Bundesrat Stenographisches Protokoll 631. Sitzung / Seite 81

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ein weiteres Thema – das haben die Wortmeldungen der Vorredner, der Kollegen Kaufmann und Drochter, schon gezeigt –, das sicherlich nicht unumstritten ist, das ich aber gerade als Lehrer ebenfalls ansprechen möchte, ist die Frage, was mit solchen Jugendlichen, die zwar hervorragende Arbeiter sind, aber – sage ich jetzt banal – nicht das Zeug dazu haben, die Anforderungen der Berufsschule zu erfüllen und Leistungen zu erbringen, geschehen soll.

Wenn ich es etwas gewählter ausdrücken wollte, könnte ich sagen: Was tun wir mit lernschwachen Jugendlichen? Soll man diese Jugendlichen einfach übersehen, soll man sagen, da kann man nichts machen, das ist eben so?

Ich glaube, das wäre der falsche Weg. Ein Weg – und ich betone: ein Weg – speziell für dieses Segment der in den Lernleistungen schwächeren jungen Menschen wäre, eine Form der Ausbildung zu schaffen, die sie nicht überfordert. Wie man diese jetzt nennen will – ob Anlehre oder Teillehre –, ist mir gleichgültig, aber ich meine, wir haben die Verpflichtung, auch für diese Jugendlichen etwas zu tun und hier Akzente zu setzen. (Beifall bei der ÖVP.) Ich betone nochmals – speziell in Richtung des Kollegen Drochter –: Diese Form der Ausbildung soll nicht der Regelfall sein, sondern soll im speziellen lernschwachen Jugendlichen eine Chance bieten, daß auch sie eine Ausbildung bekommen.

Die Frage der Jugendbeschäftigung ist für mich und – wie ich von meinen Vorrednern gehört habe – für alle Fraktionen in diesem Haus eine wesentliche, entscheidende und zentrale Frage, mit der wir uns auch in den kommenden Wochen und Monaten auseinandersetzen müssen. Ich bin fest davon überzeugt, daß es zu befriedigenden Lösungen kommen wird.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Erlauben Sie mir noch, einige persönliche Sätze anzuschließen. Höchstwahrscheinlich war das meine letzte Rede im Bundesrat, da ich mit 31. Oktober in den oberösterreichischen Landtag wechseln werde. Ich habe diese Funktion nie angestrebt – zu gerne war ich und bin ich Bundesrat –, aber es ist der ausdrückliche Wunsch meines Landeshauptmannes.

Ich möchte die Gelegenheit nützen, mich bei allen Fraktionen und bei jeder einzelnen Bundesrätin und bei jedem einzelnen Bundesrat sehr herzlich für die gute und konstruktive Arbeit in diesem Haus zu bedanken. Sechseinhalb Jahre lang hatte ich die Ehre, dem Bundesrat anzugehören. Ich durfte in den Bereichen Unterricht, Wissenschaft, Umwelt, Sicherheit und Außenpolitik mitarbeiten und konnte sehr viele Erfahrungen machen, die für mein weiteres Leben prägend sein werden.

Besonderer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen der eigenen Fraktion, an der Spitze Präsident Hofrat Dr. Hummer, Fraktionsobmann Ludwig Bieringer, Vizepräsident Jürgen Weiss, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ÖVP-Klubs. Das persönliche Eintreten füreinander und das gegenseitige Verständnis in diesem Klub machen mir das Ausscheiden sehr schwer. Ich möchte aber, weil es mir ein echtes Bedürfnis ist, von dieser Stelle auch jemanden erwähnen, der erst kürzlich aus dem Bundesrat ausgeschieden ist und dem wir diesen Geist verdanken: dem langjährigen Fraktionsobmann und Präsidenten dieses Hauses, Univ.-Prof. Dr. Herbert Schambeck.

Aber auch den anderen Fraktionen gilt heute mein Dank dafür, daß Sie mich sechseinhalb Jahre ertragen haben. Besonders bedanken möchte ich mich bei meinen oberösterreichischen Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen. Ich darf sagen: Es hat uns nicht nur die regionale Herkunft verbunden, sondern großteils auch echte Kameradschaft und Freundschaft.

Persönlich bedanken möchte ich mich bei Frau Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach, die mich als Präsidentin im April 1991 angelobt hat und mit der ich gemeinsam Österreich bei der Zentraleuropäischen Initiative vertreten durfte.

Sollte ich jemanden durch eine Geste, durch eine unüberlegte Äußerung oder durch einen Zwischenruf verletzt haben, so bitte ich hier und heute in aller Form um Entschuldigung.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite