Das hat einerseits Gründe während des
Studiums: Vor allem die Tatsache, dass so viele Studierende arbeiten müssen, um
sich ihr Studium zu finanzieren, führt sehr oft dazu, dass sie im
Arbeitsbereich hängen bleiben, das Studium vernachlässigen und dann letztendlich
ganz aus dem Studium ausscheiden und sich auf die Arbeit konzentrieren. (Bundesrat
Dr. Kühnel: ... schnell
studieren!)
Andererseits gibt es auch schon Gründe vor dem Studium, die dazu führen, dass ein Studium gar nicht erst begonnen wird – und auch das sind sehr oft soziale Gründe. Tatsache ist auch, dass die Einführung von Studiengebühren, die auch meiner Meinung nach ersatzlos gestrichen gehören, diese Situation verschlimmert hat.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn es um
die Stellung von Studierenden in unserer Gesellschaft geht, gibt es ein ganz
eigenartiges Paradoxon: Einerseits werden Studierende in der öffentlichen
Meinung sehr oft – und das hören wir auch vom Kollegen Kühnel immer wieder
in Zwischenrufen (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel) – eher als Schmarotzer oder als leistungsscheu,
als Menschen, die nicht arbeiten wollen und die sowieso viel zu lange studieren
und dem Staat viel zu viel Geld kosten, dargestellt. (Bundesrat Dr. Kühnel: ... billiges
Argument ...!)
Wenn dann andererseits der Begriff der Akademikerquote zur Sprache kommt, sind sie plötzlich ganz wichtig, dann brauchen wir Studierende.
Es darf also bei dieser doch etwas seltsamen Sicht – bei der auch die Bundesregierung sehr gerne mitgespielt hat, wenn es darum geht, Studierende in der öffentlichen Meinung abzuqualifizieren –, bei dieser Situation nicht wundern, wenn die Maßnahmen, um die AkademikerInnenquote zu erhöhen, sich doch meist im kosmetischen Bereich abspielen.
Ich nenne hier als Stichwort nur die Pädagogischen Hochschulen, bei denen die Entscheidung noch ansteht, ob sie tatsächlich eine inhaltliche Änderung der bisherigen Lehramtsausbildung erhalten werden, oder ob die Änderung einfach darin besteht, die bisherigen PÄDAKs „Pädagogische Hochschulen“ zu nennen. – Das ist eine kosmetische Änderung, aber nichts anderes.
Und auch in diesem Antrag ist wieder zu sehen, dass die Erhöhung dieser Akademikerquote für die Regierung eine kosmetische Angelegenheit ist, denn das Bakkalaureat wird hier wieder einmal als Grund- oder Regelstudium bezeichnet.
Bei mir macht sich dann einfach die Befürchtung breit, dass sich in Zukunft die Universitäten, für die es ja auch ein Qualitätsmerkmal ist, wie viele Studienabschlüsse sie pro Jahr produzieren, einfach darauf versteifen werden, Bakkalaureate anzubieten, die Studierenden mittels Schnellabfertigung raschest möglich durch die Universität zu schleusen und dann später ein qualitativ durchaus anspruchsvolleres Studium nicht mehr gefördert wird: Für das Magisterstudium können Studierende dann keine Förderung mehr beanspruchen.
Das führt dazu, dass natürlich das durchschnittliche Niveau der Universitätsabsolventen sinkt, wenn sie nur das Bakkalaureat gemacht haben. Sie können sich aber kein Magisterstudium leisten. – Das ist eine billige Art, um die AkademikerInnenquote zu erhöhen. Das mag vielleicht ein Zeichen von Kreativität sein, sicher aber nicht ein Zeichen von Weltklasse-Bildungspolitik.
Jetzt steht uns eine weitere sehr große Herausforderung bevor, nämlich der Schlussantrag von Generalanwalt Jacobs zum Thema freier Hochschulzugang in Österreich. Ich hoffe nur, dass in diesem Bereich nicht so sehr Kreativität, sondern eher zielführende Lösungen gefunden werden.
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