Bundesrat Stenographisches Protokoll 634. Sitzung / Seite 119

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lichkeit muß man dazu sagen: Die Situation ist nur für uns in Österreich neu. In den meisten westeuropäischen Ländern, ja sogar in östlichen Ländern und in Entwicklungsländern ist es ganz normaler Standard, daß man auch Frauen, die es wollen und können, den Zutritt zum Heer ermöglicht.

Ich habe das auch in vielen anderen Funktionen miterlebt, und ich bin stolz darauf, daß es immer wieder gelungen ist, Schritte für Frauen zu setzen, egal ob es Grete Rehor als erste Ministerin, Marga Hubinek als erstes Mitglied des Nationalratspräsidiums oder auch Waltraud Klasnic als Landeshauptfrau in der Steiermark oder eben viele andere Frauen in ganz entscheidenden Positionen waren. Es wurde immer in Frage gestellt, ob sich das mit dem Beruf und dem Wesen einer Frau vereinbaren läßt, ob das überhaupt notwendig ist und ob das eigentlich nicht nur dazu führen wird, daß die Frau ihre Familie vernachlässigen wird oder was auch immer. Das ist heute keine Frage mehr.

Es ist eine Tatsache, daß es sich hier nicht um Zehntausende Frauen handelt, die in Zukunft zum Heer gehen werden, genauso wie es nicht Zehntausende sind, die den Beruf einer Politikerin ergreifen oder auch nicht Zehntausende, die Ärztinnen werden, sondern es ist nur eine begrenzte Anzahl. Es werden auch nicht alle Doktor der Medizin. Ebenso wird es auch eine begrenzte Anzahl von Frauen sein, die zum österreichischen Heer gehen und dort eine Berufskarriere machen wird.

Ich freue mich darüber, weil das meiner Meinung nach einer der letzten Bereiche ist, in den Frauen, die durchaus das Zeug dazu haben und wobei wir auch aus internationaler Erfahrung wissen, daß es funktioniert, bisher zu gehen gehindert wurden. Ich würde das überhaupt nicht überschätzen, sondern man muß davon ausgehen, daß es auch in Zukunft wahrscheinlich nur eine begrenzte Zahl von Frauen sein wird.

Daß darüber hinaus auch das Heer davon profitieren wird, daß es im militärischen Dienst Frauen gibt, weiß man aus vielen Beispielen aus anderen Armeen. Ich freue mich daher darüber, weil ich meine, daß mit diesem Gesetzentwurf ein weiterer Meilenstein auf dem Weg, nicht nur der Gleichberechtigung, sondern auch einer offenen Gesellschaft entstanden ist, der es eben Frauen ermöglicht, nach Wissen und Können und nicht nach bestimmten Einordnungen in Zukunft eine Berufskarriere machen zu können.

Gleichzeitig möchte ich noch sagen, daß es offensichtlich noch immer Vorurteile gibt, denn es wird nach wie vor mit einer Fülle von Behauptungen eine Situation erzeugt, in der man teils in die eine, teils in die andere Richtung geht. Es wird zum Beispiel nachdrücklich – auch in dieser Diskussion – die Behauptung aufgestellt, es gebe eine Anstellungsgarantie für Frauen. Es möge mir nur einer der Herren oder eine oder Damen, die das behaupten, zeigen, wo das steht. Das ist kompletter Unsinn. Frauen sind den Männern selbstverständlich völlig gleichgestellt, haben keine Vorrechte in irgendeiner Hinsicht, haben keine Rechte, die sich besonders für sie ergeben, soweit sie sich nicht aus der Unterschiedlichkeit des Dienstverhältnisses oder anderer gesetzlicher Normen wie des Gleichbehandlungsgesetzes ergeben. Was sollte anders sein?

Frauen können daher genauso, wie Männer, wie Berufssoldaten es können, ihren Beruf freiwillig antreten und beenden. Falls heute der Herr Generaltruppeninspektor erklären sollte, daß er seinen Dienst freiwillig beenden will, kann ihn niemand daran hindern. In derselben Weise kann das bei einer Frau, die Offizierin oder Unteroffizierin ist, in Zukunft niemand tun. Es stellt sich auch nicht die Frage, ob es einen Einsatz gibt oder nicht. Das ist in fast allen Armeen der Welt so geregelt, genauso auch bei der Polizei oder der Gendarmerie. Es gibt überhaupt keinen Grund, nun anzunehmen, daß es ein Vorrecht für Frauen geben sollte.

Es gibt nur einen Unterschied – das kann man durchaus sagen –: Frauen haben noch nicht die Möglichkeit, zur Miliz zu gehen. Ich persönlich bedauere das. Ich halte das aber angesichts des großen Schrittes, der nun gemacht wird, auch nicht für so ausschlaggebend. Jetzt wird dieser ganz große Schritt gemacht, und die Praxis wird sehr bald über die Vorbehalte, die es in diesem Bereich gibt – nach meiner Ansicht –, hinwegschreiten, wenn es nämlich ganz selbstverständlich geworden ist, daß Frauen beim Heer sind. Wenn einmal die ersten Frauen ihren Ausbildungsdienst absolviert haben werden, wird auch das kein besonderes Thema mehr sein. Dann wird


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