BundesratStenographisches Protokoll759. Sitzung / Seite 97

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Diese Debatte fehlt mir ein wenig im Kulturbericht. Natürlich haben Sie das zu verantworten, was Bundeskulturaktivitäten betrifft. Aber man kann ja in so einem Kulturbericht solche Entwicklungen und Tendenzen auch hineinschreiben. Ich kenne andere Berichte über andere Bereiche, die wir sehr wohl und sehr genau studieren und wo das auch wichtig ist, wo eine Diskussion einen Schritt weitergeht, wo man sich fragt: Was sehen wir an Entwicklungen?

Da Kollege Kneifel Linz hier als Europäische Kulturhauptstadt zusammen mit Vilnius erwähnt hat, muss ich sagen: Wir hatten erst – das ist noch nicht so lange her – Graz als Kulturhauptstadt. Und auch da hat man Erfahrungen gemacht. Wir haben ja gesehen, dass zum Beispiel die freie Szene in der Steiermark und in Graz auf zwei Jahre sozusagen ausgetrocknet war. Das alles sind Dinge, die man mitberücksichtigen muss. Es ist wichtig, dass wir im Wettbewerb stehen, im Kulturwettbewerb, im Wett­bewerb der Städte in ihren Darstellungen, aber man muss natürlich auch berück­sichtigen: Was bedeutet das für die anderen? – Man kann nicht sagen, dass es in Linz nicht auch diese Diskussion gibt. Es gibt ja auch welche, die sagen: Wir machen auf Grund dessen nicht mit! Die stehen in Opposition zu den Kulturschaffenden.

Es sind immer wieder unterschiedliche Versuche gestartet worden. Das ist für mich eine Diskussion, die zu einer Kulturpolitik eines Landes gehört – unabhängig davon, dass ich dafür bin, dass solche Kandidaturen und solche Bewerbungen und auch solche Großprojekte wie in Linz oder in Graz durchgeführt werden. Das ist wichtig, das ist ein wichtiges Signal.

Aber was ich auch immer wieder sehe, ist, dass wir in Österreich im Grunde genom­men noch ganz, ganz weit hinten stehen, wenn österreichische Kulturschaffende versuchen, in Europa etwas zu machen. Letztlich ist Kulturschaffen im eigenen Lande auch ein Kulturexport, weil Kulturschaffende im eigenen Lande nur etwas schaffen – die können davon auch nicht leben –, wenn es um internationale Anerkennung geht. Wenn wir uns in anderen Staaten anschauen, mit wie viel Geld die ihre eigene Kultur in unterschiedlichen Bereichen fördern, dann sehen wir, dass eben diese Kultur in anderen Ländern, in anderen Städten gezeigt wird!

Ja, wir haben die Auslandskultur, das ist auch wichtig. Aber die Dotierung ist letztlich niedrig, verglichen zum Beispiel mit den Niederlanden oder mit Belgien, um nur zwei etwa gleich große Staaten zu nennen: Da können wir nur schauen, welche Mög­lichkeiten hier die Künstlerinnen und Künstler vor Ort vorfinden! Und dann verzerrt das natürlich wiederum ein bisschen die Situation. Sie verzerrt das, weil Kunstschaffende, Kulturschaffende sich in einem gewissen Konkurrenzverhältnis auf dem gesamten Markt befinden.

Einen Punkt sind wir in einer sehr bemerkenswerten Enquete hier im Hohen Haus angegangen, das ist die ganze Frage der Musik und der Musikausbildung und auch ihrer Transportmittel. Wenn der öffentlich-rechtliche Sender zum Beispiel die Musik dieses Landes und die Musik der Musikschaffenden dieses Landes, egal, aus welchem Genre, nicht entsprechend transportiert und einfach das, was auf dem Markt aus dem angelsächsischen Raum kommt, den Vorrang hat, dann ist das ein Nachteil.

Das ist, so glaube ich, bei dieser Parlamentarischen Enquete ziemlich deutlich heraus­gekommen. Ich bin froh, dass es derzeit innerhalb des ORF eine entsprechende Überprüfung gibt. Ich bin sehr neugierig auf die Ergebnisse, die da herauskommen werden, insbesondere für jene, die zeitgenössische Musik machen, die Pop machen, die Rock machen, ein Kulturschaffen, das einfach nicht transportiert wird.

Wenn es einen öffentlich-rechtlichen Sender gibt, dann hat er diese Musikrichtungen auch zu transportieren. Aber ich bin gegen Quoten. Ich bin dagegen, dass man sagt, 35 Prozent von Ö3 muss österreichische Musik sein. Da würden wir uns selber


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