Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 154

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verstärkt in den effizient arbeitenden, selbstorganisierten Sport fließen. In den Sportvereinen entstehen und festigen sich soziale Bindungen leichter als in vielen anderen Organisationen. Diese Vereine können Jugendlichen, aber auch benachteiligten Gruppen in unserer Gesellschaft auf Dauer sozialen Halt bieten. Der Sport, der außerdem fast sprachlos funktioniert, ist dafür erwiesenermaßen ein geeignetes Mittel. Sport ist wie kaum etwas anderes geeignet, auch Angehörige benachteiligter Gruppen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen und soziale Kontakte und Integration zu ermöglichen. In einer zunehmend entsolidarisierten Gesellschaft bedeuten die Angebote der Sportvereine eine wichtige Gelegenheit zum sozialen Miteinander über Generationsgrenzen und soziale Schranken hinweg.

Das Ziel "Sport für alle" verpflichtet uns, auch für diejenigen Mitglieder unserer Gesellschaft, die dem Sport noch fernstehen, Angebote bereitzustellen beziehungsweise Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies erfordert nicht nur eine sozialorientierte Sportpolitik, sondern auch echte Kooperation und Zusammenarbeit mit anderen Politikfeldern und den Sportorganisationen. Für die Wahrnehmung dieser Aufgaben müssen die Sportvereine gestärkt und mehr als bisher gefördert werden. Ohne ausreichende Hilfe sind sie nicht in der Lage, gerade für benachteiligte Gruppen der Gesellschaft eine Struktur von entsprechenden Angeboten zu schaffen. In unserer zunehmend multikulturellen Gesellschaft kann der Sport in besonderer Weise auch die Integration ausländischer Mitbürger fördern und Toleranz wecken.

Meine Damen und Herren! Sport und Bewegung sollten selbstverständlicher Teil des Alltags aller Menschen werden, um auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit leisten zu können. Nur eine enge Zusammenarbeit von Gesundheits- und Sportpolitik kann dazu führen, daß der Sport als Gesundheitsfaktor anerkannt wird und seine Wirkungen systematisch genutzt werden. Da das Betreiben von Sport zur Erhaltung der Gesundheit beiträgt, zeigen auch immer mehr ältere Mitbürger ein größer werdendes Interesse an Sportangeboten. Man kommt zunehmend zu der Erkenntnis, daß der Sport gerade in höherem Alter wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen kann. Er fördert die Gesundheit und kann Alterungsprozesse durch die Erhaltung und Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit verlangsamen. Vor allem aber kann er helfen, soziale Isolation und Vereinsamung, von welchen ältere Menschen besonders betroffen sind, zu vermeiden. Die Kooperation zwischen den Pensionistenorganisationen und den Sportvereinen sollte daher ausgebaut werden.

Meine Damen und Herren! Sozialdemokratische Sportpolitik sieht Spitzen- und Breitensport als einander ergänzende und gegenseitig fördernde Bereiche. Jeder Versuch gegenseitigen Aufrechnens oder gar Konkurrenzdenkens, vor allem im finanziellen Bereich, ist kontraproduktiv. Für beide Bereiche müssen Grundlagen geschaffen werden, die den Sportausübenden eine professionelle Betreuung, eine professionelle Ausbildung und ein optimales Umfeld sicherstellen. Hauptziel sozialdemokratischer Sportpolitik ist die Ermöglichung des Zugangs aller Bevölkerungsschichten zu sportlichen Aktivitäten. Alle Maßnahmen, die zu einer noch stärkeren sozialen Ausgrenzung einkommensschwacher Schichten von der Sportausübung führen, sind massiv abzulehnen. Dies gilt insbesondere für die zur Diskussion stehenden Versicherungsprämienerhöhungen für Personen, die bestimmte Sportarten wie zum Beispiel Skifahren oder Fußball betreiben, denn dies wäre gesundheitspolitisch kontraproduktiv und würde zu einer eklatanten Benachteiligung einkommensschwacher Berufsgruppen führen. (Vizepräsident Weiss übernimmt den Vorsitz.)

Hohes Haus! Sport hat eine enorme Bedeutung. Ich nütze die Gelegenheit, um mich namens meiner Fraktion bei allen Sportlerinnen und Sportlern, bei den Zigtausenden ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeitern beim Bund, bei den Ländern und bei den Gemeinden zu bedanken, denn das positive Zusammenspiel aller Kräfte ermöglicht erst eine erfolgreiche Sportpolitik. In diesem Sinne ist der Sportbericht 1996 ein guter Bericht. Die Entwicklung des Sports geht in die richtige Richtung. Meine Fraktion wird daher diesen Bericht gerne zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

20.06

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Bundesrat Mag. Harald Himmer das Wort. – Bitte.


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