BundesratStenographisches Protokoll750. Sitzung / Seite 29

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In Innsbruck ist das zum Beispiel auf der Psychologie der Fall gewesen. Die Psycholo­gie in Innsbruck war seit Jahren mit Personal chronisch unterversorgt. Es gab ein sehr schlechtes Betreuungsverhältnis, ganz wenige Professoren gab es auf eine wirklich große Anzahl von Studierenden.

Ich kann der Uni jetzt gar nicht böse sein, dass man diese Gelegenheit dann genutzt hat, aber das kann ja nicht Sinn der Sache sein. Wenn es schon seit Jahren eine Un­terversorgung mit Ressourcen gibt, zu wenige Professuren, zu wenig Personal, dann wäre für mich die logische Konsequenz, wenn dieses Fach nachgefragt ist und dieses Fach die Studierenden interessiert, dass man dafür sorgt, dass einfach mehr Personal vorhanden ist.

Es ist ja keinesfalls so, dass das an den Universitäten immer logisch nachvollziehbar ist. Da gibt es Fakultäten, Institute mit nicht so wahnsinnig vielen Studierenden, die personell sehr gut ausgestattet sind. Dann gibt es wieder andere Studienrichtungen, die wirklich Massenstudien sind, die aber nur drei oder vier Professoren haben. Dass das nicht hinhaut, dass es hier für die Universitäten Probleme gibt, liegt auf der Hand, aber diese Probleme liegen nicht daran, dass viele Studierende sich dafür interes­sieren, das studieren wollen, sondern das Problem ist einfach, dass es zu wenig Res­sourcen gibt.

Es gibt in Österreich noch ein weiteres Problem, nämlich, dass wir statistisch gesehen im internationalen Vergleich zu wenige Akademikerinnen und Akademiker haben. Ich nehme an, es wird jetzt gleich das Argument kommen, dass die OECD ja in anderen Ländern andere Ausbildungen als universitär anrechnet, dann würde ich sagen: Gut, dann machen wir diese Ausbildungen auch universitär, dann können wir sie auch dazu­zählen und müssen nicht weiter darüber streiten, wie denn die Statistik eigentlich aus­schaut und wie sie ausschauen könnte!

Mit dem Beschluss des Nationalrates, der heute hier vorliegt, bleiben die Probleme, die ich erwähnt habe, ungelöst. Ich würde gerne über etwas diskutieren, das eine große positive Veränderung in der Universitätslandschaft mit sich bringt. Das heute ist es leider nicht. Die Verlängerung dieser Regelung wird, wie schon gesagt, in gar keiner Weise eine Verbesserung für die Universitäten und die Studierenden bringen.

Eines muss man allerdings anerkennen: Offensichtlich hat sich das Gesprächsklima zwischen Österreich und der EU-Kommission verbessert, denn dass es jetzt diese Toleranzfrist gibt, diese fünf Jahre, in denen Österreich Zahlen liefern und beweisen kann, wie die Situation auf den medizinischen Universitäten ausschaut, ist zumindest etwas, womit vor ein paar Jahren noch nicht zu rechnen war. Das ist durchaus positiv anzuerkennen, dass sich da das Klima verbessert hat.

Ich kann abschließend sagen: Wir haben leider noch immer kein Konzept vorliegen, das die Lösung der Probleme von Universitäten mit sich bringen würde. Was mich schon besonders betroffen macht, ist, dass die SPÖ im Wissenschaftsausschuss und im Nationalrat einer Änderung der jetzigen Regelung zugestimmt hat, nämlich dass der Bundesminister in Zukunft auch in anderen Studienfächern diese Zugangsbeschrän­kung ermöglichen kann, was bisher nicht der Fall war.

Der Wissenschaftsausschuss des Nationalrates hat festgestellt, dass es sich dabei um die zwei Fächer handeln würde, die jetzt rausgefallen sind. Nur: Eine Feststellung des Wissenschaftsausschusses ist schön, hat aber rechtlich leider keine Auswirkung. Das heißt, wenn jetzt der Herr Bundesminister irgendwann der Meinung ist, dass es zum Beispiel für Pädagogik oder für andere Studienfächer auch Sinn machen würde, den Universitäten eine Beschränkung zu ermöglichen, dann könnte er das tun. Die SPÖ muss sich im Klaren sein, dass sie das durch ihre Zustimmung ermöglicht hat.

 


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