BundesratStenographisches Protokoll716. Sitzung / Seite 57

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Sie meinen, man soll nicht studieren? (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) Eine StudentInnen- und AkademikerInnenquote, die noch weiter gesenkt werden soll, ist also das Ziel dieser Regierung? Bitte, sich das möglichst zu merken: dass die Herren, vor allem jene von der ÖVP, der Meinung sind, dass es in Österreich schon zu viele Akademikerinnen und Akademiker gibt.

Um auf den Erwerbsverlauf zurückzukommen: Nicht nur bei den Lehrerinnen und Lehrern, Juristinnen und Juristen, Ärztinnen und Ärzten, bei all diesen akademischen Berufen gibt es so gut wie niemanden, der sofort nach dem Studium einen Voll­erwerbsjob hat. Im Gegenteil! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Jahrelang warten diese Frauen und Männer auf eine Anstellung in ihrem Fachbereich, arbeiten in Berufen, die weiß Gott nicht ihrem Ausbildungsstand entsprechen – Sie alle werden ja schon davon gehört haben, dass es in Wien Ärzte gibt, die Taxifahrer sind, oder? –, und daher frage ich mich: Wie ... (Bundesrat Dr. Böhm: Vorhin sagten Sie, es seien so wenig Akademiker da! Also wollen Sie mehr?) – Wir wollen mehr Aka­demi­kerinnen und Akademiker. Jawohl, Herr Kollege – falls Sie das noch nicht verstanden haben! Die Akademikerquote in Österreich ist eine zu niedrige – falls Ihnen das noch immer nicht aufgefallen ist, wie ich gehört habe! (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Böhm.)

Kommen wir zurück zum Thema, meine sehr geehrten Damen und Herren, kommen wir zurück zur Pensionskürzungsreform! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sie können sich zu Wort melden und das dann aus Ihrer Sicht schildern. Ich schildere Ihnen das jetzt aus meiner Sicht!

Ich glaube nicht, wie meine Kollegin Konrad vorhin gesagt hat, dass man mit 30 schon im Vollerwerb steht, wahrscheinlich braucht man ein bisschen länger, bis man endlich im Vollerwerb steht, und auch die schon mehrmals angesprochenen Kinder­erzie­hungs­zeiten, die angeblich so toll bewertet werden, bringen den Frauen, die sich entschei­den, ein Kind zu bekommen – was angeblich auch Ihnen ein Anliegen ist –, nicht viel, und daher frage ich Sie: Wie sollen diese Frauen – auf die Männer wird dann von meinen Nachrednern eingegangen werden – 45 Jahre zusammenbringen, um auf die 80 Prozent bei der Pension zu kommen? (Bundesrat Dr. Kühnel: Die 3 Jahre werden doch angerechnet!)

Außerdem, sehr geehrte Damen und Herren: Was sagen Sie jenen Frauen, die heute schon 45 Jahre alt sind (Bundesrätin Bachner: Pech g’habt!), die keine Chance mehr haben, rückwirkend ihre Pensionssituation irgendwie zu verbessern? Sagen Sie diesen Frauen dann: Pech gehabt? Hättest du eben nicht so lange Teilzeit gearbeitet, hättest du dich halt nicht darauf verlassen, dass die 15 besten Jahre zählen! (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) Das sagen Sie wahrscheinlich diesen Frauen – jene Partei, die die Familie als oberstes Heiligtum bei all ihren Überlegungen hinstellt! Sie sagen dann den heute 45-jährigen Frauen: Ihr wart zu lange zu Hause! Euer Pech! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Mehr als 30 Prozent der Frauen arbeiten Teilzeit oder in atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Die so genannten tollen Erfolge der Bewertung der Kindererziehungszeiten, der Meilenstein, wie es mein Vorredner be­zeichnet hat, diese 1 157 € – es sind nicht mehr, es sind 1 157 €; darauf kommt man, wenn man rechnen kann, was anzunehmen ist – machen gerade 3 Jahre Teilzeit wett. Ich betone: 3 Jahre Teilzeit! Damit wird keine Frau auskommen, auf ihre Lebenszeit gerechnet.

Ich gehe davon aus, dass Frauen, egal in welchen Bereichen sie tätig waren, nach ihrer Kindererziehungszeit in ihren Beruf zurückkehren wollen, doch jetzt sind sie mit steigender Frauenarbeitslosigkeit konfrontiert. Es hat uns zwar heute der Herr


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