Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 111

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um diesen Naturschatz. Mit der Gewißheit, daß hochwertige Wasservorkommen beschränkt vorhanden und Ökosysteme nur bis zu einem gewissen Grad belastbar sind, geht die Forderung einher, unser Wasser im Sinne einer langfristigen Erhaltung zu schützen. Für all jene, die sich mit der Wasserversorgung zu befassen oder diesbezüglich Verantwortung übernommen haben, beginnend in den Gemeinden mit den kleinen Wasserversorgungsgenossenschaften bis hin zu den Stadtwerken Graz, gilt es sicherlich vorauszuplanen, und erfahrungsgemäß heißt vorausplanen, die nächsten 30 bis 50 Jahre im Auge zu haben, um den Aufgaben gerecht zu werden und auch für die Zukunft ausreichend Trinkwasser in bester Qualität bereitstellen zu können.

Aber gestatten Sie, daß ich mich im speziellen mit dem Hochschwab-Wasser beschäftige, weil ich hier sehr viele Richtigstellungen machen muß. Ich darf Ihnen jetzt die zu Beginn meiner Rede erwähnte Geschichte, die eine wahre Begebenheit ist, kurz erzählen.

Das gesamte Hochschwab-Massiv stellt, wie Sie wahrscheinlich wissen, eines der größten zusammenhängenden Karstgebiete Österreichs dar. Auf einer Fläche von über 590 Quadratkilometern erstreckt sich im waldreichsten Gebiet der Steiermark dieses gewaltige Gebirge mit rund 100 Gipfeln, davon ist der höchste der Hochschwab-Gipfel mit 2 277 Meter Höhe. In einigen Karten steht "2 278 Meter" – darüber streiten sich anscheinend noch die Gelehrten. Aber der eine Meter soll betreffend das gute steirische Trinkwasser, so glaube ich, keinen Unterschied machen.

Tief unter den Felsen, eben im Karst beziehungsweise im Schotter, verbirgt sich dieser Wasserschatz des Hochschwabs als reines, klares Trinkwasser. Messungen haben die Existenz eines gewaltigen zusammenhängenden Wasserkörpers bestätigt. Ich möchte gleich bei dieser Gelegenheit auch die Probleme, die es in der Region gibt, ansprechen, da vor allem Grün-Bewegungen in der Gemeinde Tragöß vehement Widerstand üben und einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen, daß es einen Wasserkreislauf gibt. Ich glaube, so weit soll es auch nicht gehen, daß man mit aller Macht und Gewalt versuchen will, einen natürlichen Wasserkreislauf zu unterbinden.

Die historische Bedeutung der nordseitigen Wasservorkommen des Hochschwabs für die Bundeshauptstadt Wien ist hinlänglich bekannt. Denken Sie vielleicht ein bißchen an uns Steirer, wenn Sie sich heute abend in Wien in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Haus ein Glas Wasser genehmigen. (Bundesrat Dr. Tremmel: Oder eine weiße Mischung machen!) – Oder eine weiße Mischung.

Nunmehr werden aber auch die Wasservorkommen des südlichen Hochschwabs zur Versorgung des steirischen Zentralraumes mit Trinkwasser genutzt. An der Südseite des Hochschwabs schaut das etwas anders aus, weil in diesem Bereich in der Eiszeit riesige Schotterhalden abgelagert wurden und das Wasser hier einströmt und der Schotter als Speicher und Filter wirkt. In der Tiefe dieses Schotters vollzieht sich wirklich die geheimnisvolle Wunderwelt des Wassers, wie man sie, glaube ich, sehr wohl legitim nennen kann. Das Wasser umspült dabei das Gestein, nimmt die wertvollen und lebenswichtigen Mineralstoffe und Spurenelemente auf und wird so zu wertvollstem Trinkwasser.

Jener Schotterkörper, über dem sich die Brunnen der Zentralwasserversorgung Hochschwab-Süd GesmbH befinden, liegt zu Füßen des Berges am Ursprung des sogenannten St. Ilgener Tales, wo eben ein riesiger Wasserspeicher, dessen Fassungsvermögen auf 40 bis 80 Millionen Kubikmeter geschätzt wird, vorhanden ist. Hier beginnt – und weil wir aufgrund der dringlichen Anfrage doch mehr beim Thema Graz sind, möchte ich mich speziell damit befassen – die Reise des Trinkwassers durch eine 76,5 Kilometer lange Transportleitung der Zentralwasserversorgung Hochschwab-Süd, kurz ZWHS genannt.

Begonnen hat es eigentlich 1968, als man sich auf die Suche nach zukünftig nutzbaren und als Trinkwasser geeigneten Wasservorkommen machte. Es wurde damals Univ.-Prof. Thurner beauftragt, eine hydrogeologische Studie zur Auffindung möglicher Hoffnungsgebiete zu machen. Auf Betreiben des Wasserverbandes gab dann das Land Steiermark ein umfangreiches Untersuchungsprogramm in Auftrag. In den folgenden Jahren wurden im gesamten Bereich des südli


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