Bundesrat Stenographisches Protokoll 718. Sitzung / Seite 69

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vorbeigegangen, das können Sie offenbar nicht verstehen! – Bundesrat Gruber: Idea­listen sind das! Das war jetzt aber ein gewaltiger Ausrutscher!) Als Nichtregierungs­organisationen aber – ich bin jetzt ein bisschen schärfer – hier Regierungsmitgliedern und Parlamentariern wohlfeile Ratschläge zu geben, die sie auch nicht im Geringsten finanzieren müssen, das halte ich für überheblich und eigentlich nicht länger vertretbar. (Bundesrat Schennach: Jede Bürgerinitiative ist eine NGO! Wissen Sie das?)

Ich möchte noch auf die Arbeitslosen zu sprechen kommen. Beide Damen Bundes­minister sind angesprochen! Wir hatten mit Jahresende zu Beginn des Januar in Öster­reich 246 700 Arbeitslose. Wir müssen aber eine 30-prozentige verdeckte Arbeitslosig­keit dazurechnen, und außerdem sind die Sozialhilfeempfänger nicht mit berücksich­tigt. Das heißt, wir haben eine sehr große Arbeitslosigkeit. Diese Arbeitslosigkeit ist nicht nur eine Arbeitslosigkeit von älteren Personen, sondern auch und gerade von Jugendlichen. In diesem Zusammenhang möchte ich, dass ein Programm geschaffen wird, welches Sicherheit für Alte und Sicherheit für den Staat mit inkludiert. Wir dürfen nicht zusehen, wie junge Arbeitslose plötzlich in die Rauschgiftszene im Raume Wien oder in anderen Großstädten hineingeraten und damit Opfer unserer vermeintlichen Großzügigkeit werden. Ich meine, Frau Bundesminister zu meiner Rechten (in Rich­tung von Bundesministerin Prokop), Frau Bundesminister (in Richtung von Bundes­ministerin Haubner) und Herr Staatssekretär zu meiner Linken, dass genug Aufgaben da sind, sodass wir in den nächsten Monaten lobend auf Ihre Arbeit zurückschauen werden können, und auch jetzt schon im Blick nach vorne loben können.

An Frau Bundesminister Prokop habe ich noch eine Bitte: In einem Vier-Augen-Ge­spräch unlängst bei einem Empfang hier habe ich auf die unmöglichen, einer Militär­diktatur angeglichenen Uniformen hingewiesen. Vielleicht gelingt es Ihnen noch, den zuständigen Modisten dazu zu bewegen, die Uniformen österreichischer Exekutiv­beamter doch mit einigen Austriaka auszuzeichnen, damit man nicht glauben muss, irgendein südamerikanischer Polizeistaat würde zum Beispiel am Karlsplatz nach dem Rechten sehen. – Danke vielmals. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.39

 


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Bundesrat Schennach gemeldet. – Ich darf wieder auf die Bestimmungen der Geschäftsordnung hinweisen.

 


12.39

Bundesrat Stefan Schennach (Grüne, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Selbst­verständlich werde ich die Bestimmungen der Geschäftsordnung einhalten.

Sehr geehrter Herr Kollege Gudenus! Man kann jedes Zitat aus dem Zusammenhang reißen; das haben Sie mit dem Zitat der Frau Gemeinderätin und Landtagsabgeordne­ten Susanne Jerusalem gemacht. Die Lehrerin Susanne Jerusalem hat damit nicht ge­meint, dass Drogensüchtige vor Schulen eine sehr gute Entwicklung sind, sondern sie hat gemeint – und da wird auch die Frau Innenministerin nickend zur Seite stehen –, dass man gerade eine Drogenszene nicht abdrängen soll. Die Polizei in Wien weiß über die Drogenszene des Karlsplatzes ausgezeichnet Bescheid. Ich selbst habe dort als ehrenamtlicher Bewährungshelfer einen Jugendlichen betreut und bin überrascht gewesen, wie genau über jeden einzelnen kleinen Schritt der offiziellen Szene Be­scheid gewusst wird. Das heißt, man kann auch die Drogenszene nicht in weitere Untergrundbereiche abdrängen oder gar in das Biotop Niederösterreich. Man muss Niederösterreich dankbar sein, dass es den „Grünen Kreis“ gibt. Das ist die härteste Therapie, der sich Drogensüchtige freiwillig unterziehen. Das ist mehr als Gefängnis, aber wer es schafft, hat eine solide Basis für die Zukunft. Das gibt es in Niederöster­reich mit Bundesunterstützung.

 


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