Bundesrat Stenographisches Protokoll 706. Sitzung / Seite 65

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Normaltourist nicht ins Heeresgeschichtliche Museum, um Egger-Lienz ... (Bundesrat Dr. Kühnel: Das ist eine Beleidigung, wenn Sie sagen, dass ein Normalbürger nicht ins Heeresgeschichtliche Museum geht!)

Herr Kollege, ich bin gerne bereit, mir Zwischenrufe machen zu lassen, aber erst dann, wenn ich den zweiten Halbsatz gesprochen habe, und der hieß: um dort Egger-Lienz-Bilder anzuschauen. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) Herr Kollege, zuerst zuhören, dann zwischenrufen – das vereinfacht es für beide.

Es gibt ein zweites Beispiel aus jüngster Zeit: Ich habe mir – und Sie verzeihen, dass ich immer noch Akademie dazu sage – in der Universität für bildende Kunst vorige Woche die wieder eröffnete Gemäldegalerie angeschaut. Im technischen Sinn ist das kein Bundesmuseum, aber irgendwie haben Sie damit schon auch etwas zu tun. Die Bestände wurden neu aufgestellt, die Gemäldegalerie wurde glanzvoll – im wahrsten Sinne des Wortes – neu ausgeleuchtet.

Nun ist diese Studiengalerie, die ja ursprünglich für die Studenten der Akademie ange­schafft wurde, die heute irgendwie ein bisschen anders malen und sich nicht ganz nach diesen Vorbildern zu orientieren scheinen, was ich nicht kritisch, sondern nur konstatie­rend feststelle, im Wesentlichen aus Privatstiftungen entstanden. Das merkt man ihr auch an. Es gibt dort etwa 20, 25 qualitativ hochstehende Werke und weitere 300 Bil­der, die sich nett machen würden, wenn man ein Landschloss mit Wanddekoration ausstattet, die aber sicherlich nicht zum musealen Kernbestand gehören. Diese Galerie ist um viel Geld neu ausgestattet worden und befindet sich im zweiten Stock des Ge­bäudes am Schillerplatz, das über keinen Aufzug verfügt. Das hat auch seinen Vorteil, weil das jedem Besucher die Möglichkeit bietet, das ruinenhafte Innere dieser Univer­sität zu studieren, während er – bei mir geht das schon ein bisschen keuchend – die zwei Stockwerke auf breiten Freitreppen nach oben geht.

Frau Bundesminister! Was ist das für eine Museumspolitik?! Jetzt rede ich gar nicht da­von, dass das für behinderte und ältere Menschen faktisch unzugänglich ist. Worin liegt die Sinnhaftigkeit, eine wegen der in höchstem Maße vorhandenen Ungleichgewichtig­keit des Bestandes in der Museumslandschaft nicht wirklich verkäufliche Ausstellung um viel Geld neu zu beleben, statt einmal darüber nachzudenken, ob die Hauptwerke, darunter dieses grandiose Triptychon von Hieronymus Bosch, nicht einen Platz im Kunsthistorischen Museum oder wo immer verdient hätten und die anderen Werke zum Teil dort hinkommen, wo sie hingehören, nämlich ins Depot?

Eine solche Museumslandschaft muss natürlich auch die anderen, nichtstaatlichen An­bieter einschließen. Wir stehen – und alle, die sich dafür interessieren, sind in hohem Maße neugierig und aufgeregt – vor der Eröffnung der Liechtenstein-Sammlung im Palais Liechtenstein, die Ende des Monats stattfinden wird. Das wird – gut beworben, gut gestaltet – ein weiterer Fixpunkt der Wiener Museumslandschaft sein. Sehen Sie, und da finde ich es unverantwortlich, dass sich das Ministerium zurückzieht und sagt: Es wird schon werden!, denn mehr ist bisher von Ihrer Seite dazu nicht gekommen.

Das rote Licht erinnert mich daran, dass ich zu dem von Kollegem Gudenus ange­kündigten zweiten Thema, zu dem ich ein paar Worte sagen wollte, kommen sollte. (Bundesrat Prutsch: Bildet ihr eine Gemeinschaft?) Wir haben da ein bisserl ausge­tauscht. Es ist ein Reflex, wenn ich das so sagen darf, auf eine Wortmeldung von mir im Ausschuss, und ich glaube, ich kann mich hier auf einige wichtige Aspekte dessen beschränken.

Das eine ist – die Frau Bundesminister hat das in der Fragestunde sehr ausweichend beantwortet –: Wir hatten 1999 und in den Jahren davor eine wesentlich bessere Mit­telausstattung des Denkmalschutzes, als wir sie heute selbst mit dieser Sonderzulage von 5,2 Millionen € haben. Das spürt man an allen Ecken und Enden. Und – auch


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite