Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 128

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Optimismus herbeischaffen –, daß es um Ausbildung, Fortbildung, Weiterbildung, Verkehrschancen und so weiter geht, auch um die Konstruktion der Fördermöglichkeiten, wenn man den Tourismus unterstützen will. Aber ich glaube, daß nach der Talsohle – insbesondere des Jahres 1996 – ab 1997 wieder Chancen bestehen, mit diesem An-einem-Strang-Ziehen und mit den Bemühungen der Österreich-Werbung – sie würde selbstverständlich stets mehr Geld brauchen, das ist mir klar – die Lage der österreichischen Tourismuswirtschaft zu verbessern.

Auf eines, das ich vorhin angeschnitten habe, möchte ich zum Abschluß noch einmal hinweisen: Der Tourismus darf sich nicht in zu viele kleine Einheiten aufspalten. Wir müssen über diese Kirchturmpolitik hinauskommen. Beim Tourismusgesetz der Steiermark wurde vielleicht die Pflicht des Zusammenschlusses zu etwas größeren Verbänden zuwenig verankert, denn kleinere Verbände sind personalintensiv und werbeintensiv. Wie gesagt: Der Gast aus dem Ruhrgebiet sieht sehr wenig Unterschied zwischen Bad Ischl und Bad Aussee. Er fährt ins Salzkammergut oder ins Mühlviertel oder ins Tiroler Land oder wohin immer, um nur einiges beispielhaft aufzuzählen.

Ich hoffe und wünsche in unser aller Interesse, daß wir gerade in diesem wichtigen Zweig, in dem Österreich in seiner Dichte innerhalb Europas immer noch führend ist, auch in der Zukunft eine weitere gute Entwicklung nehmen werden. Meine Fraktion wird den Tourismusbericht 1996 gerne zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

18.02

Präsident Ludwig Bieringer: Als nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Ing. Peter Polleruhs. Ich erteile es ihm.

18.02

Bundesrat Ing. Peter Polleruhs (ÖVP, Steiermark): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da wir uns heute im Bundesrat mit dem Bericht über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft beschäftigen, möchte ich mich eingangs bei all jenen bedanken, die dazu beigetragen haben, daß wir diesen Bericht in Händen haben. Mir ist nur aufgefallen, daß er etwas dünner ausgefallen ist als in den Jahren zuvor. Aber ich glaube, Herr Minister, das ist dadurch bedingt, daß einige Zahlen des Wifo nicht mehr verankert sind. Eines ist jedenfalls klar: Ob ein Bericht dünn oder dick ist – jeder Bericht kann positiv und negativ gesehen werden. Es hängt meiner Meinung nach stark vom jeweiligen Betrachter ab, wie damit umgegangen wird.

Gestatten Sie mir, daß ich, da ich eigentlich schon seit frühester Kindheit mit dem Tourismus, mit dem – wie es damals noch geheißen hat – sogenannten "Fremdenverkehr" konfrontiert war, weil meine Mutter eine Privatzimmervermietung gehabt hat, und ich alle Höhen und Tiefen eines Vermieters miterlebt habe, mit einem Rückblick beginne, damit erkennbar wird, wie sich die österreichische Tourismus- und Freizeitwirtschaft aufgebaut hat.

Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg hat man in Österreich erkannt, daß die Tourismus- und Freizeitwirtschaft eine notwendige Sache ist, obwohl das damals noch andere Namen gehabt hat. Sie nimmt seit dieser Zeit eine herausragende Stellung im internationalen Wettbewerb ein beziehungsweise hat diese erobert. Das kommt aber nicht von ungefähr; viel Fleiß hat sicher auch dazugehört.

Österreich zählt zu den tourismusintensivsten Ländern der Welt. Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft hat damit auch in der österreichischen Volkswirtschaft eine zentrale Bedeutung für die Einkommens- und Beschäftigungssicherung sowie für den Leistungsbilanzausgleich erlangt. Zu Beginn der neunziger Jahre war jedoch der Einfluß der internationalen Rezession auf den Tourismus- und Freizeitsektor sowie einige akut werdenden Strukturprobleme im Angebotsbereich nicht zu übersehen. Es ist im Tourismus eben so, daß oft kräftige Rückschläge in Kauf genommen werden müssen, die in erster Linie auf Sonderfaktoren zurückzuführen sind, und das Groteske ist, daß die österreichische Tourismuswirtschaft diese Auswirkungen nicht aus eigener Kraft ausgleichen kann. Schuld daran sind oft rückläufige Nettorealeinkommen, Währungsabwertungen in einigen wichtigen Konkurrenzländern sowie der Einbruch der Flugtarife, erhebliche Rückgänge in der Nachfrage nach Österreich-Aufenthalten und einiges mehr.


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