BundesratStenographisches Protokoll766. Sitzung / Seite 22

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halte es vor allem für ganz besonders wichtig, dass damit überbetriebliche Qualifizie­rungsprogramme einhergehen. Da bietet sich die Gelegenheit, die Menschen fit für die Zukunft zu machen und Dinge, die vielleicht bis dahin nicht passiert sind – aus welchen Gründen auch immer – voranzutreiben.

Allerdings wird da – das möchte ich schon anmerken – auch das AMS besondere Anstrengungen unternehmen müssen, denn es war in der Vergangenheit nicht immer so, dass die Kurse des AMS jene waren, die den Arbeitnehmern auch wirklich geholfen haben. (Demonstrativer Beifall der Bundesrätin Kerschbaum.) Herr Sozialminister Hundstorfer hat das ja auch das letzte Mal hier indirekt zugegeben, indem er gesagt hat – völlig richtig, da stimme ich Ihnen zu –, dieser dritte Kurs, nämlich „Wie bewerbe ich mich richtig?“, kann es wohl nicht sein. Im AMS wird da also ein Umdenken erfolgen müssen. (Beifall bei Bundesräten ohne Fraktionszugehörigkeit.)

Wir wissen alle – das soll jetzt nicht ein generelles Misstrauen der Wirtschaft gegen­über sein –: Wenn etwas ein bisschen „lockerer“ geht, dann neigen manche dazu, das auszunützen, und daher meine ich, dass eine gewisse Kontrolle jener Unternehmen, die jetzt Gelder der öffentlichen Hand bekommen, gewährleistet sein muss. (Bun­desrätin Zwazl: Kurzarbeit kostet die Unternehmen mehr, weil sie Sozialversiche­rungs­beiträge von 100 Prozent zahlen! ...!) – Die kriegen aber auch Beihilfen, wie wir gesehen haben und wie aus dem Gesetz eindeutig hervorgeht. (Neuerlicher Zwischen­ruf der Bundesrätin Zwazl.)

Wo wir ganz besonders ansetzen müssen, ist bei der Qualifizierung der Jugendlichen; bei jenen 45 Prozent also, die lediglich einen Pflichtschulabschluss haben. Da muss angesetzt werden, natürlich auch schon vorher in der Schule. Da müssen wir von der politischen Seite her – da nehmen wir Freiheitlichen uns überhaupt nicht aus – tätig werden, und zwar auch dahin gehend, was eine Bewusstseinsbildung anlangt, was Bildung ist und welchen Wert Bildung hat.

Das müssen wir sowohl den Jugendlichen als auch den Eltern sagen, dass ihre Kinder nur dann eine Chance haben, wenn sie in der Schule lernen und eine entsprechende Qualifizierung erreichen. Damit meine ich aber jetzt nicht nur die Matura, obwohl ich weiß, dass sich in der Bildungspolitik eigentlich alles nur um Matura und Studium dreht. Ich meine, auf der einen Seite kann man nicht sagen „Karriere mit Lehre“, und man erlebt auf der anderen Seite in jeder Bildungsdiskussion – das ist jetzt kein Angriff auf Sie, Frau Präsidentin Zwazl –, dass immer nur von der Matura ausgegangen wird. Die Lehre wird offensichtlich immer so als zweitrangige Ausbildung betrachtet. (Zwischen­ruf der Bundesrätin Zwazl.) – Genau das sehe ich aber nicht so; da treffen wir uns ja ohnehin!

Ich sage: Auch der Lehrling kann sehr gut qualifiziert sein, wir müssen jedoch darauf achten, dass nicht nur die „üblichen“ drei Lehrberufe angestrebt werden, nämlich Kfz-Mechaniker, Friseurin und Bürokaufmann. Das sind die beliebtesten Lehrberufe. Das heißt, wir müssen auch bei den Mädchen schauen, dass sie sich trauen, andere Berufe als die bisher für Mädchen sozusagen traditionellen zu erlernen und dort etwas zu machen. Aber auch bei Burschen sollte es so sein, dass es für diese eben nicht nur die Automechaniker-Lehre gibt, sondern auch andere und durchaus interessante Berufe.

Das heißt, dass diese rund 47 500 arbeitlosen Jugendlichen eine Zukunftsperspektive haben müssen, denn wenn wir den Jugendlichen heute schon sagen, „Du hast überhaupt keine Chance!“, dann werden sie verzweifeln. Und wir wissen ja auch, dass damit einige andere unerwünschte Dinge einhergehen.

Daher ist sehr zu begrüßen, dass finanzielle Mittel für die Arbeitsstiftungen bereit­ge­stellt werden. Nur, Herr Minister: Eine Ausbildungsgarantie für Jugendliche wurde ja schon länger gegeben, ist also beschlossen worden, aber bislang konnte man nichts


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