Bundesrat Stenographisches Protokoll 648. Sitzung / Seite 14

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Täglich, ja stündlich strömen Nachrichten auf uns ein, wir werden mit Nachrichten förmlich überflutet. Ein sehr zeitgemäßes Wort für Nachrichten, die man eigentlich gar nicht empfangen möchte, ist "Informationsmüll". Wir haben es tatsächlich immer wieder mit Informationsmüll zu tun, denn die Informationen, die in unser Wohnzimmer, in unser Büro kommen, sind nicht immer jene, die wir erwarten.

Das bedeutet, viele Menschen befinden sich in einer für sie ganz neuen Situation: Sie müssen aus dieser Fülle von Informationen auswählen, sie filtern, das herausnehmen, was sie für ihr tägliches Leben, für ihren spezifischen Bedarf brauchen. Dieses Sortieren und Auswählen der Meldungen ist etwas, was für viele Bürger in diesem Land in Hinkunft noch notwendiger werden wird. Der Bürger hat schon, so glaube ich, ein recht passendes Instrument dafür gefunden, nämlich er wählt in der Form aus: das Wichtigste zuerst – logisch –, und für das weniger Wichtige bleibt dann sowieso weniger Zeit übrig.

Das Wichtigste – und das ist, glaube ich, eine neue Strömung, die wir jetzt erleben – wird für die Masse der Menschen das sein, was in ihrer unmittelbaren Umgebung, in ihrem unmittelbaren Nahbereich geschieht. Das stößt auf besonderes Interesse. Die Berichterstattung über einen Verkehrsunfall im eigenen Ort, wo man die Beteiligten persönlich kennt, löst einfach wesentlich mehr an Interesse und Betroffenheit aus als eine über einen noch so großen und spektakulären Unfall, der weit weg passiert ist. Das Abschneiden einer lokalen Fußballmannschaft ist wichtig, die Frage zum Tag, ein verheerender Brandschaden – ich könnte die Aufzählung der Beispiele endlos fortsetzen. All diese lokalen Ereignisse werden zunehmend aus der Fülle von Nachrichten herausselektiert.

Lokale Nachrichten von ORF und privaten Anbietern werden in erhöhtem Maße wahrgenommen. – Das ist der Kern dessen, was wir in Zukunft zunehmend erleben werden. Lokale Berichterstattung wird zunehmend auf stärkeres Interesse stoßen als die Nachrichten über jene Dinge, die in der großen Welt passieren – da konzentrieren sie sich eigentlich immer mehr auf die Schlagzeilen und registrieren nur diese.

Das, was ich soeben erwähnt habe, spiegelt sich auch in dem Umstand wider – das können wir beobachten –, daß große Tageszeitungen versuchen – und zwar mit Erfolg versuchen –, Lokalberichterstattung einzubringen, ihr mehr Raum zu geben. Reine Lokalzeitungen, wie in Niederösterreich beispielsweise die "Niederösterreichischen Nachrichten", haben von Jahr zu Jahr höhere Reichweiten. Es ist so, daß heute bereits jeder zweite Niederösterreicher diese Wochenzeitung liest.

Was bedeutet all das für uns als Gesetzgeber? – Das, was der Bürger im Bereich der Informationen nachfragt, soll meines Erachtens im großen und ganzen angeboten werden. Die lang anhaltende Diskussion, ob es neben dem öffentlich-rechtlichen ORF mit Bildungsauftrag auch private Anbieter geben soll, ist schon längst entschieden – ich meine, daß das völlig richtig war und gut entschieden wurde, denn wir von der Volkspartei waren immer der Meinung, daß es neben dem ausgezeichneten ORF auch private Anbieter geben soll, sie gehören einfach zu einer umfassenden und bunten Lokalberichterstattung dazu.

Festhalten möchte ich an dieser Stelle, daß der ORF im Falle meines Bundeslandes, nämlich das Landesstudio Niederösterreich, eine sehr umfassende Lokalberichterstattung leistet, wofür nicht zuletzt auch die weitaus modernste Anstalt, das neu errichtete Studio, die Grundlage liefert.

Von meinem Vorredner, Herrn Kollegen Drochter, wurde hier die sehr starke Medienpräsenz unseres Landeshauptmannes angesprochen. Diese ist ein Zeichen dafür, daß unser Landesoberhaupt über die entsprechenden Fähigkeiten verfügt. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Prähauser: Ich würde eher sagen: Beziehungen! – Weiterer Ruf bei der SPÖ: Welche Fähigkeiten?)

Es ist ganz einfach eine Gabe – das wissen wir alle –, mit Medien umgehen zu können, und es gibt dafür auch, Herr Kollege Drochter, wirklich hervorragende Kurse. Ich bin überzeugt davon, Sie geben das an die SPÖ Niederösterreich in dieser Form weiter. – Faktum ist letztlich: Was es


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