Bundesrat Stenographisches Protokoll 703. Sitzung / Seite 93

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würde ein Gesetzeswerk vorliegen, das von allen unterschrieben ist. Das wäre dann die Grundlage dafür, um in weiterer Folge – ich weiß, dass es Bereitschaft dazu gibt – zu einem Verfassungsgesetz zu kommen, was, wie ich glaube, der richtige Schritt in die richtige Richtung wäre. Vorarlberg hat diesen Schritt heute vollzogen, und ich hoffe, dass Salzburg und Wien doch einmal folgen werden!

Zum Medizinproduktegesetz darf ich ganz kurz sagen: Anscheinend handelt es sich nur um die harmlose Erfüllung von EU-Richtlinien, es sind aber auch ganz wesentliche Dinge dabei.

Bisher konnten Produkte, in welchen Blutbestandteile enthalten waren, praktisch nicht nach dem Medizinproduktegesetz und nach dem Arzneimittelgesetz kontrolliert wer­den, sondern waren davon ausgeschlossen. Wir wissen aber, dass es heute viele Pro­dukte im medizinischen Bereich gibt, die mit menschlichen Blutprodukten und ähn­lichen Zusätzen versehen sind. Als Beispiel wäre etwa die Gefäßprothese zu nennen, die man für eine bessere compliance bei der Implantation mit Humanalbumin versetzt. Diese Dinge können jetzt entsprechend strikt kontrolliert werden und unterliegen auch der entsprechenden Gewährleistung.

Desgleichen gibt es jetzt für Apparaturen, die Patienten mit nach Hause nehmen, eine Verantwortung desjenigen, der diese verordnet. Dieser hat dafür zu sorgen, dass die Geräte entsprechend gewartet werden und von den Patienten und Patientinnen in entsprechender Weise und vor allem sicher verwendet werden können. – Ich glaube, in dieser Regelung sind sehr wichtige Dinge gleichsam dazwischen versteckt.

Zuallerletzt darf ich sagen: Die WHO-Tagung ist aus wohl überlegten Gründen nach Wien verlegt worden: Wir stehen am Vorabend der EU-Erweiterung, und die WHO hatte den Wunsch geäußert, diese Sitzung in Zentraleuropa durchzuführen. Vielleicht können Sie sich daran erinnern, dass es im Jahre 1958, also knapp nach Wieder­erlangung der Freiheit Österreichs, hier auch eine Sitzung gegeben hat, und zwar als Geste für dieses erst kurz in die Neutralität entlassene Land. Im Jahre 1972 fand hier eine weitere Sitzung statt, und jetzt, nach 30 Jahren, war Wien wieder Tagungsort. Nicht ohne Stolz möchte ich dabei betonen, dass es gelungen ist, diese Tagung hierher zu holen, und zwar zur Zeit der so genannten Sanktionen unter französischer WHO-Präsidentschaft. Unter belgischem Vorsitz hat man sich dann einstimmig für Österreich entschieden. – Die Tagung war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg, und wir konnten bei dieser Gelegenheit unser gutes Gesundheitssystem präsentieren.

Lassen Sie mich einen letzten Satz zu diesem Gesundheitssystem sagen: Wir leiden nicht unter Finanzierungsproblemen! Wir haben sicherlich eine hohe Verantwortung für die Finanzierung und für die Sicherung eines entsprechenden Standards. Wenn wir unter etwas zu leiden haben, dann sozusagen unter einer Leistungsexplosion, aber nicht unter einer Kostenexplosion. Die Maßnahmen und die gesamte Entwicklung der letzten Jahre sowohl im Spitalssektor als auch im Medikamentsektor als auch im nie­dergelassenen Bereich haben gezeigt, dass die Kostensteigerungsraten deutlich mehr als die Hälfte unter jenen der früheren Jahre liegen. Im Bereich der Medikamente haben wir 6 Prozent nicht überschritten. Im Gegenteil: Wir lagen bei 4 Prozent bei einem Europadurchschnitt von 10 Prozent. Die Krankenhauskosten sind um 3,3 Pro­zent bei europaweiten Steigerungen von 6 bis 7 Prozent gestiegen, und bei den nieder­gelassenen Ärztekosten betrug die Steigerung 2,5 Prozent.

Sie sehen also, dass hier sehr sorgfältig vorgegangen wird, dass aber die Ansprüche und die Zahl der Leistungen ausgeweitet werden. Diese müssen auch in Zukunft ge­sichert und finanziert werden, und dafür wird diese Regierung sorgen! (Beifall bei Bun­desräten der Freiheitlichen und bei der ÖVP.)

 


14.15

 


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