BundesratStenographisches Protokoll756. Sitzung / Seite 19

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ganz unterschiedlichen Bereichen bereit erklären, Wissen und damit auch soziale Kompetenz zu vermitteln. Ich meine, dass ein Teil der Wissensvermittlung auch die Vermittlung sozialer Kompetenz ist, und die Fähigkeit dazu erhöht sich vielfach, wenn man selbst beispielsweise vorher eine ungewöhnliche Karriere gemacht hat und nicht nur den gradlinigen Weg einer pädagogischen Ausbildung gegangen ist.

Kollege Todt hat recht: Seit 1945 wurden sehr viele Menschen über die Studienberech­tigungsprüfung dem Studium zugeführt. Früher war ein Grund für deren Notwendigkeit oft auch die mangelnde Mobilität. – Ich selbst komme als Arbeiterkind aus einem be­nachteiligten Tal in Tirol, und auch ich brauchte eine Studienberechtigungsprüfung, die ich dann in Wien ablegte.

Auf diese Weise haben wir die Akademikerquote generell gehoben, und dass diese Möglichkeit des Studienzugangs nun auch im Bereich der Pädagogischen Hochschu­len besteht, ist längst überfällig.

Ich bitte aber sowohl Kollegen Todt als auch Sie, Frau Bundesministerin, das zu be­denken, was Herr Kollege Schnider gesagt hat, dass wir nämlich derzeit an zwei ver­schiedenen Anstalten Lehrer und Lehrerinnen ausbilden und deren Durchlässigkeit nicht gegeben ist. So kann zum Beispiel jemand, der für den Grundschulunterricht aus­gebildet wurde, mit dieser Ausbildung nicht an ein Gymnasium wechseln.

Kollege Todt hat gemeint, dass hier die Kindergärtner und Kindergärtnerinnen fehlen. Ja, das trifft zu, aber es fehlen auch die Sozialpädagogen, die Erzieher und Erzieherin­nen. Ich meine, wir brauchen generell mehr Flexibilität. Ich finde immer die Vorstellung wahnsinnig, dass jemand von seinem 20. Lebensjahr bis zur Pensionierung beispiels­weise Kindergärtnerin ist. Das ist ein Irrsinn! Wir brauchen innerhalb dieser Berufe auch Möglichkeiten des Switchens, des Umsteigens, damit man auch andere Bereiche kennenlernen kann.

Kollege Schnider hat recht: Die Ausbildung für das Lehramt ist nicht auf die Dauer be­schränkt, bis man die Befähigung zu lehren hat, sondern die eigentliche Ausbildung be­ginnt erst nachher. In einem 30- bis 40-jährigen Berufsleben eines Lehrers oder einer Lehrerin und für alle, die pädagogisch tätig sind, gibt es eine lange Strecke der Ausbil­dung, um auf dem neuesten Stand zu sein und neue Erkenntnisse einfließen zu las­sen. Das nennen wir Fortbildung, und diese muss disziplinenübergreifend gemischt sein. Ich meine nämlich, es sollen auch Lehrer und Lehrerinnen wissen, welche Proble­me es im Bereich der Kindergärten gibt und umgekehrt.

Das heißt, wir brauchen einen Austausch an Informationen und Erfahrungen, und des­halb ist es so wichtig, Frau Bundesministerin, dass wir das Ziel der Durchlässigkeit in den pädagogischen Berufen, auch in der Ausbildung, nicht aus den Augen verlieren. Wir müssen weiter daran arbeiten, dass wir diesbezüglich sozusagen zu einem Stamm kommen. Irgendwann kann es dann auch Verästelungen geben. Wenn es aber einen Grundstock in der Ausbildung gibt, dann ist es auch möglich, später im Laufe des Be­rufslebens aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen zu wechseln.

In diesem Sinne, sehr geehrte Frau Bundesministerin, bitte ich Sie: Lassen Sie nicht nach, an einer gemeinsamen Ausbildung zu arbeiten! Ich glaube, das ist wichtig, und wir werden den heutigen Schritt, der einen Baustein im Rahmen dieser Reform dar­stellt, gerne unterstützen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Bundesräten von SPÖ und ÖVP.)

9.31

 


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