kann die Tourismusbranche die nächsten Jahre nur mit Hilfe der öffentlichen Hand, und zwar mittels Hilfestellung bei den Banken. In diesem Zusammenhang kann ich natürlich die Forderung des Helmut Peter mitunterstreichen, der sagt, wir bräuchten eine eigene Bank, eine Tourismusbank, die die betriebswirtschaftlichen Spezialitäten besser verstehen kann und die hilft, diese Zeit zu überbrücken. Ich glaube, es ist auch eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit, den Tourismus in Österreich am Leben zu erhalten und die notwendigen Rahmenbedingungen innerhalb der EU für einen gesunden Wettbewerb zu ermöglichen.

Herr Bundesminister! Sie sind ein sehr engagierter Minister und in Ihrer bisherigen aktiven Zeit dem Tourismus gegenüber positiv eingestellt. (Beifall bei der ÖVP.) Ich glaube jedoch, in Zeiten wie diesen – Sie haben ein sehr großes und schwieriges Ressort, das viel abverlangt – wäre es vielleicht doch einmal an der Zeit, über ein eigenes Tourismus-Freizeitministerium nachzudenken, denn intensive Krisen fordern meiner Meinung nach ein intensives Gegenarbeiten. – Danke sehr. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

18.53

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Josef Rauchenberger. Ich erteile es ihm.

18.53

Bundesrat Josef Rauchenberger (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Vorrednerin Kollegin Ramsbacher hat aufgrund sehr vieler praktischer Erfahrungen ein Bild gezeichnet, das ich aus eigenen Kenntnissen bestätigen kann. Es ist tatsächlich in der Tourismusbranche so. Erfreulich an Ihrer Darstellung, Frau Kollegin, war, daß Sie damit sehr stark im Gegensatz zu den Äußerungen im Nationalrat waren, die zu diesem Tourismus- und Freizeitbericht gemacht wurden.

In der Debatte im Nationalrat wurde dieser Bericht – insbesondere von der Opposition – auch zum Anlaß genommen, um bestehende oder vermeintliche Mängel innerhalb des gesamten


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