Bundesrat Stenographisches Protokoll 660. Sitzung / Seite 83

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allen dreien gemeinsam akzeptierten Pensionskassenmodell-Neu. Der Unfug früher war – nochmals –, dass die Abfertigungsbestandteile zum Eigenkapital der Firma gezählt haben und ein Weggehen oder Davonlaufen geheißen hat, dass man sich selbst "entkapitalisiert". Aber das System hat sich, so glaube ich, überholt. Wir brauchen jetzt etwas anderes, und ich begrüße das sehr.

Noch ein Punkt zu Frankreich: Wir wissen, dass unser Hauptproblem in Frankreich nicht der Wunsch des Herrn Chirac oder von wem immer ist, sondern das Problem ist, dass Frankreich wahrscheinlich im Konsumgütermarkt eine nationalistische Marke in Europa ist. Ich kann Ihnen Firmen nennen. Jüngst habe ich etwa einer sehr bekannten Getränkefirma denselben Rat gegeben, die soeben den Staatspreis bekommen hat. Sie kommen in Frankreich nie dazu. Wir haben in ähnlichen Fällen den Firmen geraten: Eröffnet eine Außenstelle im Elsass, schreibt darauf – ich nenne eine Firma – "Pfanner Alsace", und schon seid ihr plötzlich in den französischen Läden. Steht aber "Autriche" darauf, hat es keine Chance, in einen Laden zu kommen. Daher sollen sie ein bisschen vorsichtiger sein.

Wir selbst, eine ehemals österreichische Firma, erzeugen französische Schi – damit nenne ich "Dynastar". Ich würde schon glauben – jetzt ganz ernst –, wir sind auf dem französischen Markt für die Größe des Marktes viel zu schwach vertreten. Ich habe all meinen Mitarbeitern gesagt: Wir brauchen eine Frankreich-Offensive, weil wir in Frankreich, einfach aus der Tradition der Sprachbarrieren heraus, zu schlecht vertreten sind. Wir haben mit der Binnenmarkt-Offensive, die von mir eingeleitet wurde, in dreieinhalb Jahren um 180 Milliarden Schilling mehr in die EU exportiert. Dort ist unser Heimatmarkt, und dort werden wir uns auch bewähren müssen.

Ein letzter Punkt: Niemand will Frauen zurück an den Herd bringen, glauben Sie mir das! Es schadet überhaupt nichts, wenn sie auch am Herd stehen, das müssen nicht nur die Männer machen. Aber bleiben wir doch dabei: Was wir brauchen, ist endlich auch die bessere Möglichkeit, sich zu Kindern zu bekennen und sich in den wichtigen ersten Lebensjahren um das Kind zu kümmern. Denn das wird uns langfristig fehlen. (Bundesrätin Schicker : ... kann ich mich nicht bekennen!) Aber schauen wir es uns an, was herauskommt. Ich sage noch einmal, ich werde das kritisch aus anderer Distanz betrachten.

Ich bedanke mich auch für Ihre guten Wünsche. Ich muss mich aus anderen Gründen künftig mehr um die Familie kümmern. Glauben Sie nicht, dass deswegen nicht fromme Zurufe kommen! Auch mich plagt manchmal mein vorlautes Goscherl. Ehrlich gesagt wird es Zeit, dass wir ein paar Tabus in dem Land anreden! Es kann nicht sein, dass es in ist, alleinstehend zu sein, sich Kinder anzuschaffen und keinen zu haben, der das mitfinanziert. In meinem Nachbar-Gasthof in Felixdorf gibt es eine Väterberatung darüber, wie man Alimente vermeidet. Dort sitzen sie beieinander, das ist eine Sauerei, und das darf der Staat auf Dauer auch nicht fördern! (Bundesrätin Schicker: Das kann es ja nicht sein!)  – Jetzt hätte ich mich "ausgeschleimt". Ich bitte, mir das nachzusehen. (Beifall bei der ÖVP und bei den Freiheitlichen.)

19.38

Präsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Herr Bundesminister! Da ich jetzt von Herrn Vizepräsidenten abgelöst werde, darf ich noch die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen auch von dieser Stelle aus zu danken für Ihre Zeit, die Sie im Bundesrat zugebracht haben. Denn eines muss ich natürlich sagen: Ihre Debattenbeiträge haben immer dafür gesorgt, dass es in unserem Plenum lebhaft wurde. Auch heute war das wieder so. (Allgemeiner Beifall.)

Aber, Herr Bundesminister, in Ihre Amtszeit sind auch Ereignisse gefallen, die echte menschliche Tragödien waren. Ich bin mir sicher, dass das auch für Sie persönlich eine sehr große Belastung war, auch wenn wir hier unter Umständen eine Debatte geführt haben, die vielleicht anderes vermuten ließ. Aber wir alle waren uns dessen bewusst, welche persönliche, menschliche Belastung das auch für Sie ist. Daher wünsche ich Ihnen und Ihrer Gattin, Herr Bundesminister, für die Zukunft eine Zeit ohne Aufregungen und persönlich alles Gute! (Allgemeiner Beifall sowie Standing Ovations bei der ÖVP.)


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