Bundesrat Stenographisches Protokoll 637. Sitzung / Seite 80

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Beim Studium des vorliegenden Berichtes drängt sich eine Unzahl von Fragen auf, die ich jetzt nicht alle behandeln werde, sonst würde ich vielleicht noch um Mitternacht mit Ihnen, Frau Ministerin, hier in Diskussion stehen. Aber es gibt eine Reihe sehr interessanter Fragen.

So habe ich zum Beispiel dem Bericht entnommen, daß in Österreich eine im internationalen Vergleich sehr große Zahl an Transplantationen vorgenommen wird. Da ich gerade in den letzten Tage lesen mußte, daß es zwischen China und den Vereinigten Staaten zu einem florierenden Organhandel gekommen ist, erlaube ich mir in diesem Zusammenhang die Frage: Wie ist denn diesbezüglich die Situation in Österreich? Können Sie ausschließen, daß illegaler innerösterreichischer Handel oder vielleicht sogar auf Österreich übergreifender, internationaler Handel mit Organen stattfindet? – Wenn dem so wäre, dann müßte, genauso wie bei Drogen, ein Riegel vorgeschoben und jeder Mißbrauch in diesem Bereich verhindert werden.

Wir wissen, daß die Nachfrage nach Spenderorganen auch in Österreich relativ groß ist. Aus meiner Umgebung weiß ich, wie lange jemand warten muß, um beispielsweise eine geeignete Spenderniere zu bekommen.

Der Bericht stellt auch fest, daß Herz- und Kreislauferkrankungen nach wie vor die häufigste Todesursache, noch vor Krebs, sind. Es gab in Österreich in den letzten Jahrzehnten bundesweite Spendenaktionen wie "Schach dem Herztod" oder "Kampf dem Krebs". Frau Ministerin! Da darf ich mir die Frage erlauben: Was haben diese Aktionen gebracht, welche Erfolge sind zustande gekommen, und wohin sind vor allem die Mittel geflossen?

Es ist interessant, und es ist, wenn man nur richtig hinhört, auch in der Praxis zu erleben und festzustellen, daß bedauerlicherweise die Zahl der Krebserkrankungen steigt. Davon ausgehend empfinde ich es als sehr positiv, wenn im Regierungsprogramm steht, daß der Versorgung dieser Patienten ein besonderer Stellenwert zugeordnet wird. Es ist aber meiner Auffassung nach in diesem Bereich noch sehr viel zu tun.

Ich weiß aus meinem eigenen Umfeld, wie hilflos, wie beunruhigt, wie zerstört Menschen sind, wenn die Diagnose Krebs lautet. Es fehlt meines Erachtens vor allem nach Operationen, nach chirurgischen Eingriffen an aufklärender, begleitender Betreuung. Die Chirurgen und auch die Ärzte sind meist überfordert. Aber es wird oft nicht einmal die Information gegeben, daß es gute Selbsthilfegruppen gibt; diese Information müßte doch jedem Krebspatienten zukommen. Diese Selbsthilfegruppen werden gefördert, das weiß ich, aber meines Erachtens zuwenig. Sie sind überwiegend auf Spenden, auf freiwillige Helfer und Mitarbeiter angewiesen. Da sollte und muß mehr geschehen.

Vor allem aber muß an der Früherkennung gearbeitet werden. Da müssen modernste Methoden und Techniken zum Einsatz gelangen. Dabei erlaube ich mir jetzt allen Ernstes die von vielen vielleicht als ketzerisch aufgefaßte Frage, ob es in unserem schnellebigen Zeitalter angebracht ist, daß es fallweise noch 70jährige praktizierende Ärzte gibt, und ob diese gemäß ihrer zwar lebenslangen Erfahrung, aber vor einem halben Jahrhundert erfolgten Ausbildung imstande sind, dem heutigen Stand der Medizin und den modernsten Erkenntnissen entsprechend rechtzeitig zu erkennen, ob ein Karzinom vorliegt oder nicht. Ich weiß und ich hörte von Fehldiagnosen, die auch zu chirurgischen Eingriffen geführt haben, und das ist schlimm.

Ich könnte in diesem Bereich noch weitergehende Ausführungen machen, aber ich meine, es reicht das bisher Gesagte, um als Anstoß zum Nachdenken zu dienen und schlußendlich Änderungen herbeizuführen.

Jetzt komme ich zum Geld. Natürlich kostet Gesundheit beziehungsweise der Erhalt der Gesundheit Geld, sehr viel Geld. Beispielsweise stehen den Krankenkassen insgesamt 123 Milliarden Schilling zur Verfügung. Davon müssen 37 Milliarden Schilling für die Spitalsfinanzierung aufgewendet werden. 1997 wurden allein für Medikamente 17 Milliarden Schilling ausgegeben. 1998 – das erlaube ich mir selbst frei zu schätzen – werden es wenigstens um 3 bis 4 Prozentpunkte mehr sein.


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